MPU + Cannabis Rezept seit 2 Jahren + Termin nächste Woche

chev

Neuer Benutzer
Guten Abend,
Da ich früher als geplant den MPU Termin habe und das ganze zumindest möglichst vorbereitet zu haben hier der kurze Sachverhalt mit der Bitte um ehrliche Meinungen und Tipps. Folgend mein ehrlichgemeinter "Lebenslauf" von Führerscheinentzug bis heute den ich auch bei der MPU hoffentlich so rüberbringen kann. Das der Termin schon nächste Woche ist, stresst mich leider absolut, aber unter Druck ist man ja bekanntlich am produktivsten... Ach ja, ich hatte geplant das ganze mit einem Anwalt zu machen. Der hat die Anzahlung kassiert und seitdem nie wieder auf meine Nachrichten oder Anrufe reagiert. Deswegen gehe ich mehr oder weniger allein oder eben mit eurer Hilfe den Weg. Ich bin glücklicherweise nicht wirklich auf den Führerschein angewiesen, allerdings möchte ich das Kapitel von damals einfach irgendwie endlich abschließen und dazu gehört auch endlich die Frage nach dem "WARUM" nicht mehr beantworten zu müssen, wenn es darum geht, warum ich kein Auto fahren darf.

Zu meiner Person:
30 J, ADHS Patient (Stark ausgeprägt) seit Kindesalter, Diagnose von Kinder & Jugendpsychologe und im Erwachsenalter von 2 verschiedenen Psychologen. Mit 21 Erstkontakt zu (Party-)Drogen. Mit 25 Führerscheinentzug aufgrund Besitz & Konsum von Amphetamin und Cannabis.

Der Führerscheinentzug 2019 ist jetzt schon ca. 5 Jahre her. In der Zwischenzeit hat sich mein Leben komplett geändert.
1 Jahr nach dem Führerscheinentzug:
Umzug aus der Stadt in der ich zu den Drogen und dem Führerscheinentzug kam, kompletter Austausch Freundeskreis, Haus gekauft, erstes eigenes Haustier und komplett Drogen & Alkoholfrei + neuer Job.
Cannabisrezept seit 2022.

