TF+Unfall+Flucht mit 1,15-2,28 Promille

Thor12

Neuer Benutzer
Hallo liebe Community,

ich lese seit mehreren Monaten still hier mit und konnte aus anderen Forenbeiträgen schon viel für meine eigene Aufarbeitung nutzen. Was hier geleistet wird, ist wirklich großartig.

Zu mir selbst: ich war am 27.07.2024, um 18 Uhr, auf einen Geburtstag eines Arbeitskollegen eingeladen und habe dort eine große Menge Alkohol konsumiert. Am 28.07.2024 bin ich dann gegen 01:00 Uhr in mein Auto gestiegen, mit dem ich zu dem Geburtstag gefahren bin (ca. 25km vom Wohnort weg). Nach ca. 900 Metern bin ich aufgrund meiner Alkoholisierung über den Gegenverkehr von der Fahrbahn abgekommen und in ein geparktes Fahrzeug gekracht. Durch den Aufprall wurden auch noch zwei weitere Fahrzeuge beschädigt.

Hiernach gab es einige Zeugen die zu meinem Fahrzeug kamen und mir helfen wollten. Laut deren Aussage (aus der Strafakte entnommen) muss ich stark verwaschen und lallend gesprochen und gänzlich aufgeregt gewesen sein. Unter anderem war ich auch am Kopf verletzt, da ich durch den Aufprall mit dem Kopf gegen die Seitenscheibe geknallt bin. Ich bin dann aber einfach in ein nahegelegenes Naturschutzgebiet gelaufen, wo ich im weiteren Verlauf auch noch durch Polizei und Feuerwehr gesucht wurde. Ich selbst kann mich an die Fahrt, den Aufprall und die nachfolgende Zeit nicht erinnern (im Krankenhaus großes Hämatom am Kopf und Schädel Hirn Trauma mit Amnesie diagnostiziert).

Ich bin ca. 7 Stunden später mitten in dem Gebiet wach geworden, hatte überall Kratzspuren, war ganz durchnässt und verdreckt. In dem Moment wusste ich nicht, was los ist und stand unter Schock. Auch fehlten mir alle meine persönlichen Gegenstände u.a. mein Handy. Ich bin dann an dortigen Bahngleisen zurück zu einer Landstraße gelaufen, welche direkt zum Ort führte, wo ich auf dem Geburtstag war.

Da die Unfallstelle direkt am Ortseingang lag bin ich praktisch direkt dorthin gelangt, dort standen auch noch die beschädigten Fahrzeuge und einige Trümmerteile lagen noch in der Fahrbahnrinne u.a. auch Teile von meinem Fahrzeug (erkannte ich weil u.a. Kennzeichenleiste mit Werbung meiner Werkstatt vom Wohnort dort lag).

In dem Moment wusste ich, dass ich großen Mist gebaut habe. Ich hab dann direkt an dem dortigen Wohnanwesen geklingelt, bis mir geöffnet wurde. Die Anwohnerin sagte mir dann dass sie eine der Zeuginnen in der Nacht war und zeigte mir Bilder des Unfalls, welche sie mit ihrem Handy gemacht hatte. Ich hab dann darum gebeten, die Polizei zu rufen. Als die kamen, bin ich mitgefahren und habe letztlich die Blutentnahme machen lassen.

Ich bin froh, dass ich niemanden verletzt habe, das hätte ich mir selbst nicht verzeihen können. Die Sachschäden waren alle zeitnah beglichen.

Heute am 24.10.2025 kam die Anordnung der MPU mit den Fragestellungen im unten ausgefüllten FB.

Habe bei der Führerscheinstelle nachgefragt, wie man auf Missbrauch kommt. Antwort war zunächst, dass das halt so festgelegt wurde. Auch weil ich keine konkrete Tatzeit BAK habe, sondern nur eine Spanne. Auf den Unfall und die Ausfallerscheinungen, welche die Zeugen berichteten, wurde nicht eingegangen, das könnte ja auch von was anderem kommen. Im ärztlichen Untersuchungsbericht steht nur Kältezittern und bei Finger-Finger Test leicht unsicher. Die Entnahme war aber auch über 7 Stunden nach der Tat.

Ich war bis Mai bei einer Verkehrspsychologin (ehemalige MPU Gutachterin) die mir anhand meiner Konsumhistorie und allem Weiteren sagte, dass ich unproblematisch mit risikoarmen Konsum in die MPU gehen könnte, was ich seit Anfang Dezember so durchführe, bislang ohne Rückfall, Gedanken wieder mehr Alkohol zu trinken usw.

Jetzt sitze ich natürlich hier mit einer Missbrauchsvermutung der FE Behörde und habe keine Abstinenz. Ich war sehr zuversichtlich, dass ich durch meine Aufarbeitung eine MPU bestehen kann und evtl. im Januar nach fast 18 Monaten wieder Auto fahren kann.

Ist bei einer Missbrauchsvermutung der FE Behörde überhaupt eine MPU mit risikoarmen Konsum möglich?

Meine Verkehrspsychologin ist leider schon so weit mit Terminen belegt, dass sie mich in den nächsten Wochen nicht mehr unterbekommt. Muss aber innerhalb einer Woche mitteilen ob und wo ich die MPU machen will.

Ich beantworte in den nächsten Tagen auch den großen Fragebogen, damit ihr mir evtl. sagen könnt, ob anhand meiner Aufarbeitung i.S. Konsumhistorie, Trinkmotive, Vermeidungsstrategien und Rückfallstrategie sagen könnt, ob eine Einstufung in A3 so überhaupt möglich ist. Ohne Abstinenz brauche ich ansonsten erst garnicht zur MPU.

Vielen Dank schon Mal an alle!!!

FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 178cm
Gewicht: 78kg (zum Zeitpunkt der Delikte 85kg)
Alter: 34

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 28.07.2024
BAK: 0,62 Promille (Rückrechnung auf Spanne zw. 1,15 und 2,28 Promille)
Trinkbeginn: 27.07.2024, 18:00 Uhr
Trinkende: zwischen 00:00 - 00:30 Uhr des Folgetages
Uhrzeit der Blutabnahme: 28.07.2024, 08:20 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 4 Monate (zuvor FS 10 Monate sichergestellt)

Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja
Habe noch keinen gemacht: --

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nur Delikte des Tattages
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Doppelte Fragestellung:
1. Ist zu erwarten, dass auch zukünftig erheblich gegen verkehrsrechtliche Bestimmungen verstoßen wird

2. Kann trotz der Hinweise auf Alkoholmissbrauch ein Fahrzeug sicher geführt werden? Ist insbesondere nicht zu erwarten, dass ein Fahrzeug unter Alkoholeinfluss geführt wird?

