Radl TF, BAK 1,87

RadlTF

Neuer Benutzer
Hallo allerseits,

hier ist der Fragebogen zu meiner TF auf dem Fahrrad. Schonmal vielen, vielen Dank an die Forumsbetreiber. Ich habe hier viele Informaitonen rausziehen können und finde es super das ihr euch so engagiert.

:smiley711:

Jetzt hoffe ich auf eure Kritik, damit ich die MPU bald positiv hinter mich bringen kann.



FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: Männlich
Größe: 1,90
Gewicht: 86kg
Alter: 30

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 19.08.13
BAK: 1,87
Trinkbeginn: 17:00 Uhr
Trinkende: 01:15 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 01:42 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: keine, weil auf dem Fahrrad

Führerschein
Hab ich noch: ja, Fahrrad
Hab ich abgegeben: nein
Hab ich neu beantragt: nein

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: KT, maximal einmal im Monat ein Glas Wein oder Bier
Ich lebe abstinent seit: -

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: ja, einmal, alles im normalen Bereich
ETG-Programm ja/nein: nein
Keinen Plan?:

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung:

MPU
Datum: Habe mich noch nicht angemeldet, habe noch 2 Monate Zeit
Welche Stelle (MPI): -
Schon bezahlt?: -
Schon eine MPU gehabt? -
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: Nein




Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Am 18.08.13, war ich zu der Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen. Nachdem ich beruflich als Musiker selten am Freitag oder Samstag in München bin, hatte der Freund die Feier absichtlich auf einen Sonntag gelegt, damit ich daran teilnehmen konnte. Die Feier sollte um 17 Uhr bei ihm Zuhause beginnen, und da ich ja einer der Gründe für den ungewöhnlichen Tag für eine Party war, wollte ich auch pünktlich dort ankommen. Zusammen mit meiner Freundin kam ich mit dem Fahrrad dort an. Auf der Feier unterhielt ich mich mit Freunden und trank über den Abend etliche Bier und Radler. Gegen 23 Uhr wollte meine Freundin nach Hause. Ich entschied mich jedoch noch zu bleiben, da ich noch nicht müde war und am nächsten Tag frei hatte, jedoch auch da ich mich nicht mehr in der Lage fühlte von der Xstraße die weite Strecke zur Xstraße zu radeln (ca 6 km). Kurz darauf bekam ich einen Anruf meiner Freundin und wir hatten eine Auseinandersetzung, da sie nicht mit meiner Entscheidung noch zu bleiben einverstanden war. Sie warf mir vor meine Begründung nicht mehr Fahrrad fahren zu wollen sei nur vorgeschoben. Aber nach einem längeren Telefonat konnten wir diesen Streit beilegen. Nachdem ich selten zu Feierlichkeiten wie Geburtstagen in München bin, wollte ich die Gelegenheit auskosten. So verabschiedete ich mich als einer der letzten erst gegen 00:00 Uhr. Der Gastgeber fragte sogar noch nach wie ich nach Hause kommen wollte. Ich antwortete ihm das ich mein Fahrrad nach Hause schieben würde. Die Strecke von ihm zu mir nach Hause beträgt nur 3,5 km. Auch die Auseinandersetzung mit meiner Freundin hatte meinen Entschluss noch einmal bekräftigt. Zunächst rigoros zu bestätigen das ich mein Fahrrad schieben würde und dann trotzdem nach Hause zu radeln würde ich vor mir selbst nicht verantworten können, selbst wenn ich mich jetzt wieder dazu in der Lage Gefühlt hätte.
Vor der Tür traf ich dann jedoch die Schwester des Gastgebers, mit der ich über fünf Jahre liiert war und einen weiteren Bruder von ihr, die in heftigen Streit geraten waren. Ich versuchte den Streit zu schlichten und saß zunächst mit beiden auf einer Parkbank und sprach mit ihnen. Da die beiden einige Getränke mit nach draußen getragen hatten trank ich in dieser Zeit drei weitere 0,5 Liter Bier. Nach dem Gespräch war ich sehr aufgewühlt. Ich hatte aber das Gefühl mich in der Situation sehr passend verhalten zu haben und war deswegen in einer gewissen Hochstimmung. Den Kopf voller Gedanken an das Gespräch stieg ich ohne weiter darüber nachzudenken auf mein Fahrrad und fuhr los. Ich war sogar so in Gedanken versunken das ich gleich an der ersten Kreuzung falsch abbog. Nach ca. 300 Metern stoppte mich bereits die Polizei.



2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Im Verlauf des Abends habe ich acht 0,5 Liter Bier (4,9 Prozent) und drei 0,5 Liter Radler getrunken.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr ca 300 Meter, geplant waren 3,5 Kilometer. Tatsächlich bin ich gleich an der ersten Ampel falsch abgebogen ohne es zu merken. Dort wurde ich bereits von Polizisten in Zivil gestoppt.


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Nein. Tatsächlich hatte ich angekündigt mein Fahrrad nach Hause zu schieben, da ich mich zu betrunken fühlte. Der Freund dessen Geburtstagsfeier ich besucht habe hält mir auch heute noch vor das ich angekündigt hatte das Fahrrad nach Hause zu schieben und es nicht umgesetzt habe. Ich bin ich dann doch auf mein Fahrrad gestiegen, im Kopf das letzte Gespräch.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich hatte vor das Fahrrad zu schieben.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?


Im Auto noch nie. Wenn ich Auto fahren muss trinke ich generell keinen Alkohol. Auch gegenüber Restalkohol bin ich äußerst vorsichtig. Ein Bekannter von mir, der KFZ Mechaniker ist, hat mir die Geschichte erzählt, dass er seinen Führerschein abgeben musste nachdem er am nächsten Morgen nach einer Feier mit dem Auto angehalten hat um einem stehenden Wagen seine Hilfe anzubieten. Die Fahrer des Wagens waren jedoch Polizisten in Zivil die ihn zur Alkoholkontrolle baten. Ob die Geschichte stimmt weiß ich nicht, jedoch hat mich diese Geschichte für das Thema Restalkohol sensibilisiert und ich bin seit jeher vorsichtig gewesen was Auto Fahren und Restalkohol angeht.

Auf dem Fahrrad war ich jedoch sicher etliche male leicht und auch ein paar mal stärker alkoholisiert unterwegs, da ich generell viel Fahrrad fahre. Bis zur TF habe ich mir keinerlei Gedanken über etwaige Gefahren gemacht und wusste nur das es eine Obergrenze gibt, jedoch nicht bei welcher BAK diese genau liegt. Auch habe ich nicht gedacht das ich diese Grenze überschreiten könnte. Das ich eine Gefahr für mich, aber gerade auch für andere darstelle wollte ich schlicht nicht sehen. Dabei habe ich gedacht, bevor ich zu betrunken bin werde ich das Fahrrad schon stehen lassen, da ich eh nicht mehr fahren könnte.



Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Heute ist mir bewusst das Alkohol in meiner Familie unhinterfragt allgegenwärtig ist, ich also schon immer Kontakt mit Alkohol hatte. Zum Abendessen gibt es bei meinen Eltern standardmäßig einen Wein. Auch in der weiteren Verwandtschaft wird täglich Alkohol konsumiert. Ich habe in meiner Familie nie erlebt das jemand betrunken war. Ich denke das Gehört auch zur Relativierungsstrategie meiner Familie: man betrinkt sich nicht vollkommen und man trinkt Wein und Sekt aber nicht Bier oder Schnaps. Damit kann man sich selbst vorgaukeln der regelmäßige Konsum habe nichts mit Missbrauch zu tun, sondern sei gesellschaftlich Anerkannt und etwas normales.

Das erste mal habe ich Alkohol im Alter von 15 Jahre bei einem Auswärtsturnier im Handballverein getrunken.


9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?


Ab 15 Jahren, beginnend mit dem Handballverein, habe ich begonnen Alkohol zu trinken. Anfangs auf Partys 1-2 Bier, ein oder zwei mal im Monat.

Zunehmend faszinierte mich in dem Alter die Musikrichtung Punkrock und die Punk Szene, in welcher Alkoholkonsum ja durchaus zum erwünschten Gestus zählt. Zudem konnte ich ab 16 Alkohol legal erwerben und das Alter in dem man auf Partys geht begann. Gerade in der Phase der Pubertät wollte ich natürlich dazu gehören und Teil der Gruppe sein, weshalb ich häufiger zu Konzerten und Partys ging und dort auch mehr Alkohol konsumierte. Normalerweise ging ich im Monat 4-6 mal weg und habe dabei zwischen 4 und 8 Bier getrunken. Während des Studiums kamen dann dazu noch Treffen mit Freunden unter der Woche bei denen ich 2-4 Bier trank und manchmal eine Flasche Wein die ich mir mit meiner Freundin zum Abendessen teilte. Diese Anlässe waren unregelmäßig, aber ich denke das es im Schnitt 2-4 mal im Monat vorkam.

In der Lernphase vor dem Abitur habe ich 3 Monate lang keinen Alkohol getrunken. Das gleiche gilt für die Lernphasen vor den Diplomprüfungen und meine Arbeitszeit an meiner Diplomarbeit. Diese war erst ein halbes Jahr nach den Prüfungen, da ich mir ein Semester Auszeit genommen habe um mein Tonstudio zu gründen. Da ich in diesen Phasen selbständig von zuhause arbeitete, musste ich mich zunächst an das etablieren einer eigenen Arbeitsroutine gewöhnen. Es dauerte jeweils eine Weile bis ich genügend Langzeit Motivation aufgebaut hatte. Gerade in dieser Phase war mir auch der leichte Brummschädel, den ich nach zwei oder drei Bier am Vorabend hatte, Zuviel.

Nach dem Studium arbeitete ich zunächst ein Jahr lang als Tontechniker und stieg dann im Oktober 2012 als Keyboarder in einer Unterhaltungsband ein. Die ersten Monate waren geprägt durch eine intensive Einstiegsphase in der ich weniger trank, da ich schon seit 10 Jahren kein Klavier mehr gespielt hatte und sowohl das Instrument als auch die Vielzahl an Songs neu erlernen musste. Normalerweise trank ich nach dem Konzert (2-4 mal im Monat) 1-2 Bier mit den Mitmusikern und unter der Woche mit meiner Freundin zusammen eine Flasche Wein zum Essen. Nachdem ich am Wochenende meistens Arbeiten war bin ich kaum noch weggegangen.

Nach der Einstiegsphase (ca ab Februar 2013) begann ich jedoch zunehmend während den Shows Radler und Bier zu trinken und auch danach noch an die Bar zu gehen. (2-4 mal im Monat 6-8 Bier) Dazu kamen dann noch unter der Woche Treffen mit Freunden (2-3 mal im Monat 2-4 Bier) und zum Essen mit meiner Freundin eine geteilte Flasche Wein (1-2 mal im Monat).

Zwei Wochen vor der TF bin ich mit meiner Freundin in den Urlaub gefahren. Während für sie der Urlaub eine besonderer Zeit war, in der sie sich selbst gerne eine Rotwein zum Abendessen oder einen Cocktail an der Bar gönnen wollte, damit also öfter als sie normalerweise trinken würde, ist mir nach einigen Tagen und der ersten längeren Pause vom Musik machen seit fast einem Jahr klar geworden, dass mein Alkoholkonsum überhand genommen hat. Ich habe bemerkt das mir die Verknüpfung von Alkoholkonsum an einen besonderen Moment verloren gegangen ist. Darüber habe ich auch mit meiner Freundin gesprochen und für mich selbst beschlossen ab jetzt zur Arbeit keinen Alkohol mehr zu trinken. Nach dem Urlaub hatte ich jedoch nur noch ein Konzert, bei dem ich alkoholfreies Bier trank. Am kommenden Wochenende war bereits meine TF.

Seit der TF trinke ich nur noch zu selten Anlässen, nicht häufiger als einmal im Monat ein Glas Wein oder ein Bier.



10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


siehe Frage 9


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?


