Waren das forensisch zertifizierte Nachweise ?
Ja, war kontrollierte Urinanlyse beim TÜV Süd. Aber anscheinde verlieren die ja nach einigen Monaten die Gültigkeit, wenn ich das richtig im Kopf habe.
Bist du aktuell in einem zertifizierten AN-Programm ?
Nein, aktuell noch nicht. Ich wollte jetzt im November damit starten, da meine finanzielle Lage jetzt da ich arbeite deutlich besser ist als damals im Studium.
Konntest du dir schon Erkenntnisse in Bezug auf innere Motive, Vermeidungsstrategien erarbeiten ?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe heute auch mal diesen Fragebogen (siehe unten) angefangen auszufüllen (es gibt wahrscheinlich noch einiges zu verbessern), es ist auch gar nicht mehr so einfach sich an den Tag zurück zu erinnern, da muss ich nochmal in mich gehen und auch bei einigen Punkten muss ich sicherlich nochmal in mich gehen:
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
10.12.2022
War ein Samstag und ein Freund, den ich schon länger nicht mehr gesehen habe, haben uns bei mir zum Weißwurstfrühstück um 11:30 verabredet. Er kam dann so gegen 12 Uhr und wir haben angefangen zu essen und dazu Weißbier (0,5l) zu trinken. Wir saßen dann den ganzen Nachmittag in meiner WG (die anderen WG-Kollegen kamen auch noch mit dazu) und haben uns unterhalten und weiter getrunken. Eine genaue Anzahl kann ich nicht mehr nennen, aber es waren wahrscheinlich so um die 6-8 Bier über den Nachmittag verteilt. Wir haben so gegen 17 Uhr aufgehört, weil ich noch in die Boulderhalle wollte, um einen Wettkampf zu verfolgen. Eigentlich wollte ich mit dem Bus fahren, aber da ich meinen Schlüssel nicht gefunden habe, bin ich auf mein Fahrrad gestiegen und die 15 min zu Boulderhalle gefahren. In der Boulderhalle habe ich auch noch 2-5 Bier getrunken, dass weiß ich aber nicht mehr genau. Der Wettkampf dauerte dann bis ca. 21 Uhr. Anschließend wollte ich heimfahren und wurde kurz nach der Boulderhalle von der Polizei aufgehalten und kontrolliert. Anschließend wurde ich zur Blutabnahme zum Krankenhaus gebracht und dort wurde ein Blutalkohlwert von 2,03 Promille gemessen. Die Blutprobe wurde um 21:43 entnommen. Anschließend lief ich zu Fuß heim und ging ins Bett. Erst am nächsten Morgen wurden mir die Konsequenzen meines Handelns bewusst.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
12 Uhr – 13 Uhr: 2 Weißbier, 0,5 l
13 Uhr – 14 Uhr: 2 Weißbier, 0,5l
14 Uhr – 15 Uhr: 2 Weißbier, 0,5l
16 Uhr – 17 Uhr: 1 Weißbier, 0,5 l
17 Uhr – 18 Uhr: 1 Bier 0,5 l
18 Uhr – 21 Uhr: 2 Bier 0,5l
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
5 km zur Boulderhalle, 5 km zurück, also insgesamt 10 km, wurde direkt auf dem Heimweg aufgehalten
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein, ich habe die Alkoholisierung schon gemerkt. Ich konnte nicht mehr wirklich gerade fahren, aber ich wollte schnell nach Hause kommen.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte eigentlich Bus fahren, habe aber da ich meine Schlüssel nicht gefunden habe, den Bus verpasst und bin dann erst auf das Fahrrad gestiegen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ja, vielleicht 3 Mal auch mit dem Fahrrad. Ich dachte mir immer es wird alles gut gehen und habe nicht wirklich darüber nachgedacht.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit 14 beim Musikspielen habe ich meines Wissens das erste mal einen Schluck Bier probiert.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe angefangen regelmäßig mit 16 Alkohol zu trinken. Damals war es immer auf das Wochenende begrenzt. Es hat sich dann im Studium mit 18 ausgeweitert, dass ich auch mal unter der Woche getrunken habe, auch die Menge hat sich gesteigert. Dies wurde zuerst während Corona und dann später als ich mein Masterstudium in einer neuen Stadt begonnen habe immer öfter.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Meist so 3-4 mal die Woche, wobei es egal war ob Wochenende oder nicht. Meistens waren es 3-4 0,5 l Bier an einem Abend. Aber auch öfter mehr, dann waren es eher so in Richtung 6-9 0,5l Bier an einem Abend.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Eigentlich immer mit Freunden und Kommilitonen, nie allein. Meistens in Kneipen oder Bars. Während Corona auch sehr oft in meiner WG mit den WG-Kollegen. Ansonsten auch bei anderen Freunden in deren Wohnungen oder WGs.