Bundesland:
Saarland

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: 4 Monate Trinkpause (nicht mittels Nachweisen belegt, seitdem risikoarmer Konsum nach den Regeln des früheren kontrollierten Trinkens, d.h. 2 Bier zu besonderen Anlässen, 1x pro Monat)
Ich lebe abstinent seit: nein

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: nein
PEth-Analytik ja/nein: nein
Keinen Plan?:

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Verkehrspsychologische Maßnahme von November 2024 - Mai 2025
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung:

MPU
Datum: noch nicht bekannt
Welche Stelle (MPI): Prosecur Saarbrücken
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: keine, Ersttäter
 
Anbei noch die MPU Anordnung
 

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Schön, dass du jetzt hier auch schreibst :smiley138:

Die Anordnung ist eine Standardformulierung und hat nix zu bedeuten.

Könntest du bitte den genauen Bericht der BE hier zur Verfügung stellen ?
Dann lässt dich zur Hypotheseneinschätzung zumindest nach Aktenlage mehr sagen.
 
Ich habe den Bericht der Polizei, sowie den ärztlichen Untersuchungsbericht angehängt.

Das Gutachten der Rechtsmedizin besitze ich leider garnicht, weil mein Anwalt dieses zwar angefordert hatte, dann aber der Strafbefehl kam und die Anforderung danach nicht mehr bearbeitet worden war
 

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Erst einmal vielen Dank !

Mmh, das ist blöd.
Ich verstehe die Rechnung nicht, die in der MPU-Aufforderung steht, die nur auf dem forensischen Bericht beruhen kann :smiley2204:
Daher ist der aus meiner Sicht wichtig, um dir auch raten zu können, ob es Sinn ergibt, ohne AN mit A3 in die Begutachtung zu gehen.

Mein Vorschlag wäre:
Bei der FEB einen Termin zur Akteneinsicht zu machen.
 
Ist bei einer Missbrauchsvermutung der FE Behörde überhaupt eine MPU mit risikoarmen Konsum möglich?

Das ist keine Vermutung sondern eine Tatsache.

Hintergrund: In unterschiedlichen Zusammenhängen können Begriffe eine unterschiedliche Bedeutung haben. Das ist beim Alkoholmißbrauch der Fall.

Im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr ist jede strafbare Fahrt unter Alkohol ein Alkoholmißbrauch. Von daher ist die Verwendung durch die Führerscheinstelle korrekt. Gleiches gilt für die Polizei, die Staatsanwaltschaft und gegebenenfalls das Gericht.

Bei der MPU geht es um die ärztliche Einordnung. Die kann anders ausfallen. Das die Behörden von Alkoholmißbrauch sprechen hat deshalb keinen Einfluß auf die Beurteilung durch den Gutachter. Der entscheidet auf Grund deiner Vorgeschichte und deiner Angaben, sofern diese nicht den behördlichen Angaben widersprechen.

Allerdings ist das Bestehen einer MPU nur (noch) in begründeten Ausnahmefällen ohne Abstinenz möglich, auch bei Einordnung in A3. Ich kann in deinem Fall bislang keine Begründung für so eine Ausnahme erkennen. Das mag sich aber noch ändern.
 
Also so wie ich das verstanden habe (was mein Anwalt mir erklärt hat) wurden zwei Rückrechnungen veranlasst (von den 0,62 Promille zurück auf die Tatzeit). Einmal mit 0,1 Promille, was die 1,15 Promille ergibt und einmal mit 0,2 Promille plus einmaligen Sicherheitszuschlag von 0,2 Promille, was 2,28 Promille ergibt. Die zweite Rückrechnung wurde wohl veranlasst, falls geprüft werden soll, ob ich in eine verminderte Schuldfähigkeit gelange (die ab 2,2 Promille vorliegen kann).

Das ergibt somit die Spanne von 1,15 bis 2,28 Promille. Die genaue Promillezahl zur Tatzeit ist ja nicht mehr reproduzierbar, weshalb gesagt wurde dass diese irgendwo in diesem Bereich gelegen haben muss.
 
ob ich in eine verminderte Schuldfähigkeit gelange (die ab 2,2 Promille vorliegen kann).

Nein, die geht ab 3,00 Promille los, wobei noch weitere Belege hinzukommen müssen. Außerdem wäre eine Schuldunfähigkeit für die Wiedererlangung deines Führerscheins eher hinderlich. Wer Alkohol im Übermaß gewohnt ist, ist bei 3,00 Promille nicht schuldunfähig.

Soweit ich verstanden habe stand eine Nachtrunkbehauptung nicht zu Diskussion und deshalb wurde dir nur eine Blutprobe entnommen. Bei der Rückrechnung nach mehreren Stunden muss jedoch auch die individuelle Alkoholabbaurate berücksichtigt werden. Daher die Spanne. Wobei die 1,15 Promille genau so unwahrscheinlich sind wie die 2,28 Promille. Deshalb geht die Führerscheinstelle vom Mittelwert aus, der der Wahrheit wohl auch am nächsten kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Thor12 da ich selber Saarländer bin und ich selber aktuell noch immer mit unserer Justiz und Behörden mich auseinandersetzen muss, rate ich dir dringend von der ProSecur ab! Die MPU dort ist um ein vielfaches teurer als beispielsweise bei der Pima oder beim TÜV.
 
Okay, vielen Dank !
Sicherheitszuschlag war mir neu.

Stelle doch bitte einmal deine ausführlichen FB zur Verfügung.
Deine psychologische Aufarbeitung ist ja MPU-reif…?
In Bezug auf beide Fragestellungen…?

Dann können wir eher abschätzen, ob es sich „lohnt“, ohne AN in die Begutachtung zu gehen…

Wie lang sind denn deine Haare ?
 
Den fülle ich natürlich noch in Gänze aus! Die speziellen Fragen bezüglich der verkehrsrechtlichen Fragestellung hätte ich gerne noch mit meiner Verkehrspsychologin besprochen. Leider kann sie mir ja zeitnah keinen Termin mehr anbieten.

Die psychologische Aufarbeitung ging rein über den Alkohol.

Die Haare sind ca. 3,5 bis 4cm lang.
 
Wenn deine psychologische Aufarbeitung passt, halte ich es nicht für gänzlich aussichtslos.
Du bist nur 900m gefahren und dann durch alkoholbedingten Fahrfehler verunfallt.
Hast du angegeben, wo du losgefahren bist ?
Dann hast du ja offensichtlich derangiert, also glaubhaft angegeben, „neben der Kappe“ draußen geschlafen zu haben, die Polizei rufen lassen.
Auch verfügst du über eine ausreichende Haarlänge, um den risikoarmen Konsum zu belegen.