Auf Partys und Konzerten und auch in kleinerer Runde mit Freunden in der Kneipe. Aber immer hatten diese Momente etwas spezifisches für mich. Nach dem Einstieg in die Band habe ich aber begonnen auch zunehmend zum Arbeiten Alkohol zu trinken. Dazu kamen dann noch unter der Woche Treffen mit Freunden.




12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Zunächst war es etwas neues und spannendes das ich ausprobieren wollte, gerade in der Pubertät. Später gehörte der Alkoholkonsum zum Benehmen der Bezugsgruppe zu der ich gehören wollte, weshalb ich mein Verhalten anpasste. Der Alkoholkonsum war in der Punkszenen immer Teil der gemeinsamen Aktivitäten. Auch genoss ich die auflockernde Wirkung des Alkohols.
Jetzt ist mir klar, das schon meine Sozialisation mir vermittelt hat das der Konsum von Alkohol zum Alltag gehört. So hatte ich auch wenig Hemmungen auf Konzerten und Partys mit Freunden und Bezugspersonen mit zu trinken. Alkohol war etwas das die Erwachsenen tranken und ab dem Zeitpunkt ab dem ich mich selbst Erwachsen fühlte gehörte Alkoholkonsum dazu.



13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei geringem Konsum wurde ich lockerer und weniger Schüchtern, aber auch müde. Mit steigendem Konsum überschätzte ich mich, wurde lauter und schob mich mehr in den Vordergrund.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?


Nein, gab es nicht. Nur als ich einem Freund erzählte das ich plane in eine Unterhaltungsband einzusteigen warnte mich dieser das ich in dem Umfeld auf meinen Alkoholkonsum aufpassen muss.
Mir ist jetzt klar das das Fehlen dieser Hinweise bedenklich ist und mir einiges über die Alkohol-Akzeptanz im Familien und Bekanntenkreis sagt.



15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Müdigkeit und Kater am Sonntag. Gerade der Sonntag ist die einzige Zeit die meine Freundin und ich Aufgrund der unterschiedlichen Arbeitszeiten gemeinsam haben. Aber nach einem Wochenende auf Tour an dem ich Alkohol trank hing ich Sonntags meistens durch.
Auch ist mir jetzt klar das die musikalischen Fähigkeiten ab einem Bestimmte BAK deutlich leiden, also meine Arbeit einschränkten. Seitdem ich während der Arbeit nicht mehr trinke fällt mir zum Ende des Abends hin immer deutlicher auf wie viele Fehler die Mitmusiker machen und wie unsinnig der Großteil der Ansagen ans Publikum wird. Auch was die Übernahme weiterer Aufgaben in der Band angeht hat mich der Alkoholkonsum eingeschränkt, da die Konzentration fehlte bestimmte Arbeitsprozesse im Bereich Licht und Tontechnik noch punktgenau durchzuführen.


16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?

Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Bis vor der TF habe ich mehr getrunken als heute. Heute befolge ich kontrolliertes Trinken.



17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

In dem Sinne kontrolliert habe ich meine Trinkmenge nicht. Aber einen Filmriss oder einen Blackout habe ich noch nicht erlebt.
 
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Diplomprüfungsphase, Diplomarbeitsphase, Abiturphase.



19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)

Früher habe ich gesehen das mein Alkoholkonsum höher war als bei anderen, aber hatte des Gefühl das ich mich noch im Rahmen bewege. Ich hatte durchaus schlechte Vorbilder, gerade aus der Punkszene vor Augen, wusste das ich nicht wie diese enden wollte und war mir der Gefahr in den Alkoholismus abzurutschen bewusst. Aber ich habe meinen Konsum für mich relativer, „andere trinken ja viel mehr als ich“ und „ich habe ja keine negativen Auswirkungen auf mein Leben“. Zudem hat mein Umfeld (sowohl die Familie, als auch die Punk-Szene und die Musiker in meinem Umfeld) mir immer wieder suggeriert das ein mäßiger aber konstanter Alkoholkonsum etwas harmloses sei.

Jetzt ist mir klar das ich mir selbst etwas vorgemacht habe. Der Übergang in eine Abhängigkeit ist ein schleichender Prozess den man nur zu leicht selbst übersieht und so lange relativiert bis es zu spät ist. Gerade als Musiker, bewege ich mich in einem Umfeld, in dem Alkohol von vielen Menschen missbraucht wird. Das Umfeld in dem ich Aufgewachsen bin hat mir immer vorgelebt das Alkoholkonsum nichts verwerfliches ist und zum Alltag gehört. Doch gerade in diesem unreflektierten Umgang mit Alkohol liegt die größte Gefahr.

Mir ist jetzt klar, das gerade die letzte Phase vor der TF von Alkohol Missbrauch gekennzeichnet war, sonst wäre ich nicht in der Lage gewesen mir überhaupt eine so hohe BAK an zu trinken. Und mir ist klar das ich so nicht weiter machen kann sondern grundlegend etwas an meinem Alkoholkonsum ändern muss. Deswegen praktiziere ich seit September 2013 KT.



Heute und in Zukunft


20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Ja, aber sehr selten. Maximal einmal im Monat. Zu einem geplanten besonderen Anlass. Dann nur ein Glas Wein oder ein Glas Bier. Auf den Konzerten trinke ich Apfelschorle.

30.09.13 Freundin Geburtstag, ein Glas Wein
24.11.14 Oma Geburtstag, Familienfeier, ein Glas Wein
01.01.14 Silvester, ein Glas Sekt
19.01.14 eigener Geburtstag, ein Glas von einem Bekannten selbstgebrautes IPA



21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

19.01.14 Geburtstag



22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

In der Zeit vor der TF habe ich alkoholfreies Bier getrunken, seitdem nicht mehr. Ich habe mich in das Thema eingelesen und mir ist nachvollziehbar das der Konsum von alkoholfreiem Bier alles andere als eine Verhaltensänderung darstellt.



23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Heute trinke ich nur zu besonderen Anlässen und aus Genussgründen.



24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Die Erkenntnis das mein Alkoholkonsum gerade im Bezug auf das Musiker-Leben überhand genommen hat bestand schon vor der TF. Damit stand auch für mich bereits der Entschluss fest Musik und Alkoholkonsum zu trennen und Alkohol nur noch zu besonderen Anlässen zu trinken. Die TF und die nachfolgende Information über Alkoholkonsum und MPU waren ein Schock. Da bekommt man wirklich Angst. Ist es schon zu spät? Bin ich vielleicht Alkoholiker? Habe ich mich schon komplett kaputt gemacht?

Zu der Erkenntnis, dass mein Alkohol-Konsum zu hoch ist, gerade im Zusammenhang mit der Arbeit, war ich bereits zuvor gekommen. Doch nach dem Schock hat die anstehende MPU genügend extrinsische Motivation geliefert bestimmte Denkschwellen zu durchbrechen. Mir ist jetzt klar das ich in einem Umfeld sozialisiert wurde in dem Alkohol zum Alltag gehört. Wenn ich meinen eigene Alkoholkonsum überhaupt hinterfragte lieferte mir dieses Umfeld genügend Argumente um meinen Konsum zu relativieren.

Doch gerade in dem Arbeitsbereich als Musiker führt dieser unreflektierte Alkoholkonsum fast zwangsläufig zu Missbrauch und langfristig auch zu Abhängigkeit. So unangenehm die anstehende MPU und die damit verbundenen Kosten sein mögen, so froh bin ich doch darüber, dass ich hiermit rechtzeitig einen Schuss vor den Bug bekommen habe der mich gezwungen hat mich gewissenhaft mit dem Alkoholkonsum von mir und meinen Bezugspersonen auseinander zu setzen.

Allein das ich das erkannt habe, hat mich dazu gezwungen mein Verhalten zu ändern. Mir ist jetzt klar das ein weiterer unreflektierter Umgang mit Alkohol nicht nur im Arbeitsleben, sondern auch gerade im Bezug auf mein privates Umfeld, unweigerlich in Richtung Alkoholabhängigkeit geführt hätte.



25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Ich empfand zunächst den Schock und die Befürchtung es wirklich schon zu sehr übertrieben zu haben. In den ersten Tage in denen ich gar nichts mehr getrunken habe hatte ich tatsächlich Angst in irgend einer Form Entzugserscheinungen zu erfahren. Zum Glück gab es keine.

Dann erst mal eine Trotzreaktion: „Ich lasse mir doch nicht vorschreiben wie ich mein Leben zu führen habe. Ich bin noch nie in meinem Leben betrunken Auto gefahren und ich werde das auch nie machen.“

Dann schließlich die Erkenntnis das nicht nur die Phase in der ich übermäßig Getrunken habe das Problem ist, sondern auch die Realisation das mein genereller, unreflektierter Alkoholkonsum noch gefährlicher ist.

Damit ist mir klar geworden das ich meinen Umgang mit Alkohol zwingend ändern muss.



26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich merke das mir der weitgehende Verzicht auf Alkohol körperlich gut tut, insofern ich nicht mehr am folgenden Tag mit Kater durchhänge. Auch habe ich ein wenig abgenommen. An Sonntagen nach einem Tour-Wochenende bin ich wacher und unternehmungslustiger als früher. Auch wenn ich am Samstag Abend nicht getrunken habe, dafür aber am Freitag, hing ich früher am Sonntag deutlich mehr durch. Nachdem der Sonntag meist der einzige Tag ist den meine Freundin und ich komplett für uns haben merke ich das der Alkoholverzicht auch meiner Beziehung gut tut.

Auch und besonders im Arbeitsalltag profitiere ich momentan immens durch den Alkoholverzicht. Im letzte halben Jahr habe ich mich verstärkt in die Bandarbeit eingebracht. Ich habe einen kompletten Umbau der Bühnenanlage für über 20.000,- € initiiert und federführend umgesetzt und bin jetzt neben der Tonanlage auch Zuständig für die komplette Lichtanlage. Nachdem das über den Verlauf des Konzertes doch einiges an Konzentration und zusätzlicher Arbeit bedeutet, gab es früher schlicht und ergreifend eine vollkommen abgespeckte Lichtshow, da sich niemand um diese Aufgabe kümmern wollte und konnte. Diesen Job übernehme ich jetzt.
Nachdem ich zum Ende des Konzerts nüchtern bin habe ich inzwischen außerdem fest das Abkassieren und die Kassenverantwortung übernommen.
Diese Verantwortungsübernahmen wurden sowohl von den anderen Musikern als auch vom Management sehr positiv kommentiert und haben sich auch in meiner Konzertgage positiv niedergeschlagen.

Spannend war auch die Reaktion anderer. Zunächst musste man natürlich jedem erklären warum man bei einer Party oder in der Kneipe keinen Alkohol trinkt. Aber die Gespräche waren mit Verweis auf die MPU schnell erledigt. Es gab ja einen Grund von Außen, den ich nicht mehr beeinflussen konnte.
Aber mit dem zunehmenden Wechsel meiner eigenen Einstellung musst ich mich einerseits länger und ausführlicher Erklären, habe aber auch manche durchaus positive Reaktion bekommen.
Ein Freund kommentierte z.B.: „Eine Weile nichts trinken würde mir sicher auch gut tun. Allein was ich in der Zeit alles schaffen würde.“
Ich habe sogar innerhalb der Band festgestellt das meine Mitmusiker die Gelegenheit nutzen und den eigenen Alkoholkonsum reduzieren. Bis zu meiner Verhaltensveränderung habe ich keinen anderen jemals zuvor ein alkoholfreies Bier trinken sehen. Inzwischen trinken zwei der vier Mitmusiker des öfteren alkoholfreies Bier auf der Bühne, einer der beiden hat wie ich beschlossen während der Band-Arbeit keinen Alkohol mehr zu trinken. Zuletzt musste ich schmunzeln als die Bedienung in den Backstage Raum kam und mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck „Vier Alkoholfreie Weißbier und eine Apfelschorle, was seid ihr denn für 'ne Band?“ fragte.



