Verkehrsunfall mit 1,36 ‰

Oh, wow :schild0081:

Das ist aber mal eine gelebte Verhaltensänderung, die auch deinen Schreibstil sehr zum Positiven verändert :smiley22:

Ich drücke dir die Daumen, dass es bei dir klappt :smiley138:
Vielen Dank für deine netten Worte @Karl-Heinz ☺️

Einerseits habe ich eine mittlerweile ganz andere Sicht auf das Geschehene, aber natürlich schwingt eine große Portion Angst dabei mit. Weil der Anwalt der Justiz durch die Beschwerde mehr oder weniger auf die Füße getreten hat.
Das Vertrauen in meinen Anwalt ist schon relativ stark gesunken, da ich ihm von Anfang an gesagt habe, dass ich das ganze therapeutisch aufarbeiten werde und natürlich auch Abstinenz betreiben werde.
In seiner 111a Beschwerde hat er das therapeutische nicht mit einem Satz erwähnt, stattdessen lediglich die Abstinenznachweise beigefügt.
In seiner Begründung hat das Landgericht geschrieben:

„Besondere Umstände, welche die sich aus § 69 Abs. 2 Nr. 2 StGB ergebende
Vermutung mangelnder Eignung widerlegen könnten, sind zum Zeitpunkt der
Entscheidung nicht ersichtlich.
Weder weist die Anlasstat - bezogen auf die Eignung des Täters zum Führen von
Kraftfahrzeugen - Ausnahmecharakter auf, noch liegen ganz besondere Umstände
vor, die nach der Tat die Eignung des Täters günstig beeinflusst haben, so dass der
Eignungsmangel zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht mehr besteht. (vgl.
MüKoStGB/v. Heintschel-Heinegg/Huber, 4. Aufl. 2020, StGB § 69)
Das Gericht nimmt insofern insbesondere die seitens des Angeklagten vorgelegten
Abstinenznachweise zur Kenntnis, erachtet die darin zum Ausdruck gebrachten
Bemühungen jedoch als jedenfalls noch nicht ausreichend“

„Die Bewertung der Frage, ob der dringende Verdacht auch einer Gefährdung des
Straßenverkehrs nach § 315c StGB vorliegt, kann dahinstehen. Es bedarf daher im
Beschwerdeverfahren auch keiner Klärung, ob ein von Zeugen beobachteter
Funkenflug a m Fahrzeug d e s Angeklagten unmittelbar vor Abkommen von der
Fahrbahn die Verwirklichung des Tatbestands des § 315c StGB in Frage stellte.
Gleiches gilt für die Frage der Schadenshöhe.
Es besteht jedenfalls der dringende Verdacht einer Trunkenheit im Verkehr“

Ich habe ihn nochmals eindringlich in einer Nachricht an ihn aufgefordert, ausdrücklich meine Bemühungen mit Therapie und Abstinenz bei Gericht zum Vortrag zu bringen.
Es erfolgte keinerlei Reaktion darauf, stattdessen kam vorgestern kommentarlos die Ladung zum Haupttermin per E-Mail durch die Kanzlei.
 
Moin, tut mir echt leid wegen der ganzen Situation – klingt nach ’nem harten Ritt. Kurz und knackig, wie’s realistisch läuft:

Auf Wunsch des TE, wurde der KI-generierte Text gelöscht *Nancy*
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo zusammen,

leider geht das warten auf eine Entscheidung weiter. Mein für gestern angesetzter Gerichstermin wurde sehr kurzfristig um 07:30 Uhr vom Gericht aufgehoben.
An die Experten @joost @Karl-Heinz @MrMurphy mir liegt nun die therapeutische Gerichtsbescheinigung vor, die würde ich anonymisiert versuchen hier einzustellen und würde mich über eure Meinung und eure Expertise sehr freuen. Ich versuche diese im Laufe des Tages hochzuladen.

Liebe Grüße
 
Gerichtsbescheinigung

Das wäre eine Bescheinigung, die vom Gericht veranlasst wurde. Das ist wohl eher eine Bescheinigung von Privat zur Vorlage beim Gericht.

Keine Ahnung ob sich davon ein Richter beeindrucken lässt. Kann sein, muss aber nicht sein.

Zunächst kann eine Bescheinigung jeder ausstellen und hineinschreiben was ihm gefällt. Die einzige wirkliche amtliche Qualifikation scheint zu sein, das die § 70 FeV-Kurse anbieten dürfen, die aber bei dir überhaupt nicht zum Tragen kommen. Verkehrstherapie ist meiner Kenntnis nach kein geschützter Begriff und darf von Jedermann verwendet werden.