Schaue dir doch den entsprechenden verkehrsrechtlichen FB an.
Da könntest du mal gucken, ob du dein inneres Motiv, Vermeidungsstrategien hierauf „anwenden“ kannst :smiley138:
 
Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille

Am 27.07.2024 war ich auf dem 30.Geburtstag eines Arbeitskollegen eingeladen, welcher diesen auf einem Sportplatz an seinem Wohnort gefeiert hat. Dies ist ca. 25km von meinem Wohnort entfernt. Der Geburtstag begann um 18 Uhr. Selbst bin ich mit meinem Auto dorthin gefahren. Vor Ort waren auch weitere Arbeitskollegen, als auch Freunde und Vereinsmitglieder des Geburtstagskindes. Kurz nach meiner Ankunft schloss das Geburtstagskind Fassbier an und eröffnete offiziell seinen Geburtstag. Ich trank hier das erste Bier. An diesem Tag war richtig schlechtes Wetter und es regnete fast dauerhaft, weshalb ich mit weiteren Arbeitskollegen draußen an einem Stehtisch stand. Dort trank ich dann auch weitere Bier, bis es schließlich etwas zu essen gab und ich mich in ein Außenzelt begab. Dort begannen mehrere Leute dann mit Trinkspielen, u.a. Beerpong. Hiervon hatte ich mich in der Vergangenheit ferngehalten, da ich das abrupte Austrinken von alkoholischen Getränken nicht wirklich vertrage. Da ein Arbeitskollege jedoch krampfhaft einen Partner für das Spiel suchte, habe ich mich dazu entschieden, gemeinsam mit ihm im Team zu spielen, auch weil ich den vielen weiteren, teilweise mir unbekannten Gästen, imponieren wollte.

Letztlich spielte ich zwar erfolgreich über einen längeren Zeitraum zwei Runden, musste jedoch diverse Becher mit Bier leeren. Während der ersten Runde verteilte der Gastgeber mehrere Gin Tonic, von welchen ich auch einen trank. Nach der zweiten Runde Beerpong begab ich mich schon sehr betrunken nach draußen an die frische Luft und tauschte noch Sprachnachrichten mit einem Arbeitskollegen aus, welcher an dem Abend nicht kommen konnte. Nachträglich angehört, lallte zu diesem Zeitpunkt schon stark. Draußen bemerkte ich zudem zunehmend meine hohe Alkoholisierung und empfand den Drang, nach Hause zu wollen.

Mit einer weiteren Kollegin hatte ich hiernach noch ausgemacht, dass wir uns ein Taxi teilen, da sie auch in meine Richtung musste. Ab diesem Zeitpunkt fehlen mir dann schon Erinnerungen. Im Nachgang habe ich erfahren, dass ich wohl noch gesagt habe, dass ich zu meinem Auto muss, um noch Sachen rauszuholen, was auch Sinn machte, da ich meinen Geldbeutel und Haustürschlüssel noch im Auto hatte.

Dort bin ich dann eingestiegen und losgefahren und zwar in die völlig falsche Richtung. Vom Sportplatz aus hätte ich für nach Hause Richtung Autobahn gemusst, bin aber stattdessen wohl Richtung nächstem Ort gefahren. So weit kam ich aber erst garnicht, da ich bereits beim Verlassen des Sportplatzes und schließlich auf der Hauptstraße nach 900m einen Unfall verursacht habe. Für nach Hause hätte ich 25km fahren müssen. Ich bin mit dem Fahrzeug nach links, über die Gegenfahrbahn, von der Fahrbahn abgekommen und dort mit einem anderen geparkten PKW kollidiert. Durch den Aufprall wurden zwei weitere PKW beschädigt.

Hiernach gab es einige Zeugen die zu meinem Fahrzeug kamen und mir helfen wollten. Laut deren Aussage (aus der Strafakte entnommen) muss ich stark verwaschen und lallend gesprochen und gänzlich aufgeregt gewesen sein. Unter anderem war ich auch am Kopf verletzt, da ich durch den Aufprall mit dem Kopf gegen die Seitenscheibe geknallt bin. Die Airbags hatten nicht ausgelöst. Ich bin dann aber einfach völlig verwirrt in ein nahegelegenes Naturschutzgebiet gelaufen, wo ich im weiteren Verlauf auch noch durch Polizei und Feuerwehr gesucht wurde. Ich selbst kann mich an die Fahrt, den Aufprall und die nachfolgende Zeit nicht erinnern (im Krankenhaus großes Hämatom am Kopf und Schädel Hirn Trauma mit Amnesie diagnostiziert).

Ich bin ca. 7 Stunden später mitten in dem Gebiet wach geworden, hatte überall Kratzspuren, war ganz durchnässt und verdreckt. In dem Moment wusste ich nicht, was los ist und stand unter Schock. Auch fehlten mir alle meine persönlichen Gegenstände u.a. mein Handy. Ich bin dann an dortigen Bahngleisen zurück zu einer Landstraße gelaufen, welche direkt zum Ort führte, wo ich auf dem Geburtstag war.

Da die Unfallstelle direkt am Ortseingang lag bin ich praktisch direkt dorthin gelangt, dort standen auch noch die beschädigten Fahrzeuge und einige Trümmerteile lagen noch in der Fahrbahnrinne u.a. auch Teile von meinem Fahrzeug (erkannte ich weil u.a. Kennzeichenleiste mit Werbung meiner Werkstatt vom Wohnort dort lag).

In dem Moment wusste ich, dass ich großen Mist gebaut habe. Ich hab dann direkt an dem dortigen Wohnanwesen geklingelt, bis mir geöffnet wurde. Die Anwohnerin sagte mir dann dass sie eine der Zeuginnen in der Nacht war und zeigte mir Bilder des Unfalls, welche sie mit ihrem Handy gemacht hatte. Ich hab dann darum gebeten, die Polizei zu rufen. Als die kamen, bin ich mitgefahren und habe letztlich die Blutentnahme machen lassen.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Trinkbeginn 19:00 Uhr
Trinkende: ca. 00:30 Uhr

Insgesamt
3,3 Liter Pilsbier (5%), aufgeteilt auf 7x 0,33l + 2x 0,5l beim Beerpong spielen
1x Gin Tonic mit 4cl Gin

19-20 Uhr 1x 0,33l Bier
20-21 Uhr 2x 0,33 l Bier
21-22 Uhr 2x 0,33l Bier
22-23 Uhr 2x 0,33l Bier
23-24 Uhr 0,5l Bier+ 1 Gin Tonic mit 4cl
00-00:30 Uhr 0,5l Bier

Aufgrund der Tatsache, dass bei mir keine genaue Tatzeit BAK vorliegt, habe ich für die MPU eine Berechnung anhand der konsumierten Getränke und der vorliegenden Zeiten vorgenommen.

Gesamtzeit 19 Uhr bis 8:20 Uhr Blutentnahme= 13,3 Stunden
Pro Stunde werden ca. 8g Alkohol abgebaut
13,3x8= 106,4g Alkohol Gesamt Abbau
Rest bei der BE 0,62 Promille
0,62x59,5 (KG x 0,7) = 36,89g Restalkohol bei BE
Gesamtaufnahme Alkohol 106,4 + 36,89 = 143g Alkohol (ohne Nachkomma)

Abbau Trinkbeginn bis Tat 6 Stunden
6x8g = 48g Abbau bis Tat
Gesamtaufnahme 143g - Abbau bis Tat 48g = 95g Alkohol zum Tatzeitpunkt
95g: 59,5 = 1,59 Promille zur Tatzeit

Abbau ab Tat bis zur Blutentnahme = 7 Std., 20min. = 7,3
7,3x8g = 58,4g Alkohol ab Tatzeit bis zur BE abgebaut
95g Alkohol bei Tat - 58,4g Alkohol Abbau bis zur BE = 36,6g
36,6g : 59,5 = 0,615 Promille aufgerundet 0,62 Promille
Exakt das Ergebnis der Blutentnahme