27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich bin rundum zufrieden mit den Entwicklungen der letzten Monate und möchte davon nichts aufgeben. Die aktiveren Sonntage mit meiner Freundin genieße ich sehr. Aufgrund der neuen Aufgaben die ich im Bereich der Arbeit übernommen habe wäre es mir gar nicht mehr möglich dort größere Mengen Alkohol zu konsumieren. Und ich habe meine Erwartungshorizont deutlich verschoben. Während für mich früher ein körperlich ruinierter Trinker ohne soziale Kontakte das Schreckgespenst des Alkoholismus dargestellt hat, ist für mich heute die Form in der Beispielsweise meine Eltern mit Alkohol umgehen nicht mehr akzeptabel. Der Konsum von Alkohol kann für mich nicht zu einer Alltäglichkeit werden, sonst fühle ich mich selbst damit nicht wohl.



28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Ganz Ausschließen kann man so etwas wahrscheinlich nie. Allerdings denke ich das mir in der Phase nach der TF einiges über mich und die Art und Weise in der ich bis dahin Alkohol getrunken habe klar geworden ist. Für mich ist es nicht mehr möglich ein übermäßiges Trinkverhalten einfach zu relativieren und vor mir selbst als etwas „normales“ das sich „noch im Rahmen“ bewegt darzustellen. Allein diese Bewusstmachung meines Alkoholkonsums wird bei mir alle Alarmglocken schrillen lassen bevor ich wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen könnte.




29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Da ich nicht mehr spontan trinke sondern zu Gelegenheiten die ich bereits vorher kenne und vorher plane komme ich zu diesen Anlässen öffentlich oder nehme mir ein Taxi.



30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein
 
Hoffentlich habe ich mich ausreichend eingelesen und mir geügend Gedanken gemacht, damit ich euch nicht all zu viel Mühe mache :smiley2204:
 
Hallo und willkommen im Forum...:smiley138:

Na mal sehen, wieviel Mühe du uns machen wirst.....:smiley894::zwinker0004:

Nein ernsthaft, heute war ich zu spät dran - aber ich werde mir deinen FB schnellstmöglich durchlesen und ihn kommentieren.
Ein bißchen Zeit hast du ja noch.

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: ja, einmal, alles im normalen Bereich

War da auch der CDT dabei?

Leberwerte (LW)
 
Leberwerte sind ohne CDT. Meinst du den CDT Wert erheben die beim TÜV oder der AVUS?

GOT: 22
GPT: 30
YGT: 61

Bin schon gespannt auf dein Feedback!
 
Leberwerte sind ohne CDT. Meinst du den CDT Wert erheben die beim TÜV oder der AVUS?

Nein, das machen die sicher nicht. Es ist eben total unterschiedlich bei KT. Manche MPI wollen noch LW haben (gerne auch mit CDT), andere legen überhaupt gar keinen Wert mehr auf die Werte...
Im Zweifelsfall kann man sich vorab tel. beim MPI mal erkundigen, ob LW noch gerne gesehen werden....

GOT: 22
GPT: 30
YGT: 61

Bin schon gespannt auf dein Feedback!

Kannst du da bitte mal die Normwerte dazuschreiben - danke.

Ich sehe zu, dass ich meinen Kommentar am WE verfasse...:smiley138:
 
Einer deiner Werte liegt zwar geringfügig über der Norm, dies dürfte bei der MPU aber (noch) nicht zu Problemen führen. Zur Sicherheit solltest du dir aber kurz vor der MPU erneut LW ziehen lassen.

Zu deinem FB:

Es ist deutlich zu spüren, dass du dir viele Gedanken über dich und deinen Alk.konsum gemacht hast und auch, dass eine Verhaltensänderung erfolgte.
Ich bin von daher optimistisch, dass deine Exploration positiv gewertet wird.

Im einzelnen:

Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Am 18.08.13, war ich zu der Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen. Nachdem ich beruflich als Musiker selten am Freitag oder Samstag in München bin, hatte der Freund die Feier absichtlich auf einen Sonntag gelegt, damit ich daran teilnehmen konnte. Die Feier sollte um 17 Uhr bei ihm Zuhause beginnen, und da ich ja einer der Gründe für den ungewöhnlichen Tag für eine Party war, wollte ich auch pünktlich dort ankommen. Zusammen mit meiner Freundin kam ich mit dem Fahrrad dort an. Auf der Feier unterhielt ich mich mit Freunden und trank über den Abend etliche Bier und Radler. Gegen 23 Uhr wollte meine Freundin nach Hause. Ich entschied mich jedoch noch zu bleiben, da ich noch nicht müde war und am nächsten Tag frei hatte, jedoch auch da ich mich nicht mehr in der Lage fühlte von der Xstraße die weite Strecke zur Xstraße zu radeln (ca 6 km). Kurz darauf bekam ich einen Anruf meiner Freundin und wir hatten eine Auseinandersetzung, da sie nicht mit meiner Entscheidung noch zu bleiben einverstanden war. Sie warf mir vor meine Begründung nicht mehr Fahrrad fahren zu wollen sei nur vorgeschoben. Aber nach einem längeren Telefonat konnten wir diesen Streit beilegen. Nachdem ich selten zu Feierlichkeiten wie Geburtstagen in München bin, wollte ich die Gelegenheit auskosten. So verabschiedete ich mich als einer der letzten erst gegen 00:00 Uhr. Der Gastgeber fragte sogar noch nach wie ich nach Hause kommen wollte. Ich antwortete ihm das ich mein Fahrrad nach Hause schieben würde. Die Strecke von ihm zu mir nach Hause beträgt nur 3,5 km. Auch die Auseinandersetzung mit meiner Freundin hatte meinen Entschluss noch einmal bekräftigt. Zunächst rigoros zu bestätigen das ich mein Fahrrad schieben würde und dann trotzdem nach Hause zu radeln würde ich vor mir selbst nicht verantworten können, selbst wenn ich mich jetzt wieder dazu in der Lage Gefühlt hätte.
Vor der Tür traf ich dann jedoch die Schwester des Gastgebers, mit der ich über fünf Jahre liiert war und einen weiteren Bruder von ihr, die in heftigen Streit geraten waren. Ich versuchte den Streit zu schlichten und saß zunächst mit beiden auf einer Parkbank und sprach mit ihnen. Da die beiden einige Getränke mit nach draußen getragen hatten trank ich in dieser Zeit drei weitere 0,5 Liter Bier. Nach dem Gespräch war ich sehr aufgewühlt. Ich hatte aber das Gefühl mich in der Situation sehr passend verhalten zu haben und war deswegen in einer gewissen Hochstimmung. Den Kopf voller Gedanken an das Gespräch stieg ich ohne weiter darüber nachzudenken auf mein Fahrrad und fuhr los. Ich war sogar so in Gedanken versunken das ich gleich an der ersten Kreuzung falsch abbog. Nach ca. 300 Metern stoppte mich bereits die Polizei.

Du hast in deinem Text mehrfach betont, dass du dir darüber bewusst warst, dass du aufgrund des hohen Alk.konsums nicht mehr fahren würdest. Auch deine Schilderung, dass du in Gedanken versunken warst, lässt darauf schließen, dass du nicht die Höchstgrenze dessen was du an Alk. verträgst, erreicht hattest.
Was also hat dich dazu bewogen, doch noch auf's Rad zu steigen? War es wirklich nur Gedankenlosigkeit? Das kommt etwas widersprüchlich rüber.....

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Im Verlauf des Abends habe ich acht 0,5 Liter Bier (4,9 Prozent) und drei 0,5 Liter Radler getrunken.

Lt. unserem Promillerechner ist das etwas zu wenig. Es müssen mind. 9 (besser noch 10) Bier a 0,5l gewesen sein.
Besitzt du Alk.wissen?
Ansonsten solltest du dich unbedingt hiermit auseinander setzen:

Kleine Alkohollehre zur BAK Berechnung


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Nein. Tatsächlich hatte ich angekündigt mein Fahrrad nach Hause zu schieben, da ich mich zu betrunken fühlte. Der Freund dessen Geburtstagsfeier ich besucht habe hält mir auch heute noch vor das ich angekündigt hatte das Fahrrad nach Hause zu schieben und es nicht umgesetzt habe. Ich bin ich dann doch auf mein Fahrrad gestiegen, im Kopf das letzte Gespräch.

Auch hier wirkt es widersprüchlich. Du warst unsicher, fühltest dich betrunken....warum bist du dann trotzdem gefahren?

Verstehst du, worauf ich hinaus will?

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Heute ist mir bewusst das Alkohol in meiner Familie unhinterfragt allgegenwärtig ist, ich also schon immer Kontakt mit Alkohol hatte. Zum Abendessen gibt es bei meinen Eltern standardmäßig einen Wein. Auch in der weiteren Verwandtschaft wird täglich Alkohol konsumiert. Ich habe in meiner Familie nie erlebt das jemand betrunken war. Ich denke das Gehört auch zur Relativierungsstrategie meiner Familie: man betrinkt sich nicht vollkommen und man trinkt Wein und Sekt aber nicht Bier oder Schnaps. Damit kann man sich selbst vorgaukeln der regelmäßige Konsum habe nichts mit Missbrauch zu tun, sondern sei gesellschaftlich Anerkannt und etwas normales.

Das erste mal habe ich Alkohol im Alter von 15 Jahre bei einem Auswärtsturnier im Handballverein getrunken.

Zum einen ist deine Angabe nachvollziehbar. Alk.trinken wurde und wird dir im Elternhaus vorgelebt und somit kommst du immer wieder damit in Berührung...
Dies könnte den GA allerdings aufhorchen lassen. Es muss von dir sehr deutlich gemacht werden, dass dein momentan gefasster Entschluss des KT nicht i-wann wieder ins Wanken gerät. Hier musst du wirklich sehr gute Überzeugungsarbeit leisten, dass sich dein Umdenken nicht nur auf den Zeitraum bis zu deiner MPU bezogen hat.

Denn zum anderen kommst du ja auch durch die Musikszene immer wieder mit dem Alk. in Berührung.....

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

.......

Zwei Wochen vor der TF bin ich mit meiner Freundin in den Urlaub gefahren. Während für sie der Urlaub eine besonderer Zeit war, in der sie sich selbst gerne eine Rotwein zum Abendessen oder einen Cocktail an der Bar gönnen wollte, damit also öfter als sie normalerweise trinken würde, ist mir nach einigen Tagen und der ersten längeren Pause vom Musik machen seit fast einem Jahr klar geworden, dass mein Alkoholkonsum überhand genommen hat. Ich habe bemerkt das mir die Verknüpfung von Alkoholkonsum an einen besonderen Moment verloren gegangen ist. Darüber habe ich auch mit meiner Freundin gesprochen und für mich selbst beschlossen ab jetzt zur Arbeit keinen Alkohol mehr zu trinken. Nach dem Urlaub hatte ich jedoch nur noch ein Konzert, bei dem ich alkoholfreies Bier trank. Am kommenden Wochenende war bereits meine TF.

Hieraus geht hervor, dass du dich bereits vor der TF ernsthaft mit deinem zu hohen Alk.konsum auseinander gesetzt hast, aber du hattest dir lediglich vorgenommen bei der Arbeit nichts mehr zu trinken....aber war es denn nicht generell zu viel an Alk.? Inwieweit hattest du dir denn zu diesem Zeitpunkt vorgenommen auch privat weniger zu trinken?

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Zunächst war es etwas neues und spannendes das ich ausprobieren wollte, gerade in der Pubertät. Später gehörte der Alkoholkonsum zum Benehmen der Bezugsgruppe zu der ich gehören wollte, weshalb ich mein Verhalten anpasste. Der Alkoholkonsum war in der Punkszenen immer Teil der gemeinsamen Aktivitäten. Auch genoss ich die auflockernde Wirkung des Alkohols.
Jetzt ist mir klar, das schon meine Sozialisation mir vermittelt hat das der Konsum von Alkohol zum Alltag gehört. So hatte ich auch wenig Hemmungen auf Konzerten und Partys mit Freunden und Bezugspersonen mit zu trinken. Alkohol war etwas das die Erwachsenen tranken und ab dem Zeitpunkt ab dem ich mich selbst Erwachsen fühlte gehörte Alkoholkonsum dazu.