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich habe in meiner Jugend nie gelernt feiern zu gehen ohne Alkohol zu trinken. Es gehörte somit für mich dazu. Außerdem mochte ich die Wirkung, die der Alkohol bei mir gehabt hat, ich konnte meine Selbstzweifel und Unsicherheiten vergessen. Ich war auch noch sehr viel extrovertierter, wenn ich was getrunken habe. Des Weiteren haben alle in meiner Freundesgruppe getrunken und um dazuzugehören dachte ich, ich muss auch genauso viel, wenn nicht mehr als meine Freunde trinken. Es hat auch immer eine Art von Gemeinschaftsgefühl gegeben, wenn über die letzten Abende geredet wurde und jeder gesagt hat wie viel man getrunken hat.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Verlust von Selbzweifel und Unsicherheiten bei mittleren Alkoholkonsum, bei hohem Alkohlkonsum auch manchmal sehr depressive und negative Stimmungen. Ich konnte damals bzw. zur Zeit der Trunkenheitsfahrt nicht damit umgehen, also hat man mehr getrunken. Dann habe ich diese Sachen wieder vergessen.
Verlust des Gleichgewichtssinns bei hohem Alkoholkonsum.
Für die User, die als Trinkmotiv eine Steigerung des eigenen Selbstbewusstseins erkannt haben (und dies bei der MPU auch so anführen), ergibt sich eine weitere Frage:
13a. Warum hat Ihnen das Erreichen des eigentlich gewünschten Effektes bei wenig Alkohol dann nicht genügt, wieso kam es zu weiterem Alkoholkonsum?
(Zum Hintergrund der Frage kann hier nachgelesen werden:
KLICK)
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Meine Exfreundin hat mich manchmal darauf hingewiesen, dass es manchmal doch zuviel sei. Meistens habe ich diese Aussagen heruntergespielt und nicht weiter darüber nachgedacht.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Wenn zu viel Alkohol konsumiert wurde, war der nächste Tag immer kaum zu überstehen, ich war antrieblos und unmotiviert. Auch habe ich an viele schöne Abende nur noch bruchstückhafte Erinnerungen. Meine sportliche und musikalische Leistung hat auch manchmal darunter gelitten. Wahrscheinlich hat auch meine Leistung auf der Arbeit und in der Universität darunter gelitten, aber anscheinend nie maßgeblich.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Die schlimmsten Zeiten waren das erste Semester an der Universität, ich habe die neue Freiheit niemanden mehr Rechenschaft schuldig zu sein (erste eigene Wohnung) sehr ausgenutzt und häufig getrunken. Eine weitere schlimme Zeit war der Beginn meines Masterstudium. Hier war meine damalige Freundin im Auslandssemester und unsere Beziehung war zu der Zeit sehr schwierig. Hier hat mir der Alkohol oft einen Ausweg gegeben. Auch kannte ich damals in der neuen Stadt noch niemanden und es war leichtere Leute beim Trinken kennen zu lernen.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, das kam leider schon einige Male vor.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja, habe ich zur Prüfungszeit während meiner Universitätszeit. Meist 2 mal im Jahr ungefähr 2-3 Wochen, je nachdem wie die Prüfungen gefallen sind.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher dachte ich bin ein normaler Konsument von Alkohol, da sich in meinem Umfeld die meisten Leute genauso gelebt haben wie ich. Rückblicken wurde ich sagen ich habe definitiv sehr starken Alkoholmissbrauch betrieben.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein, ich trinke seit 2 ½ Jahren keinen Alkohol mehr.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Januar 2023
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Ja, hin und wieder. Maximal 2-mal im Monat. Ich habe Getränketechnologie studiert und finde den Wandel den Alkoholfreies Bier in der heutigen Zeit aus persönlicher und fachlicher Sicht einfach sehr interessant.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe festgestellt das ich keinen Alkohol benötige, um von meinen Freunden akzeptiert zu werden und führe seitdem ein weitaus glücklicheres Leben. Ich habe für mich erkannt den Alkohol immer nur eine Ausrede war, um nicht mit meinen anderen Problemen in meinem Leben klarzukommen. Außerdem habe ich jetzt ein klares sportliches Ziel (in jeder Boulderhalle in die ich gehe den schwersten Schwierigkeitsgrad klettern zu können) und dieses ist deutlich einfacher erreichbar ohne die Komplikation Alkohl.