Rechne ich die errechnete Promille zur Tatzeit, also 1,59 Promille, mit 0,15 Promille Abbau bis zur BE, komme ich auf 0,5 Promille, also etwas weniger als bei der BE. Rechne ich z.B. mit gewichtsaddaptiert errechnetem Abbau (8:59,5 = 0,13 Promille Abbau) komme ich auf 0,64 Promille, also auch wieder nah an das Ergebnis der BE. Ich denke also, dass die Promille zur Tatzeit im ungefähren Bereich von 1,59 Promille gelegen haben dürfte.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Um nach Hause zu kommen hätte ich knapp 25km fahren müssen. Nach 900m habe ich einen Unfall verursacht.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Zu diesem Zeitpunkt muss ich tatsächlich davon ausgegangen sein, mein Fahrzeug noch bis nach Hause fahren zu können, da ich ohne Not gefahren bin, die Fahrt mit einem Taxi war bereits vereinbart gewesen. Dies lag mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit daran, dass ich bereits öfter, insbesondere auch mit niedrigerer Alkoholisierung, nach Trinkanlässen nach Hause gefahren bin. Ich habe mich deshalb, auch aufgrund meiner hohen Alkoholisierung und der enthemmenden Wirkung, maßlos selbst überschätzt und war mir der Gefahren nicht bewusst, da bei allen vorherigen Fahrten nichts passiert ist und somit keine Konsequenzen vorlagen

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich hatte mit einer Arbeitskollegin während des Geburtstages vereinbart, ein Taxi zu teilen. Bei der Fahrt zum Geburtstag habe ich mir keine ausreichenden Gedanken gemacht, wie ich am späten Abend nach Hause komme, ich dachte mir nur leichtsinnig, dass einige Leute ja auch in meine Richtung müssen und ich schon irgendwie nach Hause komme. Auch dachte ich, dass ich ab einem bestimmten Zeitpunkt auf alkoholfreie Getränke umsteigen könne, um dann doch noch Fahren zu können. Somit fehlte schon von vorneherein ein Plan für diesen Abend, auch wie ich den Alkoholkonsum vom Fahren sicher trennen will.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Im Jahr 2019 bin ich von meinem ursprünglichen Wohnort in der Stadt ca. 10km weggezogen und musste somit, wenn ich mich in den darauffolgenden Jahren mit Freunden traf, auf Feiern ging usw. immer vorher fragen, wie ich dorthin gelange. Auch erweiterte sich aufgrund einer neuen Arbeitsstelle mein Bekanntenkreis, von denen alle sehr zerstreut wohnten. Da ich mit dem Bus teilweise bis zu einer Stunde in die Stadt brauche, habe ich aus Bequemlichkeit meistens das Auto genommen und bin dann auch regelmäßig mit 2 bis 4 Bier auch wieder nach Hause gefahren. Ich schätze, dass dies schon über die Jahre die 50-80 Fahrten überschritten hat. Es war somit ein erlerntes Verhalten, in meinem Kopf enstand die Verknüpfung "bis jetzt ist nie etwas unter Alkoholeinfluss passiert, ich wurde noch nie angehalten, warum soll ausgerechnet jetzt was passieren? Ich bin bis jetzt noch immer unbeschadet nach Hause gekommen!" Gerade bei Fahrten mit noch höherer Alkoholisierung, was vorher auch schon geschehen ist, kann ich sagen hatte ich lediglich Glück, dass nichts passiert ist.
An dem Tag meines Deliktes kam es somit insbesondere aus diesem erlernten Verhalten zum Fahrtantritt unter Alkoholeinfluss.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Mein erstes Mal Alkohol habe ich mit 15 Jahren getrunken, am Ende des letzten Schultages vor den Sommerferien. Ich hatte mich damals mit meinem besten Freund getroffen, um gemeinsam Musik zu machen (spielten in der Schulband zusammen). Am Abend, als die Eltern des besten Freundes nicht da waren, haben wir uns gemeinsam ein Bier geteilt und dies mit Zitronenlimonade gemischt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mir der herbe Geschmack zu stark war und ich überwiegend Limonade im Glas hatte.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ja ich trinke seit meinem 16 Lebensjahr regelmäßig Alkohol, jedoch seitdem nahezu ausschließlich am Wochenende (Ausnahmen zB. Weihnachtsfeier die auf einen Wochentag fällt.) und immer auswärts. Ich trinke zu Hause schon immer keinen Alkohol und insbesondere nicht alleine. Ab meinem 18. Lebensjahr hat sich meine Alkoholmenge im Bezug zu den Jahren davor gesteigert. Ab dieser Zeit suchte ich an den Wochenenden vermehrt Kneipen und Diskotheken auf. Der Konsum blieb jedoch bis zum Jahr 2012 stabil, bis ich dort aufgrund einer Trennung insgesamt vier Monate lang wesentlich mehr Alkohol zu mir nahm. Danach stabilisierte sich der Konsum aufgrund einer neuen Beziehung wieder auf das vorherige Niveau und blieb zunächst bis zum 28. Lebensjahr stabil. Ab da begann ich mein neues Studium und arbeitete zudem an meiner neuen Arbeitsstelle. Dort steigerte sich mein Alkoholkonsum nochmal. Ab dem Sommer 2023 steigerte sich mein Konsum dann aufgrund mehrerer privater Umstände (Krebserkrankung Mutter, Personalnot auf der Arbeit, Pflichten als Vater für mein zweites Kind perfekt nachkommen zu wollen) wieder bis zu einem sehr hohen Niveau, direkt vor dem Unfall. Danach habe ich den Konsum zunächst freiwillig eingestellt und trinke Alkohol seit dem Jahr 2025 nur noch im risikoarmen Bereich.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Alkoholverlauf Trinkmengen