Gerade das macht ein Umdenken und v.a. eine Verhaltensänderung auf lange Sicht sehr schwierig.
Alk.trinken gehört(e) einfach dazu. Der GA muss sich sicher sein können, dass deine Verhaltensänderung nachhaltig sein wird.

Nicht falsch verstehen, ich möchte dir hier kein Trinkmotiv "andichten" und anhand deiner Beschreibungen klingt es auch durchaus nachvollziehbar, dass sich deine Grundeinstellung geändert hat. Jedoch bleibt ein erhöhtes Restrisiko bestehen, dass sich dein Verhalten wieder ändern kann/wird.

Die GA sehen nun mal gerne, dass der Proband vor der TF ein Problem hatte, dass er bis zur MPU gelöst hat....


17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

In dem Sinne kontrolliert habe ich meine Trinkmenge nicht. Aber einen Filmriss oder einen Blackout habe ich noch nicht erlebt.

....und wirst du sicher auch nicht mehr.....:zwinker0004:
 
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)

Früher habe ich gesehen das mein Alkoholkonsum höher war als bei anderen, aber hatte des Gefühl das ich mich noch im Rahmen bewege. Ich hatte durchaus schlechte Vorbilder, gerade aus der Punkszene vor Augen, wusste das ich nicht wie diese enden wollte und war mir der Gefahr in den Alkoholismus abzurutschen bewusst. Aber ich habe meinen Konsum für mich relativer, „andere trinken ja viel mehr als ich“ und „ich habe ja keine negativen Auswirkungen auf mein Leben“. Zudem hat mein Umfeld (sowohl die Familie, als auch die Punk-Szene und die Musiker in meinem Umfeld) mir immer wieder suggeriert das ein mäßiger aber konstanter Alkoholkonsum etwas harmloses sei.

Jetzt ist mir klar das ich mir selbst etwas vorgemacht habe. Der Übergang in eine Abhängigkeit ist ein schleichender Prozess den man nur zu leicht selbst übersieht und so lange relativiert bis es zu spät ist. Gerade als Musiker, bewege ich mich in einem Umfeld, in dem Alkohol von vielen Menschen missbraucht wird. Das Umfeld in dem ich Aufgewachsen bin hat mir immer vorgelebt das Alkoholkonsum nichts verwerfliches ist und zum Alltag gehört. Doch gerade in diesem unreflektierten Umgang mit Alkohol liegt die größte Gefahr.

Mir ist jetzt klar, das gerade die letzte Phase vor der TF von Alkohol Missbrauch gekennzeichnet war, sonst wäre ich nicht in der Lage gewesen mir überhaupt eine so hohe BAK an zu trinken. Und mir ist klar das ich so nicht weiter machen kann sondern grundlegend etwas an meinem Alkoholkonsum ändern muss. Deswegen praktiziere ich seit September 2013 KT.

Bitte setze solche Aussagen beim GA in die Vergangenheitsform. Deine Verhaltensänderung ist kpl. abgeschlossen.

Heute und in Zukunft


20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Ja, aber sehr selten. Maximal einmal im Monat. Zu einem geplanten besonderen Anlass. Dann nur ein Glas Wein oder ein Glas Bier. Auf den Konzerten trinke ich Apfelschorle.

30.09.13 Freundin Geburtstag, ein Glas Wein
24.11.14 Oma Geburtstag, Familienfeier, ein Glas Wein
01.01.14 Silvester, ein Glas Sekt
19.01.14 eigener Geburtstag, ein Glas von einem Bekannten selbstgebrautes IPA

Beim fett gedruckten Datum warst du wohl deiner Zeit voraus...:zwinker0004: Was mich aber interessiert ist, was ist IPA?

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Die Erkenntnis das mein Alkoholkonsum gerade im Bezug auf das Musiker-Leben überhand genommen hat bestand schon vor der TF. Damit stand auch für mich bereits der Entschluss fest Musik und Alkoholkonsum zu trennen und Alkohol nur noch zu besonderen Anlässen zu trinken. Die TF und die nachfolgende Information über Alkoholkonsum und MPU waren ein Schock. Da bekommt man wirklich Angst. Ist es schon zu spät? Bin ich vielleicht Alkoholiker? Habe ich mich schon komplett kaputt gemacht?

Zu der Erkenntnis, dass mein Alkohol-Konsum zu hoch ist, gerade im Zusammenhang mit der Arbeit, war ich bereits zuvor gekommen. Doch nach dem Schock hat die anstehende MPU genügend extrinsische Motivation geliefert bestimmte Denkschwellen zu durchbrechen. Mir ist jetzt klar das ich in einem Umfeld sozialisiert wurde in dem Alkohol zum Alltag gehört. Wenn ich meinen eigene Alkoholkonsum überhaupt hinterfragte lieferte mir dieses Umfeld genügend Argumente um meinen Konsum zu relativieren.

Doch gerade in dem Arbeitsbereich als Musiker führt dieser unreflektierte Alkoholkonsum fast zwangsläufig zu Missbrauch und langfristig auch zu Abhängigkeit. So unangenehm die anstehende MPU und die damit verbundenen Kosten sein mögen, so froh bin ich doch darüber, dass ich hiermit rechtzeitig einen Schuss vor den Bug bekommen habe der mich gezwungen hat mich gewissenhaft mit dem Alkoholkonsum von mir und meinen Bezugspersonen auseinander zu setzen.

Allein das ich das erkannt habe, hat mich dazu gezwungen mein Verhalten zu ändern. Mir ist jetzt klar das ein weiterer unreflektierter Umgang mit Alkohol nicht nur im Arbeitsleben, sondern auch gerade im Bezug auf mein privates Umfeld, unweigerlich in Richtung Alkoholabhängigkeit geführt hätte.

Hier nochmal sehr schön von dir erklärt, dass du umgedacht hast. Das macht meine vorherigen Fragen zwar teilweise etwas überflüssig....dennoch bin ich der Meinung, dass es nicht schaden kann, solche Dinge noch einmal zusätzlich zu hinterfragen, da auch bei der MPU die Fragen doppelt gestellt werden (können) und es sehr sinnvoll ist, diese dann entsprechend zu beantworten....

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Ich empfand zunächst den Schock und die Befürchtung es wirklich schon zu sehr übertrieben zu haben. In den ersten Tage in denen ich gar nichts mehr getrunken habe hatte ich tatsächlich Angst in irgend einer Form Entzugserscheinungen zu erfahren. Zum Glück gab es keine.

Dann erst mal eine Trotzreaktion: „Ich lasse mir doch nicht vorschreiben wie ich mein Leben zu führen habe. Ich bin noch nie in meinem Leben betrunken Auto gefahren und ich werde das auch nie machen.“

Dann schließlich die Erkenntnis das nicht nur die Phase in der ich übermäßig Getrunken habe das Problem ist, sondern auch die Realisation das mein genereller, unreflektierter Alkoholkonsum noch gefährlicher ist.

Damit ist mir klar geworden das ich meinen Umgang mit Alkohol zwingend ändern muss.

Siehe dazu bitte meinen Kommentar zu Punkt 19

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich merke das mir der weitgehende Verzicht auf Alkohol körperlich gut tut, insofern ich nicht mehr am folgenden Tag mit Kater durchhänge. Auch habe ich ein wenig abgenommen. An Sonntagen nach einem Tour-Wochenende bin ich wacher und unternehmungslustiger als früher. Auch wenn ich am Samstag Abend nicht getrunken habe, dafür aber am Freitag, hing ich früher am Sonntag deutlich mehr durch. Nachdem der Sonntag meist der einzige Tag ist den meine Freundin und ich komplett für uns haben merke ich das der Alkoholverzicht auch meiner Beziehung gut tut.

Auch und besonders im Arbeitsalltag profitiere ich momentan immens durch den Alkoholverzicht. Im letzte halben Jahr habe ich mich verstärkt in die Bandarbeit eingebracht. Ich habe einen kompletten Umbau der Bühnenanlage für über 20.000,- € initiiert und federführend umgesetzt und bin jetzt neben der Tonanlage auch Zuständig für die komplette Lichtanlage. Nachdem das über den Verlauf des Konzertes doch einiges an Konzentration und zusätzlicher Arbeit bedeutet, gab es früher schlicht und ergreifend eine vollkommen abgespeckte Lichtshow, da sich niemand um diese Aufgabe kümmern wollte und konnte. Diesen Job übernehme ich jetzt.
Nachdem ich zum Ende des Konzerts nüchtern bin habe ich inzwischen außerdem fest das Abkassieren und die Kassenverantwortung übernommen.
Diese Verantwortungsübernahmen wurden sowohl von den anderen Musikern als auch vom Management sehr positiv kommentiert und haben sich auch in meiner Konzertgage positiv niedergeschlagen.

......

Es sollte nicht nur "momentan" so sein, sondern auf lange Sicht - also für deine gesamte Zukunft.

Es klingt vllt. etwas kleinlich.....jedoch möchte ich dir mit meinen Anmerkungen noch einmal vor Augen führen, dass der GA davon überzeugt sein muss, dass deine Stabilität in Bezug auf den Alk. von Dauer ist.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Ich bin rundum zufrieden mit den Entwicklungen der letzten Monate und möchte davon nichts aufgeben. Die aktiveren Sonntage mit meiner Freundin genieße ich sehr. Aufgrund der neuen Aufgaben die ich im Bereich der Arbeit übernommen habe wäre es mir gar nicht mehr möglich dort größere Mengen Alkohol zu konsumieren. Und ich habe meine Erwartungshorizont deutlich verschoben. Während für mich früher ein körperlich ruinierter Trinker ohne soziale Kontakte das Schreckgespenst des Alkoholismus dargestellt hat, ist für mich heute die Form in der Beispielsweise meine Eltern mit Alkohol umgehen nicht mehr akzeptabel. Der Konsum von Alkohol kann für mich nicht zu einer Alltäglichkeit werden, sonst fühle ich mich selbst damit nicht wohl.

Hier solltest du etwas ausführlicher werden und v.a. deine privaten Vermeidungsstrategien aufführen. Das du aufgrund der Arbeitsbereiche keine Möglichkeit mehr hättest, mehr Alk. zu trinken ist nur eine Seite der Medaille.....

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Ganz Ausschließen kann man so etwas wahrscheinlich nie. Allerdings denke ich das mir in der Phase nach der TF einiges über mich und die Art und Weise in der ich bis dahin Alkohol getrunken habe klar geworden ist. Für mich ist es nicht mehr möglich ein übermäßiges Trinkverhalten einfach zu relativieren und vor mir selbst als etwas „normales“ das sich „noch im Rahmen“ bewegt darzustellen. Allein diese Bewusstmachung meines Alkoholkonsums wird bei mir alle Alarmglocken schrillen lassen bevor ich wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen könnte.

In welcher Situation würden bei dir denn die "Alarmglocken" schrillen und wie würdest du darauf reagieren?



Soweit jetzt erstmal von mir. Ich warte jetzt auf dein Feedback.:smiley138:
 
oh, da habe ich mich vertippt. Richtig ist:

YGT: 31 Norm <60

schon mal vielen Dank für die vielen Hinweise. Ich mache mich gleich daran meine Antworten zu überarbeiten.
 
Hieraus geht hervor, dass du dich bereits vor der TF ernsthaft mit deinem zu hohen Alk.konsum auseinander gesetzt hast, aber du hattest dir lediglich vorgenommen bei der Arbeit nichts mehr zu trinken....aber war es denn nicht generell zu viel an Alk.? Inwieweit hattest du dir denn zu diesem Zeitpunkt vorgenommen auch privat weniger zu trinken?

