MPU wegen Kokain

Mjay

Neuer Benutzer
Hallo liebes Forum,

Ich lese mich seit ein paar Tagen im Forum ein. Sehr gute Infos bisher gesehen und die Stimmung bzw. der Ton ist auch zu 99% sachlich und angenehm.

Nun, erstmal mein Fragebogen zur besseren Einschätzung:

FB Drogen

Zur Person
Geschlecht: Männlich
Alter: 37

Was ist passiert?
Drogensorte: Kokain
Konsumform (Dauer und Häufigkeit je Substanz): Der Konsum erstreckte sich über einen Zeitraum von 4 Wochen. Konsum 2x/Woche
Datum der Auffälligkeit: 2.7.2025

Drogenbefund
Blutwerte: 288 ng/ml Kokain - 1759 ng/ml Benzoylecgonin
Schnelltest: Positiv auf Kokain
Beim Kauf erwischt: N
Nur daneben gestanden: N

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert:
Polizei hat sich mit den Blutwerten gemeldet:
Verfahren gegen Bußgeld eingestellt: Ja (nur Owi-Verfahren da keine Ausfallerscheinungen, Unfälle oder sonstiges)
Verurteilt:
Strafe abgebüßt: Bußgeld bezahlt

Führerschein

Hab ich abgegeben: Am 23.9.2025 (3 Tage nach Erhalt des Schreibens der FsSt)

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein (absoluter Ersttäter)
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): Nicht bekannt

Bundesland:
Baden-Württemberg

Konsum
Ich konsumiere noch: Nein
letzter Konsum: Am Tag der Auffälligkeit (2.7.2025)

Abstinenznachweis
Haaranalyse:
Urinscreen:
Keinen Plan: Noch nicht angefangen

Aufarbeitung
Drogenberatung:
Selbsthilfegruppe (SHG):
Psychologe:
Ambulante/stationäre Therapie:
Keine Ahnung: Nichts bisher

MPU
Datum:
Welche Stelle (MPI):
Schon bezahlt?:
Schon gehabt?:
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

Altlasten
Bist du Rückfalltäter?: Nein

Wie es zum Konsum kam:

Ich hatte dieses Jahr Ende Mai/Anfang Juni eine sehr harte Zeit. Vielleicht müsste ich hier etwas ausholen um ein bisschen Kontext einzubringen...ich mache es aber "kurz und knackig".

- Ich, 37, in D geboren aber mit knapp 5 mit Mutter + Geschwistern nach Spanien zu meinem Vater ausgewandert.
- Nach schwerer Kindheit (physischer und psychischer Missbrauch seitens meines alkoholsüchtigen Vaters) und schlechten Noten + Sekundarschulabbruch im Jahre 2005, holte ich 2010 meine Mittlere Reife nach.
- Aufgrund der wirtschaftlichen Lage in Spanien, seit 2017 wieder dauerhaft (war zuvor 2012 und 2015 in D, jedoch für kurze Zeit) in Deutschland
- Seitdem, aufgrund fehlender Bildung nur von Zeitarbeit zu Zeitarbeit hin-und her "geeiert"
- Von 2022 - 2024 Umschulung zum Fachinformatiker für Daten-und Prozessanalyse + Weiterbildung im Bereich Data Science gemacht
- Keinen Anschluss in der Branche gefunden und wieder auf "unqualifizierte Jobs" angewiesen.
- Im April fand ich dann zum ersten Mal in meinem Leben einen Job der nicht über eine Zeitarbeitsfirma war, mit unbefristetem Vertrag (mit allen guten vertraglichen Bedingungen wie 30 Urlaubstage, Weihnachts-und Urlaubsgeld, Prämie, usw.)
- Für diesen Job hatte ich meine vorherige Arbeit (über Zeitarbeitsfirma, dennoch relativ sicher) gekündigt.
- Nach anderthalb Monaten im neuen Job, kam es dann plötzlich zur Kündigung, weil mein Arbeitskollege meinte, er käme rein charakterlich nicht mit mir klar (er ist 65)

Ich bin seit 2019 mit meiner Freundin zusammen, und wir hatten bis zu dem Zeitpunkt keinerlei Planungssicherheit und wir schlugen uns von Rückschlag zu Rückschlag zusammen durch. Auch durch die Umschulung schlugen wir uns durch (finanziell gesehen eine schwierige Phase)

Aufgrund des neuen "unbefristeten" Jobs, hatten wir erstmals Pläne gemacht. Die sind dann natürlich wieder geplatzt...