Zunächst ist die Bescheinigung schon optisch sehr laienhaft. Schriftgrößen, Abstände, Hervorhebungen, Großbuchstaben - alles ohne jeden Sinn wild durcheinander. Dadurch ist die Bescheinigung unnötig schwer lesbar. Was vielleicht sogar gewollt ist.

Weiterhin geht es in der Bescheinigung kaum um dich. Gefühlt 99 % sind Eigenlob und Zitate. Optisch schon daran erkennbar das du deinen Namen nur an wenigen Stellen schwärzen musstest.

Deshalb stehen zu dir nur ein paar Daten in der Bescheinigung. Deine Vorgeschichte, deine Entwicklung, deine Erfolge, eine Abschlussbeurteilung fehlen ebenso wie Beschreibungen, wie die Maßnahme (die zudem nur mit ein paar Schlagworten überhaupt benannt wird) abläuft.

Das liest sich eher wie eine Vorlage, in die dein Name und ein paar Daten (zum Beispiel Abstinenzdaten) ein einigen vordefinierten Stellen eingefügt wurden.

Mit einem fachlichen Attest, Gutachten, ... hat der Inhalt nichts zu tun. Ein typisches Schreiben ohne Inhalt, das allein durch die Schriftmenge beeindrucken soll.

Da der Richter in der Hinsicht wenig Erfahrung haben wird, kann er sich wie viele Laien natürlich trotzdem beeindrucken lassen.

Wobei ich aus deiner Vorgeschichte immer noch keine MPU sehe.
 
Hey @Sammy89 ,
Das ist ja mies mit deinem Gerichtstermin, das ist ja jetzt schon fast ein Jahr und wenn ich mich nicht irre, ist 3 Monate das mindestens was das Gericht an Strafe geben muss, wenn es bei den vorgeworfenen Punkten bleibt… das ist echt bitter.
 
Hey @Sammy89 ,
Das ist ja mies mit deinem Gerichtstermin, das ist ja jetzt schon fast ein Jahr und wenn ich mich nicht irre, ist 3 Monate das mindestens was das Gericht an Strafe geben muss, wenn es bei den vorgeworfenen Punkten bleibt… das ist echt bitter.
leider ja. Ich hoffe natürlich auf einen schnellstmöglichen neuen Termin. Aus Sicht der Therapeuten ist mein Eignungsmangel zum Führen von KfZ entfallen, deshalb bin ich auch ziemlich genervt, dass sich die Angelegenheit weiter in die Länge zieht.
 
Die Bescheinigung bestätigt meine Einschätzung, die ich ja auch schon kundgetan habe.
Grausiges Standardschreiben…
Und die Kosten dieses Unternehmens sind imho eine Unverschämtheit.
Für mich ist das Abzocke mit der -aus juristischer Sicht- vagen Aussicht, keine MPU machen zu müssen.
Selbst wenn du eine MPU machen musst, wärest du mit einem Bruchteil der Kosten ausgekommen.

Und diese Strategie hat doch auch einen „Zeithaken“ ?
Du konntest doch jetzt aufgrund der „Strategie“ von Anwalt/Unternehmen, die nur funktioniert, wenn es eine HV gibt, deine FE noch nicht neu beantragen ?
Weil, wenn keine Sperrfrist…?
Ich habe jetzt allerdings nicht dein ganzes Thema parat…:smiley2204:

Aus fachlicher Sicht würde mich interessieren:
Was hast du mit deren Hilfe für innere Motive erarbeitet ?
Darauf beruhende Vermeidungsstrategien ?
Einstufung Hypothese ?
Konsumhistorie ?
 
Und diese Strategie hat doch auch einen „Zeithaken“ ?
Du konntest doch jetzt aufgrund der „Strategie“ von Anwalt/Unternehmen, die nur funktioniert, wenn es eine HV gibt, deine FE noch nicht neu beantragen ?
Weil, wenn keine Sperrfrist…?
Es gibt ja bisher noch keine rechtskräftige endgültige Entziehung der Fahrerlaubnis. „Nur“ vorläufig bisher. Das Ziel von mir ist, dass in der anstehenden Hauptverhandlung die endgültige Entziehung der Fahrerlaubnis nicht stattfindet, sondern das Gericht auf ein deklaratorisches Fahrverbot entscheidet und mir die Fahrerlaubnis belässt. Da zum Zeitpunkt der Entscheidung (Hauptverhandlung) der charakterliche Eignungsmangel bereits entfallen ist. Dafür die Bescheinigung und meine Ausführungen vor Gericht.
 