15 Jahre: erstes Bier 0,33l gemischt mit Limo
16-17 Jahre: 2x/Monat 1-2 Bier 0,33l
18-22 Jahre: 2x/Monat 3-4 Bier 0,33l, 1-2 Shots 0,2cl oder 1-2 Longdrinks
Abweichung 2012 über 4 Monate: 3x/Monat 6-8 Bier 0,33l, 3-4 Shots 0,2cl
23-25 Jahre: 1x/Monat 3-4 Bier 0,33l, 1-2 Shots oder 1-2 Longdrinks
25-27 Jahre: 2x/Monat 3-4 Bier 0,33l, 1-2 Shots 0,2cl oder 1-2 Longdrinks
28-31 Jahre: 2x/Monat 4-5 Bier 0,33l, 2-3 Shots 0,2cl oder 1-2 Longdrinks
32-33 Jahre: 2x/ Monat 6-8 Bier 0,33l, 3-4 Shots oder 2-3 Longdrinks.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Ich habe ausnahmslos mit Freunden und Arbeitskollegen getrunken und dies an Geburtstagen, sonstigen Feiern, oder in der Stadt in Kneipen/Diskotheken. Während meiner Zeit bei der Feuerwehr habe ich dort nach dem Dienst mit den Kameraden getrunken. Zu Hause und insbesondere alleine trinke ich schon immer keinen Alkohol, mit sehr seltenen Ausnahmen, z.B wenn ich meinen Geburtstag mit Freunden bei mir zu Hause gefeiert habe.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Ich wuchs als Einzelkind auf und meine Eltern lebten in einem Viertel der unteren Gesellschaftsschicht und hatten beide aufgrund problematischer Elternhäuser mit vielen Geschwistern den Traum, mir ein besseres Leben zu ermöglichen. Dafür zogen sie als ich ein Jahr alt war in einen neu gebauten Mehrfamilienkomplex, in dem überwiegend junge Familien wohnen sollten. Dort wuchs ich mit vielen anderen Spielkameraden auf und mir fehlte es auch nicht an materiellen Dingen. Um mich zu betreuen, blieb meine Mutter zunächst ganz zu Hause, ab dem Kindergartenalter ging sie einer geringfügigen Beschäftigung nach und war somit immer zu Hause, wenn ich es auch war. Mein Vater hingegen musste, um den Familienunterhalt zu sichern, ganztägig arbeiten gehen. Er war Abteilungsleiter im Einzelhandel und aufgrund der Arbeitszeiten meist nicht zu Hause, auch am Samstag nicht. Er kam meist müde und genervt am Ende des Tages nach Hause. Dies führte dazu, dass ich unendlich viel Zeit mit meiner Mama verbrachte, jedoch kaum Zeit mit meinem Vater. Er hatte zudem den Anspruch, dass zu Hause immer alles in Ordnung ist, damit, sobald er nach Hause kommt, nicht auch dort noch Stress auf ihn wartet. Aufgrund dessen wurden an mich bereits in jungen Jahren schon hohe Erwartungen gestellt, Benehmen und Hören Stand im Vordergrund, schlechtes Benehmen wurde hart und autoritär bestraft. Mein Vater geriet in solchen Fällen immer in großen Streit mit meiner Mutter, sie hielt mir dann immer bei und sagte ich bin noch ein Kind und auch Kinder machen Fehler. In meiner Kindheit wurde ich auch körperlich durch meinen Vater bestraft. Wenn mein Vater dann am Sonntag endlich frei hatte, wollte ich immer dessen Aufmerksamkeit, dann galt aber meist Ausruhen, ruhig sein und es lief oft Formel 1 auf dem Fernseher.

Im Laufe meiner Kindheit dachte ich vermehrt, ich sei nicht gut genug und nicht liebenswert. Ich versuchte Aufmerksamkeit von meinem Vater zu bekommen, die ich allerdings nicht erlangen konnte. Im Lauf meiner Schulzeit und insbesondere ab der 5. Klasse begann ich unendlich viel zu lernen und mir alles mögliche anzueignen. Ich hatte hierdurch sehr gute schulische Leistungen und war mehrfach hintereinander Klassenbester. Ich dachte, dass mein Vater so stolz auf mich sein werde. Lob bekam ich allerdings immer nur über meine Mutter, die dann sagte dein Vater ist stolz auf dich. Aus seinem Mund hörte ich dies nie.

Der Drang perfekt zu sein, zog sich so weiter durch mein bisheriges Leben, ich habe ein sehr gutes Abitur, zwei abgeschlossene Ausbildungen, sowie ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Der dadurch gewonnene Selbstwert hielt allerdings nie lange an, weshalb ich mich auch des Öfteren neu orientiert habe, um mir meinen Wert und mein Können zu beweisen.

Aufgrund der fehlenden Aufmerksamkeit durch meinen Vater begann ich früh, mir diese in anderweitiger Hinsicht zu holen. Mit 11 Jahren ging ich zur Jugendfeuerwehr, dann zur aktiven Wehr, arbeitete im Rettungsdienst, nachfolgend im Krankenhaus und auch jetzt arbeite ich in einem sehr verantwortungsvollen Bereich in dem man auf mein Funktionieren angewiesen ist. Früh dachte ich, wenn ich anderen Menschen helfe, erlange ich positive Aufmerksamkeit durch meine Umwelt und so war es auch. Ich kann nicht mehr zählen wie oft sich Menschen für mein Tun bei mir bedankt haben uns es fühlte sich immer großartig an, weshalb ich immer und immer mehr davon wollte. Teilweise arbeitete ich während dem Urlaub bei meiner Arbeitsstelle freiwillig woanders, um nicht untätig zu Hause rumzusitzen. Oft verausgabte ich mich hierdurch, insbesondere zu der Zeit, als ich meiner depressiven Freundin helfen wollte. Dass mir dies letztlich nicht gelang, warf mich zunächst in ein Loch, konnte ich doch so oft Menschen helfen, nur hier nicht.

Auch in der Zeit vor dem Unfall half ich auf der Arbeit aus, wo es nur ging. Mal fehlte hier jemand auf dem Dienstplan, mal dort, ich sprang so oft ein, dass ich über den Sommer fast 120 Überstunden generierte. Meine unmittelbaren Vorgesetzten huldigten mein Engagement. Und das war wieder meine erlangte Aufmerksamkeit.

Zudem erkrankte zu dieser Zeit meine Mutter schwer an Krebs, sodass mehrere Operationen und Chemotherapien über die kommenden Monate, bis hin zu meinem Unfall, anstanden. Auch hier stand ich ihr jederzeit zur Seite, ich kam ja aus dem medizinischen Bereich und wollte ihr somit bei allem helfen, um dies durchzustehen. Ich dachte umso mehr ich sie unterstütze, um so eher besiegen wir die Erkrankung.

Gleichzeitig war mein zweiter Sohn in diesem Jahr geboren. Nachdem die Beziehung zu der Kindesmutter meines ersten Sohnes in die Brüche ging und dieser mich nicht mehr täglich sah, hatte ich wieder meinen eigenen Vater vor Augen, mit dem ich auch nie viel Zeit hatte. Bei meinem zweiten Sohn wollte ich somit alles anders machen. Ich sorgte mich so gut um ihn, als wäre ich Vater und Mutter in einem, auch zu Hause wollte ich meiner Freundin nichts überlassen, um der perfekte Freund zu sein. Ich übernahm kochen, Haushalt, Garten, Einkaufen, ging Vollzeit im Schichtdienst arbeiten und war zu jeder dann noch freien Zeit bei meiner krebskranken Mutter. Für meine eigenen Bedürfnisse räumte ich mir bis zu meinem Unfall keine wirkliche Zeit ein, um mich mal auszuruhen.

Die einzige Zeit für mich hatte ich tatsächlich dann, wenn ich mit Freunden oder Arbeitskollegen unterwegs war, auf Geburtstagen o.ä. konnte ich an solchen Tagen dann mal abschalten, vergaß den Stress für ein paar Stunden und war mal nur für mich. Zudem vergaß ich die Verantwortung und Verpflichtungen für meinen Sohn, meine Mutter, meine Freundin und mein zuhause.
Wenn ich dann Alkohol trank verstärkte dies natürlich nochmal das positive Gefühl zu diesen Zeiten und das war auch der Grund für meine gesteigerte Trinkmenge.
 