Wenn ich ehrlich bin habe ich zu dem Zeitpunkt gemerkt das ich zu viel trinke, aber gedacht es reicht schon wenn ich mit dem Alkoholkonsum im Job aufhöre. Mir war schon klar das ich generell zu viel Alkohol trinke, aber ich hab gedacht diese Reduktion reicht schon damit ich nicht langfristig in den Alkoholismus abrutsche.


Mir ist jetzt klar das ich da einfach verleugnet habe das ich auch neben der Arbeit einfach zu viel Alkohol trinke. Aber zu dem Zeitpunkt war für mich das Ziel den Alkoholkonsum auf ein Niveau zu drücken, das mir im vergleich zum Umfeld als akzeptabel erschein. Das der Konsum vom Umfeld übermäßig hoch ist habe ich einfach ignoriert.

Sollte ich das ein wenig "anders formulieren"?

Die GA sehen nun mal gerne, dass der Proband vor der TF ein Problem hatte, dass er bis zur MPU gelöst hat....

Ist meine Argumentation in dieser Richtung jetzt halbwegs sinnvoll? Tatsächlich müsste ich mir ein konkreteres, lösbares Problem aus den Fingern saugen :smiley2204:



Was mich aber interessiert ist, was ist IPA?

Ein "Indian Pale Ale", ein englisches Bier das eher bitter aber auch leich zitronig ist.

Den FB überarbeite ich gleich und stelle ihn dann wieder online. Die bearbeiteten Stellen setze ich am besten kursiv, damit man sie leichter findet.
 
Wenn ich ehrlich bin habe ich zu dem Zeitpunkt gemerkt das ich zu viel trinke, aber gedacht es reicht schon wenn ich mit dem Alkoholkonsum im Job aufhöre. Mir war schon klar das ich generell zu viel Alkohol trinke, aber ich hab gedacht diese Reduktion reicht schon damit ich nicht langfristig in den Alkoholismus abrutsche.

Mir ist jetzt klar das ich da einfach verleugnet habe das ich auch neben der Arbeit einfach zu viel Alkohol trinke. Aber zu dem Zeitpunkt war für mich das Ziel den Alkoholkonsum auf ein Niveau zu drücken, das mir im vergleich zum Umfeld als akzeptabel erschein. Das der Konsum vom Umfeld übermäßig hoch ist habe ich einfach ignoriert.

Sollte ich das ein wenig "anders formulieren"?

Ja bitte. Deine Erklärung oben, dass du dir zu diesem Zeitpunkt doch eher noch etwas vorgemacht hast, was den Alk.konsum betraf, erscheint mir absolut realistisch und nachvollziehbar.

Im Zusammenhang gelesen kann ich das später aber noch einmal abschließender "bewerten".

Ist meine Argumentation in dieser Richtung jetzt halbwegs sinnvoll? Tatsächlich müsste ich mir ein konkreteres, lösbares Problem aus den Fingern saugen :smiley2204:

Nunja, sinnvoll in Bezug auf die bevorstehende MPU ist sie eher nicht, da du dich ja nach wie vor im gleichen Umfeld bewegst. Der GA könnte somit die Rückfallgefahr als sehr hoch einschätzen. Da musst du entweder sehr, sehr gute Überzeugungsarbeit leisten, oder doch noch etwas "problematisches" finden...

Das klingt natürlich absolut grotesk. Ich muss dich aber an dieser Stelle darauf hinweisen, dass eine Trinkmotivation ohne "handfeste" Trinkmotive schwer zu vermitteln ist.

Alkohol war etwas das die Erwachsenen tranken und ab dem Zeitpunkt ab dem ich mich selbst Erwachsen fühlte gehörte Alkoholkonsum dazu.

...ist nunmal keine Einstellung, die so leicht geändert werden kann. Das wäre bei einer gesellschaftlich anerkannten Menge noch vertretbar. Bei einem Konsum jenseits von "normalen" Promillewerten, wird dies jedoch zunehmend schwieriger....

Ein "Indian Pale Ale", ein englisches Bier das eher bitter aber auch leich zitronig ist.

Danke für die Aufklärung.....wieviele Umdrehungen hat denn so ein "selbst gebrautes" in etwa und wie groß war das Glas, dass du an deinem Geb. getrunken hast? Hier noch die Anmerkung, dass du bitte bei allen Getränken die du seit der TF getrunken hast, noch die Mengenangaben dazu setzt.


Den FB überarbeite ich gleich und stelle ihn dann wieder online. Die bearbeiteten Stellen setze ich am besten kursiv, damit man sie leichter findet.

Gute Idee :smiley711:
 
Hier mein überarbeiteter Fragebogen. Ich habe jetzt doch sehr viel neues dazu geschrieben:


FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: Männlich
Größe: 1,90
Gewicht: 86kg
Alter: 30

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 19.08.13
BAK: 1,87
Trinkbeginn: 17:00 Uhr
Trinkende: 01:15 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 01:42 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: keine, weil auf dem Fahrrad

Führerschein
Hab ich noch: ja, Fahrrad
Hab ich abgegeben: nein
Hab ich neu beantragt: nein

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: KT, maximal einmal im Monat ein Glas Wein oder Bier
Ich lebe abstinent seit: -

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: ja, einmal, alles im normalen Bereich
ETG-Programm ja/nein: nein
Keinen Plan?:

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung:

MPU
Datum: Habe mich noch nicht angemeldet, habe noch 2 Monate Zeit
Welche Stelle (MPI): -
Schon bezahlt?: -
Schon eine MPU gehabt? -
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: Nein




Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Am 18.08.13, war ich zu der Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen. Nachdem ich beruflich als Musiker selten am Freitag oder Samstag in München bin, hatte der Freund die Feier absichtlich auf einen Sonntag gelegt, damit ich daran teilnehmen konnte. Die Feier sollte um 17 Uhr bei ihm Zuhause beginnen, und da ich ja einer der Gründe für den ungewöhnlichen Tag für eine Party war, wollte ich auch pünktlich dort ankommen. Zusammen mit meiner Freundin kam ich mit dem Fahrrad dort an. Auf der Feier unterhielt ich mich mit Freunden und trank über den Abend etliche Bier und Radler. Gegen 23 Uhr wollte meine Freundin nach Hause. Ich entschied mich jedoch noch zu bleiben, da ich noch nicht müde war und am nächsten Tag frei hatte, jedoch auch da ich mich nicht mehr in der Lage fühlte von der Xstraße die weite Strecke zur Xstraße zu radeln (ca 6 km). Kurz darauf bekam ich einen Anruf meiner Freundin und wir hatten eine Auseinandersetzung, da sie nicht mit meiner Entscheidung noch zu bleiben einverstanden war. Sie warf mir vor meine Begründung nicht mehr Fahrrad fahren zu wollen sei nur vorgeschoben. Aber nach einem längeren Telefonat konnten wir diesen Streit beilegen. Nachdem ich selten zu Feierlichkeiten wie Geburtstagen in München bin, wollte ich die Gelegenheit auskosten. So verabschiedete ich mich als einer der letzten erst gegen 00:00 Uhr. Der Gastgeber fragte sogar noch nach wie ich nach Hause kommen wollte. Ich antwortete ihm das ich mein Fahrrad nach Hause schieben würde. Die Strecke von ihm zu mir nach Hause beträgt nur 3,5 km. Auch die Auseinandersetzung mit meiner Freundin hatte meinen Entschluss noch einmal bekräftigt. Zunächst rigoros zu bestätigen das ich mein Fahrrad schieben würde und dann trotzdem nach Hause zu radeln würde ich vor mir selbst nicht verantworten können, selbst wenn ich mich jetzt wieder dazu in der Lage Gefühlt hätte.

Vor der Tür traf ich dann jedoch die Schwester des Gastgebers, mit der ich über fünf Jahre liiert war und einen weiteren Bruder von ihr, die in heftigen Streit geraten waren. Ich versuchte den Streit zu schlichten und saß zunächst mit beiden auf einer Parkbank und sprach mit ihnen. Nach einer halben Stunde ging ihr Bruder ohne das die beiden ihre Streitigkeiten aus dem Weg geräumt hatten, was sie deutlich traf. So saß ich auch mit ihr noch eine dreiviertel Stunde und beruhigte sie. Da die beiden einige Getränke mit nach draußen getragen hatten trank ich in dieser Zeit drei weitere 0,5 Liter Bier. Nach dem Gespräch war ich sehr aufgewühlt, gerade da der Umgang mit meiner Ex-Freundin alles andere als leicht ist. Ich hatte aber das Gefühl mich in der Situation sehr passend verhalten zu haben und war deswegen in einer gewissen Hochstimmung. Den Kopf voller Gedanken an das Gespräch stieg ich ohne weiter darüber nachzudenken auf mein Fahrrad und fuhr los. Ich war sogar so in Gedanken versunken das ich gleich an der ersten Kreuzung falsch abbog. Nach ca. 300 Metern stoppte mich bereits die Polizei.



2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Im Verlauf des Abends habe ich zehn 0,5 Liter Bier (4,9 Prozent) und drei 0,5 Liter Radler getrunken.


3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr ca 300 Meter, geplant waren 3,5 Kilometer. Tatsächlich bin ich gleich an der ersten Ampel falsch abgebogen ohne es zu merken. Dort wurde ich bereits von Polizisten in Zivil gestoppt.


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Nein. Tatsächlich hatte ich angekündigt mein Fahrrad nach Hause zu schieben, da ich mich zu betrunken fühlte. Der Freund dessen Geburtstagsfeier ich besucht habe hält mir auch heute noch vor das ich angekündigt hatte das Fahrrad nach Hause zu schieben und es nicht umgesetzt habe. Doch die Auseinandersetzung mit meiner Ex-Freundin und der Streit zwischen ihr und ihrem Bruder hatten mich sehr aufgewühlt. So bin ich, im Kopf noch die Gedanken an das vorangegangene Gespräch doch auf mein Fahrrad gestiegen.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich hatte vor das Fahrrad zu schieben.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Nein


7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?


Im Auto noch nie. Wenn ich Auto fahren muss trinke ich generell keinen Alkohol. Auch gegenüber Restalkohol bin ich äußerst vorsichtig. Ein Bekannter von mir, der KFZ Mechaniker ist, hat mir die Geschichte erzählt, dass er seinen Führerschein abgeben musste nachdem er am nächsten Morgen nach einer Feier mit dem Auto angehalten hat um einem stehenden Wagen seine Hilfe anzubieten. Die Fahrer des Wagens waren jedoch Polizisten in Zivil die ihn zur Alkoholkontrolle baten. Ob die Geschichte stimmt weiß ich nicht, jedoch hat mich diese Geschichte für das Thema Restalkohol sensibilisiert und ich bin seit jeher vorsichtig gewesen was Auto Fahren und Restalkohol angeht.

Auf dem Fahrrad war ich jedoch sicher etliche male leicht und auch ein paar mal stärker alkoholisiert unterwegs, da ich generell viel Fahrrad fahre. Bis zur TF habe ich mir keinerlei Gedanken über etwaige Gefahren gemacht und wusste nur das es eine Obergrenze gibt, jedoch nicht bei welcher BAK diese genau liegt. Auch habe ich nicht gedacht das ich diese Grenze überschreiten könnte. Das ich eine Gefahr für mich, aber gerade auch für andere darstelle wollte ich schlicht nicht sehen. Dabei habe ich gedacht, bevor ich zu betrunken bin werde ich das Fahrrad schon stehen lassen, da ich eh nicht mehr fahren könnte.



Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Heute ist mir bewusst das Alkohol in meiner Familie unhinterfragt gegenwärtig ist, ich also schon immer Kontakt mit Alkohol hatte. Zum Abendessen gibt es bei meinen Eltern häufig einen Wein. Auch in der weiteren Verwandtschaft wird regelmäßig Alkohol konsumiert. Ich habe in meiner Familie nie erlebt das jemand betrunken war. Ich denke das Gehört auch zur Relativierungsstrategie meiner Familie: man betrinkt sich nicht vollkommen und man trinkt Wein und Sekt aber nicht Bier oder Schnaps. Damit kann man sich selbst vorgaukeln der regelmäßige Konsum habe nichts mit Missbrauch zu tun, sondern sei gesellschaftlich Anerkannt und etwas normales.