Und das war quasi der Auslöser meines Konsums. Ich konnte diesem letzten Rückschlag einfach nicht mehr standhalten. Ich war emotional am Boden und komplett durch.

Ich mache Musik und wir hatten sowas wie eine Band. Dadurch, bzw. über ein Bandmitglied, hatte ich auch den Zugang zur Droge (habe niemals selbst gekauft sondern er hat sie für uns besorgt). Wir waren auf die bescheuerte Erkenntnis gekommen, dass wir im Rausch effektiver an unserer Musik arbeiten...wie grundlegend falsch das ist, brauche ich an dieser Stelle gar nicht erwähnen...

So verlief sich das auf ungefähr 4 Wochen hinaus. Wir konsumierten jedesmal, wenn wir im Proberaum waren. Meistens 1 Gramm für 3. Manchmal auch nur zu zweit.

Bis ich am 2.7. dann auf dem Nachhauseweg vom Proberaum kommend angehalten wurde.

Meine erste Reaktion war natürlich: "Sche***" und die Einsicht war noch nicht da...die kam erst nach ein paar Tagen.

Heute sehe ich das ganze mit einem lachenden und einem tränenden Auge. Durch den Führerscheinentzug bin ich natürlich etwas eingeschränkt, was die "Bewegungsfreiheit" angeht...aber es ist definitiv für's gute gekommen.

Immer wieder hört man von irgendwelchen Leuten, die sich im Rausch ans Steuer setzen und es dann zum Personenschaden kommt...man denkt sich: "solche A-Löcher...wie kann man nur..[ ]" usw. Diesmal war es aber ich selbst...

Ich habe durch den Vorfall echt die Augen aufgemacht, und mich erstmals selbst "von außen" betrachtet. Das Bild gefiel mir nicht.

Bisher habe ich noch kein bestimmtes Anliegen, sondern wollte nur meine Geschichte mit euch teilen. Ich bin mir sicher, dass ich im Laufe des Prozesses auf euren Rat zurückgreifen werde. Dafür schonmal Danke im Voraus!

LG an alle :)
 
Hallo Mjay,

willkommen im Forum.

Gut, dass du den Weg hierher gefunden hast. Ich bin sicher, dass wir dir bei deiner MPU-Vorbereitung helfen können. :smiley138:
 
Als ersten Schritt zurück zur FE würde ich dir raten, schon einmal mit Abstinenznachweisen zu beginnen.
Suche dir dafür ein zertifiziertes Labor ( DIN ISO 17025 für forensische Zwecke ).
Unbedingt Preise vergleichen, die Unterschiede sind enorm.

Deinen Weg begleiten wir sehr gerne :smiley138:
 
ich sehe gerade einen Haupt-Stolperstein: Ein Gutachter wird sehen wollen, dass Du, jetzt ja nun gewarnt, Abstand vom "Drogen-Milieu" hältst. Wie kriegst Du das hin mit Deiner Band?
 
@joost die Band gibt es nicht mehr und mit den Leuten habe ich keinen Kontakt mehr. Den Proberaum hatten wir uns in der Werkstatt eines Bandmitglieds eigerichtet (derjenige, der auch an die Droge kam). So wie ich gehört habe, hat er die Werkstatt sogar aufgegeben und ist nach Norwegen ausgewandert.

Jedenfalls ist es fast schon ironisch, dass die Musik zu meinem Konsum beigetragen hat, und zugleich auch das ist, was mir einen Ausgleich bietet. Ich konzentriere mich einfach auf meine eigene Musik und nehme die bei meiner Mutter auf (großes Haus. Bei mir in der Wohnung habe ich keinen Platz dafür). Bands gibt es keine. Dazu habe ich auch wieder mit dem Sport angefangen :)

@Karl-Heinz ich hatte gestern einen MPU-Infoabend (PIMA). Ich denke ich werde mich dort für das Abstinenzprogramm anmelden.

Ich danke euch für euren Input

LG
 
Guten Abend allerseits. Wollte mich mal bei euch melden, weil ich da eine Frage habe, die mir letztens aufkam:

Der Gutachter wird beim psychologischen Teil der MPU doch bestimmt fragen, ob ich mich denn auf die MPU vorbereitet habe. Nun stellt sich mir die Frage: ist die "offizielle" Form der Vorbereitung (also diese Programme, die es für mehrere tausend € gibt) im Endeffekt, und ganz blöd gesagt, nicht nur ein Training dafür, wie man den Gutachter am besten "verarscht"?