Ich habe bis ich erstmalig Amphetamine konsumierte täglich Medikinet 40mg morgens 20mg mittags vom Arzt verschrieben bekommen. Das habe ich bis dahin gebraucht um meiner Bürotätigkeit nachkommen zu können. Das war seit der Grundschulzeit und hat sich bis in die Ausbildung und dem ersten Gesellenjahr durchgezogen. Mit dem ersten Arbeitgeberwechsel um dem Auszug aus dem Elternhaus haben sich auch neue Kontakte und Situationen ergeben die dann letztendlich zum Führerscheinentzug geführt haben. (es gab eine einzige Polizeiliche Ahndung) . Schon bei Amphetaminen kam es mir immer so vor, als würde es auf mich "schwächer / anders" wirken. Meine damaligen - nennen wir sie "Kontakte" waren immer euphorisiert und ich eigentlich immer nur irgendwie fokusiert. Kurz nach dem Führerscheinentzug habe ich mich dann auch erstmal von Allen Drogen inkl. Alkohol und Cannabis getrennt. Die Leistungen und mein Verhalten auf der Arbeit haben sich extrem verschlechtert, weshalb ich wieder einen Psychologen aufgesucht habe. Schnell war ich wieder auf meiner alten Medikinet-Dosis mit sämtlichen Nebenwirkungen nur viel viel verstärkter als ich sie in Erinnerung hatte, vorallem verbale Aggressionen nahmen wirklich überhand, sodass ich die Medikamente lieber absetzte und unkonzentriert war. Das war parallel mit Corona und ich hatte wirklich mit dem Leistungsdruck auf der Arbeit zu kämpfen, und zugleich der Umbau des gekauften Hauses was dazu führte das ich wieder täglich Cannabis konsumierte. Cannabis habe ich in der "Drogenzeit" das erste Mal erst relativ spät konsumiert - es war also nicht in meinem Fall tatsächlich nicht die "Einstiegsdroge" und habe auch schon damals nach kurzer "Eingewöhnungszeit" festgestellt, dass es auf mich ganz anders wirkt. Seit nun mehr 2 Jahren bekomme ich es verschrieben und habe aktuell ein "erträgliches" ADHS Leben. Seit dem Moment des ersten Rezeptes war es mir auch endlich möglich einen Abstinenznachweis zu erbringen - ging ja vorher nicht wegen THC. Ich verdampfe vor der Arbeit und bin bis zur Mittagspause absolut motiviert und konzentriert. Ehrlicherweise beginnt die Wirkung schon ca. 1 Stunde vor der Mittagspause nachzulassen, was sich deutlich bemerkbar macht. Am häufigsten merke ich selber, dass mein ADHS wieder voll zuschlägt, wenn ich mich dabei erwische 3-4 Dinge gleichzeitig erledigen zu wollen.
Während des Psychologengesprächs kann ich dann auch näher auf meinen Job eingehen (das vermeide ich jetzt hier ganz bewusst), dann wird auch klarer wieso es bei mir so einfach ist in so viele gleichzeitige Dinge abzurutschen. Jedenfalls hat sich am Leistungsdruck auf der Arbeit (immer noch der selbe Arbeitgeber) noch nichts geändert, aber das Feedback meines Chefs und meiner Kollegen insbesondere meines Sozialverhaltes und meiner Leistungen und Ergebnisse sprechen für sich. Mein direkter Vorgesetzter ist auch seit Anfang an über mein Cannabis-Rezept informiert. Ich weiß, dass es selbst für Personen aus meinem direkten Umfeld nicht nachvollziehbar ist, wie mir Cannabis sogut helfen kann durch den Alltag zu kommen. Viele vergessen dabei aber die niedrige Dosis (150mg pro Verdampfen alle 3-4h ). Durch meine regelmäßige und gleichmäßige Medikation habe ich nicht dieses "high" Gefühl. Freizeitkonsumenten machen ja auch umso mehr Cannabis in ihren Joint oder Verdampfer um eben dieses High Gefühl zu bekommen. Ich lehne auch dankend jeden angebotenen Joint ab weil ich 1. nicht weiß was drinnen ist und 2. in der Regel viel zu Stark gebaut wird und ich dann sowieso nur husten müsste. Jedenfalls bin ich aktuell sehr zufrieden mit meiner ADHS Situation. Psychisch geht es mir auch sehr gut, bis auf den ständigen indirekten Führerscheindruck (Rückfragen aus der Familie inbesondere Oma & Opa; immer öfter Situationen im Job, bei denen ich einen PKW Führerschein bräuchte und mich bislang immer damit retten konnte, einen Azubi zu finden den ich zum Fahren nötigen konnte... ) Insgesamt habe ich mich mit dem Thema MPU schon seit dem ersten Haaranalyse Termin auseinandergesetzt. Insbesondere die persönliche Reflektion samt der Meilensteine der letzten 8 Jahre (Auszug Elternhaus, Beginn der Drogenzeit, Führerscheinentzug, Umzug in eine andere Stadt, Arbeitgeberwechsel, Corona, eigenes Haustier, Cannabis-Medikation, und der nachweisbaren Drogenabstinenz seit fast 2 Jahre habe ich eigentlich schon viel vorbereitet einzig die Fragestellung der Führerscheinstelle macht mir etwas sorgen, nachdem ich die ersten Reddit Beiträge vorhin gelesen habe (ich schreib nun schon seit ca. 1.5 Stunden an diesem Thread), dass für Cannabis-Patienten eine "angepasste" Fragestellung an die MPU von der Führerscheinstelle gestellt werden muss.