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol habe ich außer einer entspannenden Wirkung keine anderen Wirkungen wahrgenommen. Ich war trotzdem weiterhin zurückhaltend, insbesondere in größeren Gruppen. Bei zunehmendem Alkoholeinfluss wurde ich geselliger und gesprächiger und konnte mich insbesondere in mir vertrauten Gruppierungen mehr in den Mittelpunkt stellen. Bei viel Alkohol wurde ich meistens sehr müde und träge und hatte dann meist das Bedürfnis, nichts mehr zu trinken und schnell nach Hause zu kommen. So kam es auch des Öfteren vor, dass ich den Leuten ganz abrupt tschüss sagte und dann direkt nach Hause ging.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Weder meine engsten Freunde, meine Partnerin, oder Familie, noch meine Arbeitskollegen haben mich je negativ auf meinen Alkoholkonsum angesprochen. Vermutlich deshalb, weil ich immer nur außerhalb an Wochenenden und nie zu Hause oder unter der Woche Alkohol konsumiert habe. Zudem kam es nie vor, dass ich meinen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte, oder meine Arbeitsleistung darunter litt.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?


Tatsächlich Folgen durch den Alkohol hat es nicht gegeben, ich hatte keine gesundheitlichen Probleme und ich konnte zu jeder Zeit meine Verpflichtungen erfüllen und meinem Beruf nachkommen. Am Tag nach einem Trinkereignis war ich müde und der Tag war eher unproduktiv. Weitere Folgen blieben aus

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür
.

Außer zu der Zeit meines Deliktes kam es im Jahr 2012 zu einem gesteigerten Alkoholkonsum, welcher ca. 4 Monate andauerte. Damals hatte ich mich nach einer 7 monatigen Beziehung von meiner damaligen Freundin getrennt, welche an starken Depressionen litt. Zu Beginn der Beziehung war mir dies noch nicht bewusst, aber bereits nach 4 Wochen kam es zu einem ersten Suizidversuch meiner damaligen Freundin. Zu diesem Zeitpunkt war ich fest entschlossen ihr da durch zu helfen. Ich besuchte sie auf einer geschlossenen psychiatrischen Akutstation und war auch bei Verlegung auf eine offene Station, sowie der nachfolgenden ambulanten Behandlung täglich für sie da. Ich organisierte selbst die Termine bei einem niedergelassenen Psychiater und achtete darauf, dass sie ihre Medikation einnimmt. Dafür habe ich in der Zeit extra bei ihr gelebt und bin nur nach Hause, um meine Wäsche mal zu waschen. In den Monaten der Beziehung kam es immer wieder zu Rückschlägen und neuen Suizidgedanken, sodass ich immer und immer mehr machen wollte und ihr alles erdenkliche abnehmen wollte, damit sie nicht gestresst und überfordert ist. Dabei habe ich meine Bedürfnisse komplett hinten angestellt. So ging es mir selbst emotional immer schlechter, ich habe meine Gefühle jedoch nicht ausgelebt und mich niemanden anvertraut, da ich mir dachte, dass ich ja nicht derjenige bin, dem es schlecht geht, sondern meiner Freundin und das ich ihr helfen muss, da ich sie sonst im Stich lassen und man mich dafür verurteilt.
Letztlich musste ich jedoch schmerzlich einsehen, dass all meine Hilfe zu wenig ist, bzw. ich ihr nicht weiter helfen kann. Gegen Ende hatte sie sich auch so emotional zurückgezogen, dass sie mir selbst sagte, dass die Beziehung keinen Sinn mehr macht. Ich habe mich dann letztlich von ihr getrennt. Kurz darauf kam es zu einem erneuten Suizidversuch und einer erneuten Einlieferung in eine Psychiatrie. Dafür gab ich mir zu dieser Zeit dann die Schuld, weil ich sie verlassen hatte. Danach war ich häufiger am Wochenende weg und trank zu dieser Zeit mehr Alkohol als zuvor, bis ich ca. 4 Monate später eine neue Frau kennenlernte.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?


Richtig volltrunken war ich lediglich an einem Geburtstag, als ich 16 Jahre alt war. Dort hatte ich das erste Mal mehr Alkohol konsumiert und war mir der Wirkung bei mir selbst noch nicht bewusst. Ich wusste sozusagen noch nicht, wo meine Grenzen sind. Nachdem ich mich dort erbrechen musste, haben meine Eltern mich auch abgeholt.

Ansonsten hatte ich, selbst in der Zeit meines gesteigerten Alkoholkonsumes, vor meinem Delikt, immer genau gewusst, was genau ich getrunken habe und ich wusste auch immer genau, was ich unter Alkoholeinfluss gesagt, oder getan habe. Einen richtigen Filmriss hatte ich erst an dem Tag meines Deliktes, obwohl mir selbst nicht bekannt ist, ob dies durch den Alkoholkonsum, oder durch die Kopfverletzung verursacht wurde.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?


Nein, weil ich mir vorher tatsächlich nie Gedanken über meinen Konsum gemacht habe. Selbst 2012 nicht, als dieser über 4 Monate viel höher war als zuvor. Danach war dieser wieder geringer und ich war durch die neue Beziehung derart abgelenkt, dass ich die Zeit davor verdrängte und nicht reflektierte.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?

(mit Begründung)

Früher sah ich mich als absoluten Gesellschaftstrinker, der an Wochenenden Spaß mit seinen Freunden und Arbeitskollegen haben und eine gute Zeit genießen will. Ich dachte, dass ich meinen Alkoholkonsum zu jeder Zeit meines Lebens unter Kontrolle habe und erkannte auch insbesondere zu schlechten Zeiten z.B. nach der Trennung meiner Freundin 2012, oder der Zeit vor meinem Unfall nicht die Gefahren, die der Alkohol mit sich bringt und dass ein erhöhter Konsum auf lange Sicht auch Gesundheitsschäden hervorruft. Insbesondere aufgrund fehlender Hinweise aus dem sozialen Umfeld, als auch dem Umstand, dass ich meinen Verpflichtungen immer nachkommen konnte, schaffte ich mir selbst nicht das Bewusstsein über meinen problematischen Konsum. Rückwirkend betrachtet muss ich aus reflektierter Sicht sagen, dass ich ein Problem mit Alkohol entwickelt habe und meine Mengen sich aufgrund eines fehlenden Problembewusstseins wohl noch gesteigert hätten. Zudem habe ich meine inneren Trinkmotive nie ergründet und mich nie wirklich mit mir selbst als Person beschäftigt, wodurch mein Konsum auch durch äußere Einflüsse, wie erhöhten Stress, wohl noch länger so hoch gewesen wäre. Letztlich hätte mich dies schließlich höchstwahrscheinlich in einen Alkoholmissbrauch getrieben.

Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Ich habe mir im Rahmen meiner verkehrspsychologischen Therapie einen risikoarmen Konsum angeeignet, welchen ich nach mir selbst erarbeiteten Regeln nun seit fast einem Jahr so durchführe. Ich trinke lediglich noch zu besonderen Anlässen wie z.B. Geburtstagen, Hochzeiten, oder besonderen Anlässen im Bezug zur Arbeitsstelle. Ein Trinkanlass findet höchstens einmal im Monat statt und ist vorher geplant. Zu diesem Anlass trinke ich 2 Bier à 0,33l. Andere Getränke, insbesondere Spirituosen, trinke ich garnicht mehr.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am Samstag, dem 11.10.2025. Dort hat eine Arbeitskollegin ihren Ausstand gefeiert, da sie die Arbeitsstelle wechselt

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein, da dieses ebenfalls Alkohol, wenn auch in sehr geringen Mengen enthält. Im Hinblick auf das sogenannte "Trinkgedächtnis" ist dies als eher negativ anzusehen.
 
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich nach einer 5 monatigen Trinkpause in enger Absprache mit meiner Verkehrspsychologin dazu entschieden, weiter Alkohol in mir eng gesteckten Regeln und risikoarm zu konsumieren, da ich mir das nötige Problembewusstseins über meinen früheren Konsum geschaffen habe und durch dieses Bewusstsein weiß, wo meine individuellen Gefahren und Risiken eines Rückfalls liegen. Aufgrund der mir selbst erarbeiteten Regeln ist der Konsum hier erstens in der Häufigkeit, als auch in der Menge sehr gering, sodass ich bei Konsum jederzeit rationale Entscheidungen treffen kann. Durch meine Sozialisation habe ich mir angeeignet, immer perfekt sein und alles immer unter einen Hut bekommen zu wollen. Ich darf mir aber auch Zeit für mich nehmen und auch Zeit mit meinem sozialen Umfeld bewusst genießen. Wenn hierbei Alkohol konsumiert wird, dann darf auch ich in dem mir erarbeiteten Rahmen mal 1-2 Bier bewusst genießen, da ich in Zukunft die Kontrolle über den Alkohol habe und nicht dieser über mich. Ich wollte nicht einfach sinnlos eine Abstinenz nur für die MPU vorweisen und angeben, ab jetzt abstinent zu leben, wenn ich nicht dahinter stehe. Sollte ich dann nach einer möglichen erfolgreichen MPU wieder anfangen zu trinken, besteht die Gefahr, dass sich meine Trinkmengen wieder unkontrolliert steigern, weil ich vorher nie hinreichend gelernt hätte, verantwortungsvoll und risikoarm mit Alkohol umzugehen, was durch meine Entscheidung jedoch jetzt der Fall ist.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?


Erst durch meinen Unfall unter Alkoholeinfluss ist mir bewusst geworden, dass ich ein Problem mit Alkohol habe. Durch meine persönliche Aufarbeitung habe ich mir das nötige Problembewusstseins geschaffen, in Hinsicht auf meinen Konsum tatsächlich was zu ändern. Da ich zuvor keine negativen Folgen durch meinen Alkoholkonsum erlebt habe, fehlte mir dieses, was mich letztlich auch nicht früher zu einer Verhaltensänderung bewegte. Nach einer Trinkpause konnte ich meinen Alkoholkonsum, im Vergleich zu früher, erheblich reduzieren und lebe diese Veränderung seit fast einem Jahr.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?


Nach meinem Unfall war ich zunächst völlig geschockt und zudem aufgrund der Dinge, die ich alle regeln musste, maßlos überfordert. Zudem wollte ich zunächst keinen Alkohol mehr trinken, da ich wusste, dass ich durch den übermäßigen Konsum erst in diese Lage gekommen bin. Aufgrund dessen habe ich mich zunächst dazu entschieden, eine Trinkpause einzulegen, da ich überhaupt nicht wusste, wie es überhaupt weitergehen soll. Zudem war ich auch emotional so mitgenommen, dass ein weiterer Konsum erhebliche negative Folgen gehabt hätte. Ich habe dann nach zwei Monaten eine Verkehrspsychologin kontaktiert und dort eine entsprechende Maßnahme begonnen. Im Rahmen dieser habe ich mich nicht nur intensiv mit dem Delikt beschäftigt und wie es dazu kommen konnte, sondern auch eindringlich mit mir selbst und meinen inneren Trinkmotiven. Gemeinsam mit meiner Verkehrspsychologin habe ich mich dann dazu entschieden, Alkohol in der Zukunft nur noch risikoarm zu konsumieren. Ich wollte meine Trinkpause jedoch noch bis Ende des Jahres fortführen (insgesamt 5 Monate), um dann mit dem neu erarbeiteten Konzept und guten Vorsätzen ins neue Jahr zu starten. Nach dem Delikt habe ich zunächst alle zeitnahen Veranstaltungen wie Geburtstage u.ä. abgesagt, da ich mich für das, was ich getan habe, erheblich geschämt habe und mich zunächst völlig wertlos fühlte. Durch viele Gespräche mit meiner Freundin, Freunden und Kollegen konnte ich jedoch wieder Mut für die Zukunft fassen und nahm Einladungen auch bald wieder an. Wenn an verschiedenen Anlässen dann durch alle Alkohol konsumiert wurde, fühlte ich mich fast wie ein Außerirdischer, weil ich entgegen meines früheren Konsums nun völlig Alkoholfrei blieb und auch meist immer der einzige war, der nicht trank. Im Laufe weiterer Anlässe gab es immer wieder Personen aus dem Kollegenkreis, die zu mir kamen und mich darauf ansprachen, warum ich keinen Alkohol mehr trinke und dass sie mich nicht dafür verurteilen würde . Ich war dann immer absolut ehrlich, wies auf meinen früheren problematischen Konsum hin und dass ich zunächst alkoholfrei bleiben möchte. Dies wurde nicht nur akzeptiert, es gab auch viele positive Rückmeldungen zu diesem Verhalten, sodass ich mich auch zeitnah nicht mehr als Randständiger fühlte, da ich keinen Alkohol konsumierte. Vielmehr brachte dies mir neues Selbstvertrauen und Vertrauen in eine positive Zukunft. Ab Januar 2025 begann ich dann mit dem risikoarmen Konsum. Das erste Mal wieder Alkohol zu trinken empfand ich ehrlicherweise als absolut komisch, weil genau das ja zu allem geführt hatte. Nachdem ich dann aber nach zwei Bier aufhörte und auf alkoholfreie Getränke umstieg, erkannte ich in der Folge, dass nicht der Alkohol an sich, sondern der übermäßige Konsum zu allem geführt hatte. Und so konnte ich im Verlauf des Jahres wieder eine positive Beziehung zum Alkohol aufbauen. Auch erkannte ich die positiven Effekte eines niedrigen Konsums, sowie allzeit einen klaren Kopf zu haben. Ich notierte jeden Konsum in einem Trinktagebuch und konnte mich so auch immer selbst überprüfen und reflektieren. Mittlerweile ist das Ganze nach fast einem Jahr wie ein Selbstläufer geworden. Ich notiere mir alles immer noch sehr gerne, weil ich ein eher visueller Typ bin. Ich weiß jedoch immer genau, wann mein letzter Konsum war und wann der nächste geplant ist.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?