Versteht mich nicht falsch...es ist schon gut zu wissen, was genau der Gutachter mit XY Frage meint (auf der rein psychologischen Ebene) und was für eine Antwort er ungefähr darauf haben will...

Aber sollte die eigentliche Vorbereitung nicht daraus bestehen, dass man an sich selbst arbeitet, sich mit den eigenen Beweggründen für das Fehlverhalten beschäftigt, und das anschließend aufarbeitet und für sich selbst eine Strategie findet, um sicherzustellen dass das Fehlverhalten nicht nochmal passiert?

Ich weiß nicht wie diese MPU Vorbereitungskurse so ablaufen, oder ob dieses "an sich selbst arbeiten" mit dazugehört. Könnt ihr mir da ein paar Einblicke geben? Vielen Dank schonmal im Voraus ;)

Und noch so am Rande: aufgrund meiner Arbeit, kann ich nicht an einem Urin-Kontrollprogramm teilnehmen, weil ich laut des Anbieters nicht spontan genug einbestellt werden kann. Dementsprechend werde ich zunächst auf Haaranalyse umsteigen müssen (eigentlich auch komisch, dass man die Dauer der Abstinenz erst am Tag der MPU selbst erfährt...)

Hattet ihr schonmal die Erfahrung, dass jemand in einem ähnlichen Fall (also Kokain + nur Owi + Ersttäter) mit einer Abstinenz von unter 12 Monate durchkam?

Dass man kein Junkie ist, haben die Gutachter wahrscheinlich auch oft genug gehört...aber gibt es objektiv betrachtet irgendwas, womit ich dem Gutachter beweisen kann, dass von mir wirklich keine Gefahr mehr ausgeht?

Vielen Dank nochmal an alle! LG
 
Es gibt keine „offizielle“ Vorbereitung.
Es gibt professionelle Menschen, die mit dir gemeinsam deine Motive, Vermeidungsstrategien etc. erarbeiten und „alles drumrum“, wie Fristen, Abstinenznachweise usw.
Professionell in dem Sinne, dass sie über die notwendige Qualifikation verfügen, um -im Sinne der BUK- beim MPI anerkannt werden.
Allerdings hat, welche dokumentierte Vorbereitung auch immer, nur ergänzenden und niemals eigenständigen Charakter.

Letzten Endes entscheidet sich, ob es positiv oder negativ wird, im psychologischen Gespräch.
Kannst du hinreichend, glaubwürdig und nachvollziehbar „nachweisen“
- dass du die persönlichen Hintergründe deines Konsums erkannt und aufgearbeitet hast
- dass du tragfähige Vermeidungsstrategien erarbeitet und gelebt hast
Das sind die wichtigsten, aber nicht alle relevanten Kriterien.

Was du in keinem Falle brauchst, ist ein wie auch immer gearteter „Kurs“.
Diese sind vollkommen überteuert und bringen dir persönlich nix.

Aufgrund des Kokains und des Ergebnisses deiner BE wirst du in D2 landen (müssen).
In der Praxis werden idR 15 Monate AN gefordert.

Unter 12 Monaten keine Chance.

LG :smiley138:
 
Es gibt keine „offizielle“ Vorbereitung.
Mit "offiziell" meinte ich, glaube ich, das was du hiermit meinst:
Was du in keinem Falle brauchst, ist ein wie auch immer gearteter „Kurs“.
Diese sind vollkommen überteuert und bringen dir persönlich nix.
Also diese ganzen "Kurse", die als Suchergebnisse erscheinen, wenn man nach "MPU Vorbereitung" googelt.
Aufgrund des Kokains und des Ergebnisses deiner BE wirst du in D2 landen (müssen).
Bei D2 ist ja schon von einer "fortgeschrittenen Drogenproblematik" die Rede. Finde ich persönlich etwas "unfair" in Betracht meines eigentlich kurzzeitigen Konsums. Aber ich mach ja nicht die Regeln :smiley1084:. Ich verstehe aber auch, dass harte Drogen eben kein "Witz" sind, und dass man als Außenstehender tatsächlich von einer Drogenproblematik ausgehen kann.