Die Fragestellung der Führerscheinstelle lautet :
$14 Abs. 2 Nr 2 FeV: Klärung ob weiterhin Einnahme oder Abhängigkeit von den in Abs 1. genannten Mitteln besteht.
Kann XYZ trotz des früheren Konsums von Betäubungsmitteln im Sinne des BtMG ein Kraftfahrzeug der gruppe 1 sicher führen? Liegt inbesondere eine stabile Abstinenz vor und ist deshalb nicht zu erwarten, dass er weiterhin Betäubungsmittel einnimmt oder andere psychoaktiv wirkende Arzneimittel oder Stoffe missbräuchlich konsumiert?"

Im großen und ganzen finde ich schon, dass die Fragestellung passt. Ich habe ja tatsächlich missbräuchlich Amphetamine und Cannabis konsumiert, und habe Cannabis auch bis zu meinem ersten Rezept weiterhin illegal konsumiert aus Gründen der Eigenmedikation weil Medikinet Adult einfach nicht mehr ging. Durch das Rezept und die Gesetzesänderung vom 01. April und der Tatsache, dass ich nachweislich seit 2003 durchgehend ADHS diagnostiziert bekommen habe, liegt ja aktuell Strenggenommen keinerlei missbräuchlicher Konsum vor.

Ich freue mich auf den Termin, klar, die Erwartungshaltung ist bestehen, aber letztendlich ist das ein Schritt mehr, endlich mit der Vergangenheit abzuschließen, und falls es noch einen zweiten oder dritten Anlauf braucht, dann ist das halt auch so.... Die Gesellschaft erwartet irgendwie, dass man Autofahren darf, dass hab ich die letzten 5 Jahre öfter spüren müssen. Ich hatte nur bislang das Glück, dass ich vor allem beruflich immer irgendwie ums Autofahren rumgekommen bin, ohne offenlegen zu müssen, nicht Fahren zu dürfen.

Ich bin über jeden Kommentar, auch negativbehaftete wie "du schaffst das eh nicht" sehr dankbar wenn zumindest eine kurze Begründung zur Behauptung geschrieben wird.

Wer bis hier her gelesen hat, vielen Dank.

Vielleicht hilft dieser Thread ja anderen bei ähnlichen Situationen.
PS: ich bin Lebe in BAYERN...........
 
Hallo und willkommen im Forum

Du solltest erst einmal den Profilfragebogen für Drogen ausfüllen:

https://www.mpu-vorbereitung-online.com/forum/threads/profilfragebögen.263/

Deine Angaben sind noch recht undurchschaubar und einiges erscheint widersprüchlich.

Auch wenn ich bei deinen Ausführungen noch etwas ratlos bin denke ich, das du kurzfristig nirgendwo in Deutschland eine MPU bestehen kannst.

Liegt inbesondere eine stabile Abstinenz vor

Hast du denn überhaupt Abstinenznachweise gesammelt? Wenn du aktuell Cannabis auf Rezept bekommst kann das eigentlich nicht der Fall sein.

Die Gutachter müssen sich an die Fragestellung halten und dürfen die nicht abändern. Wenn die Führerscheinstelle Abstinenz fordert und du keine Nachweise vorlegen kannst darfst du die MPU deshalb nicht bestehen.

Eine Änderung der Fragestellung musst du mit der Führerscheinstelle abklären. Denen also mitteilen das du Cannabis ärztlich verordnet zu dir nimmst und um eine entsprechende Änderung der Fragestellung bitten.
 
Hallo, den Fragebogen - fülle ich aus und poste ich im anschluss.
Abstinenz liegt seit 09/2022 in Form einer Haaranalyse vor. Cannabis wird seit 08/2022 verordnet somit zwar mit in der Haaranalyse aber das Kontrollprogramm wurde nie abgebrochen.
Habe morgen einen Termin mit einem Ortsansässigen Berater. Melde mich dann nochmal zurück. Ich denke die Sachlage ist für viele Interessant
habe seit 2003 von verschiedenen psychologen adhs diagnostiziert bekommen.
 
Du liegst meiner Kenntnis nach mit deinen Überlegungen neben dem Sofa auf dem harten Boden der Tatsachen.

Mit Abstinenz ist bei einer MPU immer gemeint: Keine Drogen / Alkohol für den Rest des Lebens.

