TF + Unfall 2,3 Promille

bernie

Neuer Benutzer
Hallo,
im Rahmen meiner Verarbeitung meines Alkoholproblems / missbräuchlicher Umgang... bin ich auf das Forum gestoßen.
Ich würde gerne mich hier einbringen - auch wenn ich bislang keine Erfahrungen mit MPU habe, aber ich glaube einige Denkanstöße bei anderen Themen geben zu können.
Gleichzeitig würde ich mich um Anregungen oder Unterstützung in meiner Angelegenheit freuen.

Gruß Bernie
 
Anbei der FB:
FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 182
Gewicht: ca 90kg
Alter: Mitte 50

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: Oktober 25
BAK: 2,3
Trinkbeginn: ca 14 Uhr
Trinkende: beim Unfall ca 19 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 20.15 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: ja
Strafbefehl schon bekommen: nein
Dauer der Sperrfrist:

Führerschein
Hab ich noch: nein - direkt abgenommen
Hab ich abgegeben:
Hab ich neu beantragt:
Habe noch keinen gemacht:

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):

Bundesland: Niedersachsen


Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: nein, AN läuft seit November
Ich lebe abstinent seit: seit dem Unfall abstinent

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein:
Urinscreening ja/nein: ja seit Novermber 25
PEth-Analytik ja/nein:
Keinen Plan?:

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein - sollte man die erheben lassen - wenn ja ab wann?

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: ja
Selbsthilfegruppe (SHG): ja, 2 verschiedene probiert, die 3. passt
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung:

MPU
Datum: offen
Welche Stelle (MPI):
Schon bezahlt?:
Schon eine MPU gehabt?
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: nein
 
Wie meinst du die Frage?
Ich habe Alkohol missbraucht um Probleme zu "lösen" (es war jedenfalls meine irrige Annahme, dass dies geht).
Wenn du du die Einstufung in die Hypothesen meinst: A 2
 
Ich bin gerade dabei, "meine" Geschichte zu ergründen. Warum konnte es soweit kommen? Warum habe ich (wenn vorhanden) frühere Warnzeichen ignoriert bzw. nicht gehandelt?

In Kurzform:

Aus jetziger Sicht ist DER Aspekt, dass ich von Kindesalter an bis ins hohe Alter von meinem Vater (oder besser Erzeuger) mißbraucht (physisch und psychisch) worden bin. Ich durfte keine Meinung haben und schon gar nicht äußern. Da gab es Schläge.
Ging etwas schief, egal an wem oder was es gelegen hat, bekam ich Schläge....teils mit anschließenden Arztbesuchen oder KH-Aufenthalten.

Früh habe ich gelernt: trinke Alkohol und alles wird erträglicher, der Körper empfindet weniger Schmerzen, es setzt eine gewisse Gleichgültigkeit ein. Zur Wehr habe ich mich nie gesetzt, einfach nur ertragen und runtergespült.

Dieses keine Meinung haben oder sagen hat sich dann im beruflichen Umfeld bei Konflikten fortgesetzt und Anfeindungen durch Vorgesetzte wurden - ich habe es ja gelernt - heruntergespült.

Eine Reflexion dieses Verhaltens hatte ich nicht. Bis zu meinem Unfall (zum Glück nur Sachschaden - bitte nicht falsch verstehen, es soll keine Verharmlosung sein).

Mein Alkoholmißbrauch spielte sich immer in Phasen ab. Es gab Zeiten ohne die o.g. Eingriffe, da habe ich nichts getrunken (ich habe keine bewußte Trinkpause gemacht sondern es gab für mich keine Notwendigkeit). Dann gab es wieder massive Eingriffe und mein Konsum stieg wieder auf bis 5-6l Bier/ Tag / 3-4x Woche.
 
Das tut mir aus tiefster Seele weh, dass du das ertragen musstest !
Sicherlich liegt hier die Ursache deines Missbrauchs, was du ja auch schon -sicherlich schmerzhaft- für dich erkannt hast…

Noch besser ist, dass es dir nun durch die TF gelungen ist, zu reflektieren, hinter die Kulissen zu schauen.

Du hast ja auch schon sehr gut erkannt, dass ein klarer Zusammenhang besteht zwischen Saufen und „Eingriffen“…
Kannst du das noch mit ein bisschen mehr Inhalt füllen ?

Wann fing der Konsum an ?
Wann, würdest du jetzt im Nachhinein sagen, wurde es zum Missbrauch ?
 