Nicht falsch verstehen, ich will meinen Drogenkonsum nicht klein reden oder sonstiges. Ich komme nur mit den Begriffen nicht klar :smiley624:
Letzten Endes entscheidet sich, ob es positiv oder negativ wird, im psychologischen Gespräch.
Kannst du hinreichend, glaubwürdig und nachvollziehbar „nachweisen“
- dass du die persönlichen Hintergründe deines Konsums erkannt und aufgearbeitet hast
- dass du tragfähige Vermeidungsstrategien erarbeitet und gelebt hast
Das sind die wichtigsten, aber nicht alle relevanten Kriterien.
Ich denke, dass wenn ich noch keine 15 Monate Abstinenz nachweisen kann, spielen die von dir genannten Kriterien, und wie "glaubwürdig und nachvollziehbar" ich sie rüberbringe, auch keine große Rolle mehr. Ich meine damit eigentlich: würdest du es empfehlen, mit "nur" 12 Monaten nachgewiesener Abstinenz die MPU anzutreten?

Wie immer, vielen Dank für deinen Input! Wünsche dir einen schönen Abend. LG :smiley138:
 
Bei D2 ist ja schon von einer "fortgeschrittenen Drogenproblematik" die Rede. Finde ich persönlich etwas "unfair" in Betracht meines eigentlich kurzzeitigen Konsums.
Nun ja, du hast eine hochpotente illegale Droge konsumiert…
Die Werte sind auch, um mal einen Euphemismus zur frühen Stunde herzuzitieren, „nicht von schlechten Eltern“…
Ich persönlich halte einen Konsum von nur 4 Wochen für komplett unglaubwürdig.
Niemand, der 37 Jahre ohne Konsum psychotroper Substanzen durch`s Leben gegangen ist, kloppt sich auf einmal mir nix dir nix Kokain in die Birne / Nase, sorry !
Also gibt es eine Vorgeschichte, sei es nun mit Kokain, Alkohol, THC oder…oder…oder

Aber ich mach ja nicht die Regeln :smiley1084:.
Stimmt, ist auch besser so, oder ?;)

Ich verstehe aber auch, dass harte Drogen eben kein "Witz" sind,
Prima !
Der Konsum illegaler Substanzen ist auch diametral zu „witzig“, mir schwirren da eher Adjektive wie „traurig“, „tragisch“, „erschütternd“, „katastrophal“ etc. durch den Kopf…


…und dass man als Außenstehender tatsächlich von einer Drogenproblematik ausgehen kann.
Hier befindest du dich aber nun endgültig auf dem berühmten Holzweg, wobei es in deinem Falle eher ein Moor mit Treibsand ist, wenn ich mir mal diese Analogie erlauben darf…

Du bist der „Außenstehende“ !

Wir hier und auch die Gutachter sind Personen, die ihren Kopf voll haben mit wissenschaftlich und statistisch gesicherten Erkenntnissen über den Ge- und Missbrauch psychoaktiver Substanzen, also mitten in der Materie.
Wer greift dazu ?
Warum ?
Was spielt das Alter für eine Rolle ?
Welche Konsumhistorie welcher Substanz steht für welche Problematik ?
Was macht eine Aussage glaubwürdig ? Was unglaubwürdig ?
usw…etc…pp….to be continued…

Nicht falsch verstehen, ich will meinen Drogenkonsum nicht klein reden oder sonstiges.
Mmh, sorry, mein Lieber, mein Eindruck ist ein anderer….
Ist zu diesem Zeitpunkt aber auch überhaupt nicht schlimm, sondern eher „normal“.

Ich denke, dass wenn ich noch keine 15 Monate Abstinenz nachweisen kann, spielen die von dir genannten Kriterien, und wie "glaubwürdig und nachvollziehbar" ich sie rüberbringe, auch keine große Rolle mehr.
Also, es gilt hier 2 Dinge zu unterscheiden:

1. Die formalen Voraussetzungen
Wie lange musst du für deine Problemtiefe / Hypothese Abstinenz nachweisen ?
Das ist die Eintrittskarte.
2. Die psychologische Aufarbeitung
Glaubwürdigkeit, Darlegung der Konsumhistorie, Biographie, innere Motive, Präventionsstrategien etc.

Das ist, wie du richtig sagst, nur beides kombiniert, die Grundlage für ein positives GA.

Ich meine damit eigentlich: würdest du es empfehlen, mit "nur" 12 Monaten nachgewiesener Abstinenz die MPU anzutreten?
Nein.
Ich empfehle 15 Monate AN.

Wie immer, vielen Dank für deinen Input!
Sehr, sehr gerne und liebe Grüße zurück :smiley138:
 
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