Abstinenznachweise werden nur anerkannt, wenn mit ihnen kein Drogen- / Alkoholkonsum nachgewiesen wird. Ausnahme: Man geht mit kontrolliertem Konsum in die MPU. Was in deinem Fall die Führerscheinstelle durch ihre Fragestellung aber direkt ausschließt.

Du solltest dir deshalb mal genau deine Abstinenznachweise durchlesen. Es sollte mich wundern wenn dir dort Abstinenz im rechtlichen Sinn bescheinigt wird. Du schreibst ja schon selbst

somit zwar mit in der Haaranalyse

Die Führerscheinstelle verlangt von dir direkt eine stabile Abstinenz. Die kannst du wahrscheinlich nicht nachweisen, da auch medizinisch verschriebene Drogen keine Abstinenz zulassen.

Die Gutachter dürfen weder zum Nach- noch zum Vorteil von der Fragestellung abweichen. Von dir wird direkt Abstinenz verlangt. Die Fragestellung ist in der Hinsicht eindeutig.

Deshalb mein Rat mit der Führerscheinstelle in Verbindung zu treten um die Fragestellung wegen des medizinisch verschriebenen Canabis ändern zu lassen.

Eine andere Baustelle ist die Frage, ob die Führerscheinstelle dir überhaupt in der Fragestellung Abstinenz vorschreiben darf. Das ist mir so noch nicht untergekommen, was aber nichts heißen muss. Das mag auch an Bayern liegen. Die Bundesländer haben zur Zustimmung der neuen Cannabisgesetze viele Freiheiten bei der Umsetzung bekommen und die will Bayern ja möglichst zum Nachteil von Konsumenten ausnutzen. Vielleicht die die Fragestellung so ein Versuch.

Wenn die Führerscheinstelle die Fragestellung nicht ändert wirst du das gerichtlich klären müssen, was ein bis zwei Jahre dauern kann, mit Berufungen noch länger. Deshalb habe ich das in meinem ersten Beitrag nicht angesprochen, da dir das kurzfristig nicht weiterhilft. Mit dem Gutachter brauchst du darüber nicht diskutieren, der hat wie bereits geschrieben keinerlei Recht die Fragestellung zu ignornieren oder zu ändern.

aber das Kontrollprogramm wurde nie abgebrochen.

Bei Haaranalysen gibt es auch kein Kontrollprogramm, da zählt jede Haaranalyse für sich. Deshalb ist den Laboren vollkommen egal was als Ergebnis herauskommt. Du bekommst das Ergebnis mit Stempel und Unterschrift - fertig.

Ich denke die Sachlage ist für viele Interessant

Mit Sicherheit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe auch wie @MrMurphy den Dreh- und Angelpunkt in deinem Fall in der Fragestellung.
Versuche -evtl. mit anwaltlicher Unterstützung- die Fragestellung ändern zu lassen.

Mit dieser Fragestellung halte auch ich eine positive Prognose leider für nicht möglich.

Aber eine positive MPU ist mit verordnetem Cannabis durchaus möglich.
 
Auch von mir: eine "Trennfragestellung" bei verordneter Medikation MUSS zum Ergebnis führen: Klient kann NICHT trennen.
Was auch sonst? MPU nicht bestanden.
Und deshalb hast du bei dieser Fragestellung keine Chance.
Die alternative Fragestellung wäre: nimmt der Klient die verordnete Dosis (und NUR diese) verschreibungsgemäß ein und ist zu erwarten, dass er dies beibehält?
Und ich habe gehört, dass manche Führerscheinstellen das auch punktuell nachprüfen, nach der MPU.
 
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Reaktionen: Max
Hallo und willkommen,

schön, dass du meinen Tip beherzigt und das Forum um Hilfe ersucht hast ;)

Auch wenn du dir vllt andere Antworten gewünscht hast, bekommst du hier wenigstens eine ehrliche und sachliche Einschätzung deiner Situation zum Thema MPU.
 
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