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich dachte bis zu meiner Trunkenheitsfahrt dass mein Konsum nicht so schlimm sei, erst danach habe ich mich wirklich mit meinem Konsum auseinandergesetzt und mich selbst hinterfragt.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich habe im Januar 2023 angefangen die Menge zu reduzieren die ich trinke und habe dann im Mai 2023 ganz aufgehört und seitdem auch keinen Alkohol mehr konsumiert. Die Umstellungsphase war für mich nicht sehr schwer, meine damalige Freundin stand immer an meiner Seite und hat mich sehr motiviert. Auch haben die meisten meiner Freunde meinen Entschluss voll unterstützt und akzeptiert. Das hat auch sehr stark geholfen. Am schwersten viel mir zu lernen ohne Alkohol auszugehen, z.B. in Clubs oder auf Konzerte. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, wie angenehm es ist nüchtern auf solchen Veranstaltungen zu sein. Ich habe die ganzen Konzerte seitdem auf eine völlig neue Art wahrgenommen und kann mich auch noch an alles erinnern. Ansonsten habe ich gemerkt das ich sehr viel mehr Energie und Zeit in der Woche habe. Somit habe ich mehr Zeit in meinen Lieblingssport gesteckt und dort auch deutliche Fortschritte gemacht. Ansonsten waren auch meine Gespräche mit Freunden und auch Fremden auf einmal sehr viel interessanter und aufmerksamer.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Durchweg positiv, ich habe das Gefühl meine Freundschaften sind besser und generell mein Leben auch. Am schönsten fand ich ein Kompliment einer Freundin, die mir gesagt hat „Jakob, seitdem du nichts mehr trinkst, wirkst du so viel klarer!“ Das war einer der schönsten Sätze zu hören. Aber es hat mich auch nochmal umso nachdenklicher gestimmt, wie sehr man es mir doch angemerkt hat. Generell hat sich meine Lebensqualität deutlich gesteigert.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Einen Rückfall kann ich leider nie zu 100% ausschließen, aber für mich funktioniert es sehr gut bei neuen Freundschaften einfach direkt zu kommunizieren das ich nichts trinke. Außerdem führe ich mir immer vor Augen, dass ich jetzt ein sportliches Ziel habe, und das kann ich nicht erreichen wenn ich Alkohol konsumiere. Und im Hinterkopf habe ich immer das Zitat „Jakob, seitdem du nichts mehr trinkst, wirkst du so viel klarer!“ was mich immer wieder bekräftigt, dass das der richtige Weg ist.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein, aktuell könnte ich mir das nicht.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Indem ich keinen Alkohl mehr konsumiere
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Im nachhin bin ich froh darum, dass die Polizei mich aufgehalten hat. Ich denke nicht das ich einfach so aufgehört hätte Alkohol zu konsumieren und so glimpflich davon zu kommen, ohne gesundheitliche Folgen, ist tatsächlich sehr glücklich. Wäre es mir lieber, wenn ich selbst so schlau gewesen wäre, na klar. Aber es hätte auch sehr viel schlimmer ausgehen können. Ich hätte mich verletzen können oder noch viel schlimmer jemand anderes wäre zu schaden gekommen. Ich denke nicht das ich mit dieser Schuld hätte Lebern könne.
Jein. Den Antrag solltest du stellen sofern absehbar ist, wann du alle Voraussetzungen für die MPU erfüllen kannst. Wenn du bei der Antragstellung noch Zeit benötigst solltest du das der Führerscheinstelle mitteilen, da die sonst eine kurzfristige MPU fordern können.
Das ist mir immer noch ein bisschen unklar, ist es so das ich erst zur Führerscheinstelle gehe den Antrag stelle auf Wiederausstellung und dann zur MPU gehe, oder gehe ich erst zur MPU und stelle dann den Antrag?
Das ist bei organisiertem Vorgehen nur eine Frage des Geldes.
Bei einem negativen Gutachten reichst du es nicht bei der Führerscheinstelle ein. Wichtig: Du zieht den Fahrerlaubnisantrag zurück.
Dann ändert sich für dich überhaupt nichts. Alle Fristen laufen wie vorher weiter. Die Führerscheinstelle bekommt nicht einmal die Information, ob überhaupt eine MPU stattgefunden hat. Das MPU-Institut schickt die Akten kommentarlos zurück.
Danach kannst du jederzeit wieder einen neuen Antrag stellen.
Ah, danke für die Info.