Durch meine professionelle Aufarbeitung, gemeinsam mit meiner Verkehrspsychologin, hab ich mich das erste Mal in meinem Leben wirklich mit mir selbst beschäftigt und es wurden mir viele meiner Verhaltensweisen klar. Ich weiß nun nicht nur warum ich in der Vergangenheit in vielen Lebenssituationen entsprechend reagiert und mich verhalten habe, sondern kann durch diese Erkenntnis nun ganz anders mit mir und meinem Leben umgehen. Ich reflektiere mich regelmäßig selbst und konnte meinen Selbstwert im Laufe des letzten Jahres durch meine Aufarbeitung erkennen. Ich gebe mir als Person Raum und gebe auch meinen Gefühlen den benötigten Raum, denn mir ist klar geworden, dass ich auch Zeit für mich selber brauche. Ich kann auch weiterhin anderen Menschen helfen, jedoch darf ich mich hier selbst nicht aus den Augen verlieren. Und ich habe gelernt nein zu sagen, wenn ich merke, es wird etwas zu viel für mich selbst. Z.B. gab es auch dieses Jahr einen großen Personalmangel auf meiner Arbeitsstelle. Ich habe aber nur noch dort Dienste übernommen, wo es mir wirklich passt und bin aus diesem Sommer mit einem Bruchteil an Überstunden gekommen, wie das Jahr zuvor. An der Wertschätzung durch meine Vorgesetzten hat dies nichts geändert.

Auch pflege ich eine viel bessere und offenere Kommunikation mit meiner Freundin, wir haben die Ergebnisse meiner Aufarbeitung umfangreich besprochen, sodass ich auch zu Hause nicht mehr alles übernehmen muss, um gesehen zu werden. Für sie kann es keinen besseren Vater für unseren Sohn geben und das bedeutet mir sehr viel.

Körperlich hat sich auch einiges geändert. Durch den reduzierten Stress den ich mir selbst gemacht habe, hat sich nicht nur meine Ernährung verbessert, ich habe auch 7kg seit dem Unfall abgenommen und schlafe um ein vielfaches besser.

Auch hat sich mein Freundeskreis teilweise verändert. Es gibt zwei ehemalige Freunde, mit denen ich auch oft zusammen unterwegs war und die mich durch meine schwierige Zeit nicht begleitet und unterstützt haben. Ich habe deshalb die offene Kommunikation gesucht, was auf der anderen Seite nicht gut ankam, da ich früher immer den Mund gehalten habe, um nicht anzuecken. Seitdem geht jeder seine Wege. Aber auch das gehört zum Leben dazu und hindert mich nicht daran, mein neues Leben zu genießen.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?


Da ich nur noch risikoarm mit Alkohol umgehe, bin ich bei Trinkanlässen jederzeit zu rationalen Entscheidungen fähig und reflektiere mich weiterhin selbst und notiere alles in meinem Trinktagebuch.

Um meine Bewältigungsmechanismen aus meiner Kindheit nicht aus den Augen zu verlieren und nicht wieder in alte Gewohnheiten zu verfallen, arbeite ich weiter an mir selbst, auch unter Zuhilfenahme entsprechender Literatur. Ich arbeite hier insbesondere mit Übungen für das Selbstmitgefühl und kann aufgrund meiner neuen Lebensweise nun in allen erdenklichen Situationen bewusster reagieren.

Neue, wie "alte" Hobbys habe ich auch für mich entdeckt. Ich habe mein altes Fahrrad, welches 8 Jahre im Keller stand, wieder fit gemacht und fahre damit gerne durch die Natur, um die Ruhe zu genießen. Auch genieße ich dort Spaziergänge mit meiner Familie. Auch habe ich meine alte Gitarre mit neuen Saiten bespannt. Während dem musizieren kann ich super abschalten und Energie tanken.

Als weiteres Hobby hab ich das Kaffeemachen für mich entdeckt. Ich habe mir eine Siebträgermaschine und eine elektrische Mühle beschafft und experimentiere viel mit unterschiedlichen Kaffeebohnen und Zubereitungen. Darauf freue ich mich an jedem Morgen.

Ich pflege allgemein ein viel bewussteres Leben und gebe mir selbst Raum und Zeit, die ich benötige.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung).

Auch wenn ich hier präventiv dagegen arbeite und vieles zu vorher verändert habe, kann es natürlich zu einem Rückfall in alte Gewohnheiten kommen. Dies kann man nie zu 100% ausschließen. Insbesondere wenn ich meine Vermeidungsstrategien vernachlässigen würde und wieder durch viele äußere Einflüsse in Stress gerate, könnte es zu einer Rückkehr in alte Verhaltensmuster kommen.

Dies würde dann natürlich meinen risikoarmen Konsum gefährden und es könnte an den Trinkanlässen wieder zu einem gesteigerten Alkoholkonsum kommen.

Ich habe mir jedoch in Zusammenarbeit mit meiner Verkehrspsychologin eine Rückfallstrategie ausgearbeitet. Zuerst sind mir natürlich die möglichen Auslöser eines gesteigerten Konsums, wie übermäßiger Stress bekannt, sowie entsprechende Risikosituationen, z.B größere Feiern, an denen viel Alkohol konsumiert wird.

Dort kann es dann zu Verharmlosungen kommen wie z.B. "och eine Flasche Bier mehr geht doch". Sollte es alleine schon zu solchen Gedanken kommen, halte ich bewusst inne, lehne dies ab und wechsele sofort auf ein alkoholfreies Getränk. Auch rufe ich in solchen Situationen meine Freundin an, die immer für mich erreichbar ist, wenn ich mich bei Trinkanlässen befinde.

Sollte es dennoch zu einem Ausrutscher kommen, notiere ich mir dies, reflektiere meine Stimmung und Auslöser und gehe freiwillig wieder in eine Trinkpause, bis ich mich wieder stabil fühle. Sollte es zu einem richtigen Rückfall kommen, muss ich für mich ein abstinentes Leben wählen.

In einem solchen Fall steht mir meine Verkehrspsychologin weiterhin zur Verfügung, um mich professionell zu unterstützen.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich habe mir den strikten Grundsatz "wenn ich trinke, fahre ich nicht und wenn ich fahre, trinke ich nicht!" erarbeitet.

Das bedeutet, dass das Auto bei Trinkanlässen strikt zu Hause an der Wohnanschrift verbleibt und ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Anlässen gelange. Sollte dies nicht möglich sein, sage ich den Anlass entweder ab, oder ich entscheide mich bewusst dafür, dort nichts zu trinken.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Meine seit fast einem Jahr gelebte Verhaltensänderung hat mir eine so hohe neue Lebensqualität beschafft, die ich nicht mehr hergeben möchte und egal, wie die MPU Begutachtung für mich ausgeht, ich bleibe bei meinem neu gelebten Verhalten.
 
Anbei schon Mal der Alkoholfragebogen. Den verkehrsrechtlichen Fragebogen muss ich mir noch zu Gemüte führen.

Ich bin für jede noch so kleine Anmerkung dankbar. Gerne auch ganz kritisch und direkt!
 
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