Das erste mal habe ich Alkohol im Alter von 15 Jahre bei einem Auswärtsturnier im Handballverein getrunken.



9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?


Ab 15 Jahren, beginnend mit dem Handballverein, habe ich begonnen Alkohol zu trinken. Anfangs auf Partys 1-2 Bier, ein oder zwei mal im Monat.

Zunehmend faszinierte mich in dem Alter die Musikrichtung Punkrock und die Punk Szene, in welcher Alkoholkonsum ja durchaus zum erwünschten Gestus zählt. Zudem konnte ich ab 16 Alkohol legal erwerben und das Alter in dem man auf Partys geht begann. Gerade in der Phase der Pubertät wollte ich natürlich dazu gehören und Teil der Gruppe sein, weshalb ich häufiger zu Konzerten und Partys ging und dort auch mehr Alkohol konsumierte. Normalerweise ging ich im Monat 4-6 mal weg und habe dabei zwischen 4 und 8 Bier getrunken. Während des Studiums kamen dann dazu noch Treffen mit Freunden unter der Woche bei denen ich 2-4 Bier trank und manchmal eine Flasche Wein die ich mir mit meiner Freundin zum Abendessen teilte. Diese Anlässe waren unregelmäßig, aber ich denke das es im Schnitt 2-4 mal im Monat vorkam.

In der Lernphase vor dem Abitur habe ich 3 Monate lang keinen Alkohol getrunken. Das gleiche gilt für die Lernphasen vor den Diplomprüfungen und meine Arbeitszeit an meiner Diplomarbeit. Diese war erst ein halbes Jahr nach den Prüfungen, da ich mir ein Semester Auszeit genommen habe um mein Tonstudio zu gründen. Da ich in diesen Phasen selbständig von zuhause arbeitete, musste ich mich zunächst an das etablieren einer eigenen Arbeitsroutine gewöhnen. Es dauerte jeweils eine Weile bis ich genügend Langzeit Motivation aufgebaut hatte. Gerade in dieser Phase war mir auch der leichte Brummschädel, den ich nach zwei oder drei Bier am Vorabend hatte, Zuviel.

Nach dem Studium arbeitete ich zunächst ein Jahr lang als Tontechniker und stieg dann im Oktober 2012 als Keyboarder in einer Unterhaltungsband ein. Die ersten Monate waren geprägt durch eine intensive Einstiegsphase in der ich weniger trank, da ich schon seit 10 Jahren kein Klavier mehr gespielt hatte und sowohl das Instrument als auch die Vielzahl an Songs neu erlernen musste. Normalerweise trank ich nach dem Konzert (2-4 mal im Monat) 1-2 Bier mit den Mitmusikern und unter der Woche mit meiner Freundin zusammen eine Flasche Wein zum Essen. Nachdem ich am Wochenende meistens Arbeiten war bin ich kaum noch weggegangen.

Nach der Einstiegsphase (ca ab Februar 2013) begann ich jedoch zunehmend während den Shows Radler und Bier zu trinken und auch danach noch an die Bar zu gehen. (2-4 mal im Monat 6-8 Bier) Dazu kamen dann noch unter der Woche Treffen mit Freunden (2-3 mal im Monat 2-4 Bier) und zum Essen mit meiner Freundin eine geteilte Flasche Wein (1-2 mal im Monat).

Seit der TF trinke ich nur noch zu selten Anlässen, nicht häufiger als einmal im Monat ein Glas Wein oder ein Bier.



10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


siehe Frage 9



11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?


Auf Partys und Konzerten und auch in kleinerer Runde mit Freunden in der Kneipe. Aber immer hatten diese Momente etwas spezifisches für mich. Nach dem Einstieg in die Band habe ich aber begonnen auch zunehmend zum Arbeiten Alkohol zu trinken. Dazu kamen dann noch unter der Woche Treffen mit Freunden.



12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Zunächst war es etwas neues und spannendes das ich ausprobieren wollte, gerade in der Pubertät. Später gehörte der Alkoholkonsum zum Benehmen der Bezugsgruppe zu der ich gehören wollte, weshalb ich mein Verhalten anpasste. Der Alkoholkonsum war in der Punkszenen immer Teil der gemeinsamen Aktivitäten. Auch genoss ich die auflockernde Wirkung des Alkohols.

Mit dem Einstieg in die Band begann für mich eine sehr stressige Zeit. Im musikalischen Bereich hatte ich Mühe mit meinen Mitmusikern mit zu halten. Während alle anderen Instrumentalisten in der Band ihr Instrumente studiert hatten, hatte ich in den letzten Jahren praktisch kein Klavier gespielt, Akkordeon musste ich neu lernen. Ich hatte konstant das Gefühl die musikalischen Ansprüche der Band nicht Erfüllen zu können. In gewissen Bereichen wurde ich sogar konkret darauf hingewiesen, dass mein technisches Können noch nicht ausreichend war.
Gleichzeitig belastete der neue Job meine Beziehung, da ich nur noch selten am Wochenende Zuhause war. Die Arbeits- und Freizeiten von meiner Freundin und mir überschnitten sich nur noch sehr selten und dies führte zu Konflikten.
Außerdem hatte ich das Gefühl in meinem Freundeskreis den Anschluss zu verlieren, da auch hier die seltenen Überschneidungen in der Freizeit dazu führte das der Kontakt zwischen Freunden und mir deutlich geringer wurde. Insgesamt hatte ich in dieser Zeit das Gefühl immer nur zu rennen und doch für nichts ausreichend Zeit zu haben.
Dazu kam noch das ich mir sehr Unsicher war ob ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Die Entscheidung professionell Musik zu machen hinterfragte ich immer wieder. Ich realisierte das für viele Menschen mein Job nicht als richtiger Beruf galt. Nachdem ich jedoch sehr viel Energie und Zeit in diese Arbeit investierte traf mich diese Einstellung sehr. Zudem wurde mir bewusst das eine Karriere als Musiker für mich nur zeitlich begrenzt in Frage kommt. Ich kann mir nicht vorstellen im Alter von 40 Jahren noch auf einer Bühne zu stehen und Unterhaltungsmusik darzubieten. Jedoch sehe ich mich auch nicht als Musiklehrer, was viele Musiker-Kollegen als Anschlussbetätigung ansehen. Die Frage wie es danach weitergehen sollte konnte ich für mich nicht beantworten. Und diese Offenheit der Zukunft zu akzeptieren fiel mir nicht leicht. Gerade da ich als Alternative immer die Möglichkeit gehabt hätte mit dem abgeschlossenen Soziologie Studium einen „seriöseren und sichereren“ Beruf zu wählen.
In dieser Situation stieg mein Alkohol Konsum erheblich an. Ich begann während der Arbeit auf der Bühne zu trinken um meine Unsicherheit zu überspielen und den Leistungsdruck zu verdrängen. Gleichzeitig versuchte ich unter der Woche möglichst häufig Freunde zu treffen um den Anschluss nicht zu verlieren, was dazu führte das ich auch unter der Woche häufig Alkohol trank. Hier vergaß ich meine Zukunftssorgen und meine Unsicherheit über meine Berufswahl.

Zwei Wochen vor der TF bin ich mit meiner Freundin in den Urlaub gefahren. Während für sie der Urlaub eine besonderer Zeit war, in der sie sich selbst gerne einen Rotwein zum Abendessen oder einen Cocktail an der Bar gönnen wollte, damit also öfter als sie normalerweise trinken würde, ist mir nach einigen Tagen und der ersten längeren Pause vom Musik machen seit fast einem Jahr klar geworden, dass mein Alkoholkonsum überhand genommen hat. Ich habe bemerkt das mir die Verknüpfung von Alkoholkonsum an einen besonderen Moment verloren gegangen ist, ich hatte einfach keine Lust hier im Urlaub auch noch zu trinken. Und mir ist klar geworden das ich seit über einem Jahr nur noch gestresst von einem Event zum nächsten gerannt bin, immer unsicher ob ich nicht etwas verpasse und ob ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe. In diesem Urlaub habe ich mir, zum ersten Mal seitdem ich als Musiker zu arbeiten begonnen hatte, Zeit genommen meine Entscheidungen wirklich zu überdenken und die Alternativen gegeneinander abzuwägen. Erst hier habe ich mich wirklich bewusst dafür entschieden das ich für die nächsten Jahre professionell Musik machen will. Mir wurde auch klar das ich Aufgrund der unentschiedenen, stressigen Situation und der daraus resultierenden Unsicherheit viel zu häufig und deutlich zu viel getrunken hatte. Darüber habe ich auch mit meiner Freundin gesprochen und für mich selbst beschlossen ab jetzt zur Arbeit keinen Alkohol mehr zu trinken. Aber mir ist jetzt auch klar das ich damals noch verleugnet habe das ich auch neben der Arbeit zu viel Alkohol trinke.

Nach dem Urlaub hatte ich jedoch nur noch ein Konzert, bei dem ich alkoholfreies Bier trank. Am kommenden Wochenende war bereits meine TF.




13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei geringem Konsum wurde ich lockerer und weniger Schüchtern, aber auch müde. Mit steigendem Konsum überschätzte ich mich, wurde lauter und schob mich mehr in den Vordergrund.



14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?


Nein, gab es nicht. Nur als ich einem Freund erzählte das ich plane in eine Unterhaltungsband einzusteigen warnte mich dieser das ich in dem Umfeld auf meinen Alkoholkonsum aufpassen muss.
Mir ist jetzt klar das das Fehlen dieser Hinweise bedenklich ist und mir einiges über die Alkohol-Akzeptanz im Familien und Bekanntenkreis sagt.



15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Müdigkeit und Kater am Sonntag. Gerade der Sonntag ist die einzige Zeit die meine Freundin und ich Aufgrund der unterschiedlichen Arbeitszeiten gemeinsam haben. Aber nach einem Wochenende auf Tour, an dem ich Alkohol trank, hing ich Sonntags meistens durch.
Auch ist mir jetzt klar das die musikalischen Fähigkeiten ab einer bestimmten BAK deutlich leiden, also meine Arbeit einschränkten. Seitdem ich während der Arbeit nicht mehr trinke fällt mir zum Ende des Abends hin immer deutlicher auf wie viele Fehler die Mitmusiker machen und wie unsinnig der Großteil der Ansagen ans Publikum wird. Auch was die Übernahme weiterer Aufgaben in der Band angeht hat mich der Alkoholkonsum eingeschränkt, da die Konzentration fehlte bestimmte Arbeitsprozesse im Bereich Licht und Tontechnik noch punktgenau durchzuführen.



16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?

Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Bis vor der TF habe ich mehr getrunken als heute. Heute befolge ich kontrolliertes Trinken.



17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

In dem Sinne kontrolliert habe ich meine Trinkmenge nicht. Aber einen Filmriss oder einen Blackout habe ich nicht erlebt.
 
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Diplomprüfungsphase, Diplomarbeitsphase, Abiturphase.



19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)

Früher habe ich gesehen das mein Alkoholkonsum höher war als bei anderen, aber hatte des Gefühl das ich mich noch im Rahmen bewege. Ich hatte durchaus schlechte Vorbilder, gerade aus der Punkszene vor Augen, wusste das ich nicht wie diese enden wollte und war mir der Gefahr in den Alkoholismus abzurutschen bewusst. Aber ich habe meinen Konsum für mich relativer, „andere trinken ja viel mehr als ich“ und „ich habe ja keine negativen Auswirkungen auf mein Leben“. Zudem hat mein Umfeld (sowohl die Familie, als auch die Punk-Szene und die Musiker in meinem Umfeld) mir immer wieder suggeriert das ein mäßiger aber konstanter Alkoholkonsum etwas harmloses sei.