An meine erste Begegnung / Trinken von Alk kann ich mich nur schemenhaft erinnern. Es war im Urlaub und wir Kinder mussten für die Erwachsenen Wein von einem privaten Weinbauern kaufen. Dabei wurde immer ein großer Weinkrug rumgereicht und erst wenn dieser leer war, durfte man gehen. Da war ich 1x so betrunken dass ich einfach eingeschlafen bin. Da war ich 11 oder 12 Jahre. Der nächste Konsum war 1 Bier beim Geburtstag meines Bruders (da war ich 15) - es hat nicht geschmeckt und ich kann mich nicht erinnern, ob es irgendwie gewirkt hat. Naja - nachdem meine Eltern wieder zuhause waren setzte es Dresche und anschließend kam mein Bruder und meinte, wenn ich 2 - 3 Bier trinke, werden die Schmerzen weniger und alles ist easy. Naja - wie soll ich sagen: gesagt - getan. Und es wirkte. Leider.
Innerhalb eines Jahres habe ich die Biermenge deutlich erhöht. Mit etwa 18-19 Jahren war ich dann bei den Übergriffen bei 5l / Bier angekommen. Spätestens da war es Missbrauch (so sehe ich es heute, damals kannte ich das Wort noch nicht einmal).
 
nachdem meine Eltern wieder zuhause waren setzte es Dresche und anschließend kam mein Bruder und meinte, wenn ich 2 - 3 Bier trinke, werden die Schmerzen weniger und alles ist easy. Naja - wie soll ich sagen: gesagt - getan. Und es wirkte. Leider.
Innerhalb eines Jahres habe ich die Biermenge deutlich erhöht. Mit etwa 18-19 Jahren war ich dann bei den Übergriffen bei 5l / Bier angekommen.
auch hier duftet es verdächtig nach Komplextrauma, physische wie psychische Gewalt dürften da viel früher begonnen haben. Und ja: Alkohol als Lösungsversuch funktioniert da (ne ganze Weile).
Das blöde ist: alte Not-Emotionen wirken unbehandelt ein Leben lang. Und der alte Lösungsversuch fällt nun weg. Leider verschwindet damit das Problem nicht mit. Schön wärs. Was in unserem System erst mit 30 Jahren Verspätung tröpfchenweise ankommt: es gibt neben all der kognitiven Rumskillerei am Symptom (uralte Emotionen) seit Jahrzehnten gute Methoden, an den Ursachen aufzuräumen. Vllt wäre das mal sinnvoll?
Dann wären auch Lösungsversuche überflüssig, egal ob Alkohol oder rumskillen.
 
Was heißt kognitive Rumskillerei?
Was sind gute Methoden um Aufzuräumen?

Ich habe mir jetzt einen Psychotherapeuten (hat mit Verkehr und Sucht nichts zu tun) gesucht mit dem ich arbeiten will. 3 Sitzungen gab es bereits und die tun mir gut; auch wenn es viel zu früh ist, etwas zu sagen, aber "es bewegt sich schon was in mir".
 
Was heißt kognitive Rumskillerei?
Du hast Belastung durch starke Emotionen und "kommst irgendwie damit zurecht" (rumskillen), bewusste Achtsamkeitstechniken, Training bewusster Bewertungsprozesse, Veränderung von Gedanken (innere Dialoge, Kognitionen).
versus
Die Emotionen werden gar nicht mehr so stark (Aufräumen an der Ursache. Traumatherapie. Im kassenbezahlten Bereich derzeit Schematherapie und EMDR, wobei EMDR allein vllt nicht reicht, ab besten eine Kombination).
Es ist seit den 90ern bekannt, dass im Hirn Emotionen als Auslöser 400ms VOR den Kognitionen stattfinden, das lässt sich messen. Und die einen arbeiten halt dann mit den Auswirkungen, die anderen mit den Ursachen.

Die Idee dabei: wenn man Emotionen skaliert, z.B. zwischen 1 (schwach) und 10 (massiv), geht man in der Traumatherapie oft davon aus, dass "erwachsene Emotionen" auf der Skala von 1 -5 spielen. Damit kann man in der Regel gut umgehen, das Großhirn bleibt aktiv, man braucht keine Betäubung. Alles darüber hinaus ist getriggertes Emotionserleben aus früheren Zeiten, oft mit massiver Existenzangst verbunden. Der Verhaltenstherapeut arbeitet fast nur mit den Erwachsenen, der Traumatherapeut mit den "Kleinen" - denn DIE haben ja die erlebte Not, die sie dann ins System pumpen. Emotionale Erinnerungsgehalte. Mal so in aller Kürze. Man könnte auch sagen: die klassische Verhaltenstherapie arbeitet mit dem falschen Klienten.
 
Danke Joost,
von EMDR hat der Therapeut auch gesprochen...mal gucken.
Parallel gehe ich zur SHG und rede viel mit meinem sozialen Umfeld. Da geht es dann aber mehr um den Konsum und wie man sich in kritischen Situationen rettet.
 
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