Jetzt ist mir klar das ich mir selbst etwas vorgemacht habe. Der Übergang in eine Abhängigkeit ist ein schleichender Prozess den man nur zu leicht übersieht und so lange relativiert bis es zu spät ist. Gerade in diesem unreflektierten Umgang mit Alkohol liegt die größte Gefahr.


Mir ist klar geworden, das gerade die letzte Phase vor der TF von Alkohol Missbrauch gekennzeichnet war, sonst wäre ich nicht in der Lage gewesen mir überhaupt eine so hohe BAK an zu trinken. Und mir wurde auch klar das ich so nicht weiter machen konnte, sondern grundlegend etwas an meinem Alkoholkonsum ändern musste. Deswegen praktiziere ich seit September 2013 KT.



Heute und in Zukunft


20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Ja, aber sehr selten. Maximal einmal im Monat. Zu einem geplanten besonderen Anlass. Dann nur ein Glas Wein oder ein Glas Bier. Auf den Konzerten trinke ich Apfelschorle.

30.09.13 Freundin Geburtstag, ein Glas Wein 0,2l
24.11.13 Oma Geburtstag, Familienfeier, ein Glas Wein 0,2l
01.01.14 Silvester, ein Glas Sekt 0,2l
19.01.14 eigener Geburtstag, ein Glas von einem Bekannten selbstgebrautes Bier (8%), 0,3l



21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

19.01.14 Geburtstag



22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

In der Zeit vor der TF habe ich alkoholfreies Bier getrunken, seitdem nicht mehr. Ich habe mich in das Thema eingelesen und mir ist nachvollziehbar das der Konsum von alkoholfreiem Bier alles andere als eine Verhaltensänderung darstellt.



23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Heute trinke ich nur zu besonderen Anlässen und aus Genussgründen.



24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Die Erkenntnis das mein Alkoholkonsum gerade im Bezug auf das Musiker-Leben überhand genommen hat bestand schon vor der TF. Damit stand auch für mich bereits der Entschluss fest Arbeit und Alkoholkonsum zu trennen und Alkohol nur noch zu besonderen Anlässen zu trinken. Die TF und die nachfolgende Information über Alkoholkonsum und MPU waren ein Schock. Da bekommt man wirklich Angst. Ist es schon zu spät? Bin ich vielleicht Alkoholiker? Habe ich mich schon komplett kaputt gemacht?

Zu der Erkenntnis, dass mein Alkohol-Konsum zu hoch ist, gerade im Zusammenhang mit der Arbeit, war ich bereits zuvor gekommen. Doch nach dem Schock hat die anstehende MPU genügend extrinsische Motivation geliefert bestimmte Denkschwellen zu durchbrechen. Mir ist jetzt klar das ich in einem Umfeld sozialisiert wurde in dem Alkoholkonsum als relativ ungefährlich angesehen wurde. Wenn ich meinen eigene Alkoholkonsum überhaupt hinterfragte lieferte mir dieses Umfeld genügend Argumente um meinen Konsum zu relativieren. So habe ich zunächst auch meinen gesteigerten Alkoholkonsum im letzten Jahr relativiert und als ungefährlich eingestuft. So unangenehm die anstehende MPU und die damit verbundenen Kosten sein mögen, so froh bin ich doch darüber, dass ich hiermit rechtzeitig einen Schuss vor den Bug bekommen habe der mich gezwungen hat mich gewissenhaft mit meinem Alkoholkonsum auseinander zu setzen. Erst die bewusste Auseinandersetzung nach der TF hat mir klar gemacht das ich Alkohol zum Verdrängen von Unsicherheit und Zukunftsängsten missbraucht habe. Allein das ich das erkannt habe, hat mich dazu gezwungen mein Verhalten zu ändern. Mir ist jetzt klar das ein weiterer unreflektierter Umgang mit Alkohol nicht nur im Arbeitsleben, sondern auch gerade im Bezug auf mein privates Umfeld, unweigerlich in Richtung Alkoholabhängigkeit geführt hätte. Und mir ist klar geworden das mir der Alkohol sowohl im privaten als auch im beruflichen geschadet hat. Statt meine Probleme anzugehen habe ich versucht sie zu verdrängen.
Ich habe im Anschluss an die TF mein damaliges Leben und mögliche Alternativen sehr bewusst überdacht. Mir ist klar das ich mit meiner Entscheidung als Musiker zu arbeiten glücklich bin, meine Unsicherheit mich jedoch daran gehindert hat diesen Beruf voll anzunehmen und meine Energie wirklich darauf zu konzentrieren.
Ich habe mich intensiv mit meiner Freundin über meine Entscheidung und auch die Auswirkungen auf unser Zusammenleben unterhalten und wir schaffen uns seitdem viel bewusster Freiräume und Zeiten in denen wir nur für einander da sind. Auch wenn wir uns nicht so häufig wie andere Paare sehen, führen wir eine wunderbare Beziehung, da wir unsere gemeinsame Zeit sehr bewusst und intensiv miteinander genießen.
Auch mit meinem Freundeskreis habe ich mich auseinander gesetzt. Der Bekanntenkreis ist zwar seitdem kleiner geworden, doch ich weiß das die Freunde die heute noch habe mir nicht „verloren gehen“ wenn wir uns nur selten sehen, sondern viel eher die Freude über das Zusammensein dann noch größer ist.
In diesem neuen, bewussteren Leben ist kein Platz mehr für unreflektierten, übermäßigen Alkoholkonsum.




25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Ich empfand zunächst den Schock und die Befürchtung es wirklich schon zu sehr übertrieben zu haben. In den ersten Tagen in denen ich gar nichts mehr getrunken habe hatte ich tatsächlich Angst in irgend einer Form Entzugserscheinungen zu erfahren. Zum Glück gab es keine.

Dann erst mal eine Trotzreaktion: „Ich lasse mir doch nicht vorschreiben wie ich mein Leben zu führen habe. Ich bin noch nie in meinem Leben betrunken Auto gefahren und ich werde das auch nie machen.“

Dann schließlich die Erkenntnis das nicht nur die Phase in der ich übermäßig Getrunken habe das Problem ist, sondern auch die Realisation das mein genereller, unreflektierter Alkoholkonsum noch gefährlicher ist.

Damit wurde mir klar das ich meinen Umgang mit Alkohol zwingend ändern musste.

Die Umstellung meiner Trinkgewohnheit bei Feiern und Partys war dann jedoch einfacher als erwartet. Seitdem ich kontrolliert trinke ist mir sehr Bewusst geworden, dass Alkohol häufig nur dazu gedient hat eine eigentlich uninteressante Veranstaltung „schön zu trinken“. Heute wird mir viel klarer ob eine Feier mit netten Freunden und guten Unterhaltungen gefüllt ist oder nicht. Ist sie das nicht gehe ich heute einfach nach Hause, während ich früher sitzen geblieben wäre und noch ein paar Bier getrunken hätte. So wähle ich heute meine Freizeit-Aktivitäten deutlich bewusster als früher.




26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?


In der Beziehung mit meiner Freundin schaffen wir es, trotz der schwierigen Situation die sich aus unseren unterschiedlichen Arbeitszeiten ergibt, uns bewusster Freiräume zu schaffen und unsere Zeit miteinander sehr zu genießen. Speziell an Sonntagen nach einem Tour-Wochenende bin ich wacher und unternehmungslustiger als früher. Auch wenn ich am Samstag Abend nicht getrunken habe, dafür aber am Freitag, hing ich früher am Sonntag deutlich mehr durch. Nachdem der Sonntag meist der einzige Tag ist den meine Freundin und ich komplett für uns haben merke ich, dass der Alkoholverzicht mich fitter und unternehmungslustiger macht, was unserer Beziehung sehr gut tut.

Ich merke das mir der weitgehende Verzicht auf Alkohol auch körperlich gut tut, insofern ich nicht mehr am folgenden Tag mit Kater durchhänge. Auch habe ich ein wenig abgenommen. Ich habe die TF zum Anlass genommen auch wieder Sport zu machen. Inzwischen spiele ich regelmäßig in einem Ultimate Frisbee Team (amerikanische Variante von Frisbee in der zwei Teams gegeneinander antreten, ein bisschen ähnlich wie Fußball).

Auch und besonders im Arbeitsalltag profitiere ich immens durch den Alkoholverzicht. Die bewusste Auseinandersetzung mit meiner Berufswahl und die positive Entscheidung für mich selbst das Richtige zu tun hat dazu geführt das ich mich besser mit meinem Muiskerdasein identifizieren kann. Ich habe technisch an meinen Instrumenten deutlich aufgeholt und habe kein Problem mehr mit den anderen Musikern mitzuhalten. Mir ist bewusst das sie aufgrund ihres Studiums auf einem höheren Niveau spielen, doch durch intensives Üben habe ich meine eigenen technischen Fähigkeiten deutlich gesteigert, und keine Bereiche mehr in denen ich Probleme habe.
Im letzte halben Jahr habe ich mich verstärkt in die Bandarbeit eingebracht. Ich habe einen kompletten Umbau der Bühnenanlage für über 20.000,- € initiiert und federführend umgesetzt und bin jetzt neben der Tonanlage auch Zuständig für die komplette Lichtanlage. Nachdem das über den Verlauf des Konzertes doch einiges an Konzentration und zusätzlicher Arbeit bedeutet, gab es früher schlicht und ergreifend eine vollkommen abgespeckte Lichtshow, da sich niemand um diese Aufgabe kümmern wollte und konnte. Diesen Job übernehme ich jetzt.
Nachdem ich zum Ende des Konzerts nüchtern bin habe ich inzwischen außerdem fest das Abkassieren und die Kassenverantwortung übernommen.
Diese Verantwortungsübernahmen wurden sowohl von den anderen Musikern als auch vom Management sehr positiv kommentiert und haben sich auch in meiner Konzertgage positiv niedergeschlagen.

Spannend war auch die Reaktion anderer. Zunächst musste man natürlich jedem erklären warum man bei einer Party oder in der Kneipe keinen Alkohol trinkt. Aber die Gespräche waren mit Verweis auf die MPU schnell erledigt. Es gab ja einen Grund von Außen, den ich nicht mehr beeinflussen konnte.
Aber mit dem zunehmenden Wechsel meiner eigenen Einstellung musst ich mich einerseits länger und ausführlicher Erklären, habe aber auch manche durchaus positive Reaktion bekommen.
Ein Freund kommentierte z.B.: „Eine Weile nichts trinken würde mir sicher auch gut tun. Allein was ich in der Zeit alles schaffen würde.“
Ich habe sogar innerhalb der Band festgestellt das meine Mitmusiker die Gelegenheit nutzen und den eigenen Alkoholkonsum reduzieren. Bis zu meiner Verhaltensveränderung habe ich keinen anderen jemals zuvor ein alkoholfreies Bier trinken sehen. Inzwischen trinken zwei der vier Mitmusiker des öfteren alkoholfreies Bier auf der Bühne, einer der beiden hat wie ich beschlossen während der Band-Arbeit keinen Alkohol mehr zu trinken. Zuletzt musste ich schmunzeln als die Bedienung in den Backstage Raum kam und mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck „Vier Alkoholfreie Weißbier und eine Apfelschorle, was seid ihr denn für 'ne Band?“ fragte.



27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?


Ich bin rundum zufrieden mit den Entwicklungen der letzten Monate und möchte davon nichts aufgeben. Die aktiveren Sonntage mit meiner Freundin genieße ich sehr. Mein Freundin selbst trinkt sehr wenig Alkohol und während sie mir zuvor keine Vorwürfe wegen des Alkoholkonsum gemacht hat (sie hat ja viel davon gar nicht mitbekommen, da ich ja mit der Band unterwegs war), merke ich doch, dass mein neuer Umgang mit Alkohol unserer Beziehung sehr gut tut. Ich bin insgesamt deutlich aktiver und schaffe es unter der Woche mehr Arbeit zu erledigen. Die neu gewonnene Unternehmungslust und Freizeit ist auch auf meine Freundin übergesprungen. Wir unternehmen häufiger gemeinsam etwas und gönnen uns des öfteren ein Essen außer Haus.

Auch wenn wir mit Freunden weg gehen, erlebe ich dies Bewusster als früher. Auf Feiern mit guten Unterhaltungen und netten Freunden habe ich keinerlei Bedürfnis nach Alkohol. Und um so klarer sehe ich heute wenn eine Feier an sich nicht unterhaltsam ist und ich entscheide mich dann gerne nach Hause oder wo anders hin zu gehen.

Aufgrund der neuen Aufgaben die ich im Bereich der Arbeit übernommen habe wäre es mir gar nicht mehr möglich dort größere Mengen Alkohol zu konsumieren. Und der Erfolg der letzten Monate hat mich angespornt meinen Einsatz in der Band noch zu erhöhen. Schon jetzt bekommen wir sehr viele positive Rückmeldungen bezüglich der neuen Bühnenpräsenz. Und ich sehe schon etliche neue Felder in denen wir uns verbessern könnten und die ich angehen möchte.

Ich habe deshalb auch damit begonnen mein Umfeld für das Thema zu sensibilisieren. Mit meinen Eltern habe ich natürlich über die MPU gesprochen. Ich kann noch nicht absehen ob meine Eltern möglicherweise ihr Verhalten ändern werden. Beide sind inzwischen über 65. Doch im Gespräch über die MPU konnte ich ihnen gut vermitteln das der hohe BAK den ich erreicht habe nur Möglich war, da ich mich über eine längere Zeit an Alkohol gewöhnt habe. Und das der regelmäßige Konsum den sie pflegen gleichermaßen eine deutliche Gewöhnung an Alkohol darstellt und nicht unbedingt der Norm entspricht.
Wie ich schon zuvor geschildert habe, habe ich auch bei meinen Musiker-Kollegen bereits eine gewisse Aufmerksamkeit für das Thema und eine leichte Veränderung im Trinkverhalten erreichen können.

Zudem habe ich meinen Erwartungshorizont deutlich verschoben. Während für mich früher ein körperlich ruinierter Trinker ohne soziale Kontakte das Schreckgespenst des Alkoholismus dargestellt hat, ist für mich heute die Form in der Beispielsweise meine Eltern mit Alkohol umgehen nicht mehr akzeptabel. Der Konsum von Alkohol kann für mich nicht zu einer Alltäglichkeit werden, sonst fühle ich mich selbst damit nicht wohl.



28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. In der Phase nach der TF ist mir einiges über mich und die Art und Weise in der ich bis dahin Alkohol getrunken habe klar geworden ist. Für mich ist es nicht mehr möglich ein übermäßiges Trinkverhalten einfach zu relativieren und vor mir selbst als etwas „normales“ das sich „noch im Rahmen“ bewegt darzustellen. Allein diese Bewusstmachung meines Alkoholkonsums wird bei mir alle Alarmglocken schrillen lassen bevor ich wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen könnte.

Aufgrund der Erfahrungen des letzten Jahres nehme ich mir heute bewusst Zeit um zu reflektieren und Probleme die ich habe zu erkennen, anstatt sie zu ignorieren. Mir ist klar das in jedem Berufsfeld Unsicherheiten, Leistungsdruck und Zukunftsängste auftreten können und ich damit in meinem Job nicht alleine bin. Heute gehe ich meine Probleme offen an und weiß das ich mich in neuen Stress-Phasen an meine Freundin wenden kann. Ich habe in meiner Beziehung einen starken Rückhalt und kann mit ihr offen über Ängste und Unsicherheiten sprechen. Auch mein deutlich reduzierter, aber sehr guter Freundeskreis gibt mir Rückhalt.



29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Da ich nicht mehr spontan trinke sondern zu Gelegenheiten die ich bereits vorher kenne und vorher plane komme ich zu diesen Anlässen öffentlich oder nehme mir ein Taxi.



30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein
 
Das du es jetzt tust, ist doch super:smiley22:

Nicht jeder Mensch kann sich sofort öffnen, sondern braucht erstmal eine "Aufwärmphase", mir selbst geht es da auch nicht anders....:zwinker0004:

Deinen FB hast du schneller überarbeitet als ich dachte, darum musst du mir für den Kommentar noch kurz Zeit geben. Ich versuche es morgen (oder spätestens nach dem WE)...:smiley138:
 
Ich habe deinen FB nun gelesen und muss sagen - MICH überzeugen deine Worte. Wenn du den Fokus deiner Aussagen so beim GA rüberbringen kannst, sehe ich keine Gefahr, dass du deine MPU nicht bestehst.

Ein bißchen Probleme bereitet mir noch der Anfang deiner Geschichte....eben das du dir darüber im Klaren warst, dass du in deinem alkoholisierten Zustand kein Rad mehr fahren würdest, es dann aber doch getan hast...da solltest du die Gedankenlosigkeit etwas herausnehmen und stattdessen den Grad deiner Alkoholisierung etwas mehr hervorheben. Es bleibt aber dir überlassen, inwiefern du dich dazu gegenüber dem/der GA äußerst.

Jetzt jedoch noch ein paar wichtige Anmerkungen:

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?


Ab 15 Jahren, beginnend mit dem Handballverein, habe ich begonnen Alkohol zu trinken. Anfangs auf Partys 1-2 Bier, ein oder zwei mal im Monat.

Zunehmend faszinierte mich in dem Alter die Musikrichtung Punkrock und die Punk Szene, in welcher Alkoholkonsum ja durchaus zum erwünschten Gestus zählt. Zudem konnte ich ab 16 Alkohol legal erwerben und das Alter in dem man auf Partys geht begann. Gerade in der Phase der Pubertät wollte ich natürlich dazu gehören und Teil der Gruppe sein, weshalb ich häufiger zu Konzerten und Partys ging und dort auch mehr Alkohol konsumierte. Normalerweise ging ich im Monat 4-6 mal weg und habe dabei zwischen 4 und 8 Bier getrunken. Während des Studiums kamen dann dazu noch Treffen mit Freunden unter der Woche bei denen ich 2-4 Bier trank und manchmal eine Flasche Wein die ich mir mit meiner Freundin zum Abendessen teilte. Diese Anlässe waren unregelmäßig, aber ich denke das es im Schnitt 2-4 mal im Monat vorkam.

In der Lernphase vor dem Abitur habe ich 3 Monate lang keinen Alkohol getrunken. Das gleiche gilt für die Lernphasen vor den Diplomprüfungen und meine Arbeitszeit an meiner Diplomarbeit. Diese war erst ein halbes Jahr nach den Prüfungen, da ich mir ein Semester Auszeit genommen habe um mein Tonstudio zu gründen. Da ich in diesen Phasen selbständig von zuhause arbeitete, musste ich mich zunächst an das etablieren einer eigenen Arbeitsroutine gewöhnen. Es dauerte jeweils eine Weile bis ich genügend Langzeit Motivation aufgebaut hatte. Gerade in dieser Phase war mir auch der leichte Brummschädel, den ich nach zwei oder drei Bier am Vorabend hatte, Zuviel.

Nach dem Studium arbeitete ich zunächst ein Jahr lang als Tontechniker und stieg dann im Oktober 2012 als Keyboarder in einer Unterhaltungsband ein. Die ersten Monate waren geprägt durch eine intensive Einstiegsphase in der ich weniger trank, da ich schon seit 10 Jahren kein Klavier mehr gespielt hatte und sowohl das Instrument als auch die Vielzahl an Songs neu erlernen musste. Normalerweise trank ich nach dem Konzert (2-4 mal im Monat) 1-2 Bier mit den Mitmusikern und unter der Woche mit meiner Freundin zusammen eine Flasche Wein zum Essen. Nachdem ich am Wochenende meistens Arbeiten war bin ich kaum noch weggegangen.

Nach der Einstiegsphase (ca ab Februar 2013) begann ich jedoch zunehmend während den Shows Radler und Bier zu trinken und auch danach noch an die Bar zu gehen. (2-4 mal im Monat 6-8 Bier) Dazu kamen dann noch unter der Woche Treffen mit Freunden (2-3 mal im Monat 2-4 Bier) und zum Essen mit meiner Freundin eine geteilte Flasche Wein (1-2 mal im Monat).

Seit der TF trinke ich nur noch zu selten Anlässen, nicht häufiger als einmal im Monat ein Glas Wein oder ein Bier.

Du musst deine Trinkmengen auf die bei deiner TF ausrichten. D.h., dass du im Vorfeld bereits über einen längeren Zeitraum die gleichen Mengen
wie bei deiner TF zu einem Anlass getrunken haben musst (ggl. sogar etwas mehr). Mit einem längeren Zeitraum meine ich dabei mind. ein Jahr.
Gerade die Selbstreflektion in Bezug auf getrunkene Mengen im Vorfeld ist enorm wichtig, da der GA alles andere als Verharmlosung ansehen wird.
Gerade mit dem Fahrrad ist es sehr viel schwerer unter Alk.konsum zu fahren, da auch noch die Balance gehalten werden muss. Dies geht nur mit
entsprechender Übung.
Es kommt dabei nicht so sehr auf die Häufigkeit an um die Trinkfestigkeit zu erreichen, denn diese sollte im Rahmen bleiben und nicht öfter wie ein-
oder zweimal im Monat vorgekommen sein. Auch Regelmäßigkeiten im Trinkverhalten sollten nicht im Vordergrund stehen, da auch hierbei eine
Verhaltensänderung erschwert wird. Es geht darum, dass du dazu stehst, dass deine Höchstmengen der Alk.aufnahme im Vorfeld, die deiner TF entsprachen.
Darum solltest du deine Biermengenangabe auf jeden Fall erhöhen.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. In der Phase nach der TF ist mir einiges über mich und die Art und Weise in der ich bis dahin Alkohol getrunken habe klar geworden ist. Für mich ist es nicht mehr möglich ein übermäßiges Trinkverhalten einfach zu relativieren und vor mir selbst als etwas „normales“ das sich „noch im Rahmen“ bewegt darzustellen. Allein diese Bewusstmachung meines Alkoholkonsums wird bei mir alle Alarmglocken schrillen lassen bevor ich wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen könnte.

Aufgrund der Erfahrungen des letzten Jahres nehme ich mir heute bewusst Zeit um zu reflektieren und Probleme die ich habe zu erkennen, anstatt sie zu ignorieren. Mir ist klar das in jedem Berufsfeld Unsicherheiten, Leistungsdruck und Zukunftsängste auftreten können und ich damit in meinem Job nicht alleine bin. Heute gehe ich meine Probleme offen an und weiß das ich mich in neuen Stress-Phasen an meine Freundin wenden kann. Ich habe in meiner Beziehung einen starken Rückhalt und kann mit ihr offen über Ängste und Unsicherheiten sprechen. Auch mein deutlich reduzierter, aber sehr guter Freundeskreis gibt mir Rückhalt.
Doch, du solltest es dir aber unbedingt vorstellen können - in der Theorie. Nur so kannst du rechtzeitig genug reagieren, wenn du spürst, dass du wieder in
alte Verhaltensweisen zurück zu fallen drohst.

Antwortbeispiel:

"Theoretisch ja. Durch meine Aufarbeitung, konnte ich viel über die Gefahren des Alkohols kennenlernen. Sollte eine Situation eintreten bei der die Gefahr besteht diese nicht alleine bewältigen zu können, suche ich das Gespräch mit mir vertrauten Menschen. Mir ist bekannt, dass ich auch vor professioneller Hilfe keine Angst zu haben brauche."
 
Klasse, danke für die weiteren Komentare. Ich werde die Anmerkungen auch noch berücksichtigen und michmorgen für einen Termin anmelden. Ich melde mich zurück sobald ich das hinter mit habe. Hoffentlich geht alles gut :hand0054:
 
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