Genau, d.h., dass ich statt der Fragezeichen geistig jetzt einen Punkt machen kann.

Aus meiner Sicht ist das gerade in deinem Fall, in dem du sowieso nicht MPU-pflichtig bist, Zeit- und Geldverschwendung.

Magst du mir die anderen Fragen beantworten ?
 
@Karl-Heinz zu der Therapie gehörten auch Gespräche in Bezug auf meinen früheren Konsoum von Alkohol und Rekorden.
Es war bei mir so gewesen, dass ich aufgrund ganz vielfältiger Probleme im privaten und beruflichen Leben immer wieder gehäuft zu Alkohol gegriffen habe um meine „rote“ Seite, die Unsicherheit und mein mangelndes Selbstbewusstsein/Selbstwertgefühl zu „unterspülen“ so nenne ich das jetzt mal. Äußere Motive waren der Auslöser, man mag sagen die „Initialzündungen“ dafür gewesen.
Ein Täter kann nie ein Opfer sein. Und darum möchte ich auch kurz beschreiben, weshalb es zu der TF gekommen ist.
Ich stand an diesem Abend wie so oft in meinem bisherigen Leben, an einem Scheideweg. Ich hatte mir nach Jahren des Selbstmitleids, des Lebens am unteren Ende der Gesellschaft durch einen kompletten Jobwechsel einen Neuanstrich verpasst, und war endlich der Meinung gewesen, in der „Mitte der Gesellschaft“ angekommen zu sein. Eigentlich hatte ich alles gehabt was zu einem gesunden, glücklichen Leben dazugehört, gutes regelmäßiges Einkommen, ein intakter Freundeskreis, gute Arbeitskollegen.
Dies alles hat am Abend des 23.11. schlagartig ein Ende gefunden, nachdem mir mitgeteilt wurde, dass ich einer derjenigen sein werde, der aufgrund von „Transformation“ und Sozialauswahl (wenn auch fehlerhafter, da ich eine behördliche Gleichstellung mit einem behinderten Menschen habe), meinen Job verlieren würde.

Und da kam auch wieder die „rote“ Seite an mir durch: Angst, Scham, Neid auf andere, die ihren Job behielten.

Wir haben im Pausenraum Bier getrunken. Mein Punkt der Verantwortungslosigkeit und meine „Vogelstraußmethode“ haben damals dafür gesorgt, dass ich mich ins Auto gesessen habe. An dem Punkt habe ich Verantwortung abgegeben. Für mich und meine Umwelt. Habe Vertrauen missbraucht und mich und auch andere massiv gefährdet. Noch in der Nacht in der Notaufnahme habe ich beschlossen, dass ich ein komplett neues Leben beginnen muss und lebe seit der Straftat vollkommen abstinent.

Es war auch so, dass in der Nacht im Krankenhaus ein für mich sehr wichtiger Mensch, mit dem ich zuvor sehr lange keinen Kontakt mehr hatte, plötzlich gekommen ist, da die Person als Notfallkontakt in meinem Handy und meiner Watch gespeichert war, welche durch den Unfall Alarm ausgelöst hatten.

Aus Sicht der Therapeuten war ich knapp an der Schwelle zu Alkoholmissbrauch, geschätzt wurde ich auf A3.

Meine Strategien für die Zukunft sind dass ich weiterhin abstinent leben werde, ich um mich herum ein vollkommen neues Umfeld aufgebaut habe, umziehen werde, mittlerweile auch nach langer Zeit wieder eine Frau an meiner Seite habe und falls es doch wieder dazu kommen sollte dass ich Alkohol trinke, das teuerste Taxi ist günstiger als alles, was ich in den letzten 11 1/2 Monaten durchlebt habe. Auch ein beruflicher Neubeginn in einer anderen Stadt und in einem anderen Bundesland ist mir geglückt.
Und ich möchte mich nicht auf dem bisher erreichten ausruhen, sondern mein Leben eigenverantwortlich wieder leben können. In jeglicher Hinsicht, beruflich als auch privat. Da ich noch viele Ziele und Wünsche bei mir habe, die ich erreichen möchte. Ohne äußeren Druck oder Stress. Ganz persönlich für mich.
Und niemals mehr wieder auf den falschen Freund Alkohol setzen.
Hierzu sehr hilfreich waren für mich die immer wiederkehrenden 10 Fragen zur Selbstreflexion.

Dies war bis hierher meine Geschichte…

Liebe Grüße
 
@Karl-Heinz @joost

Vielleicht auch noch kurz zu meinen Strategien:

Ich habe mir jedoch in Zusammenarbeit mit meiner Verkehrspsychologin eine Rückfallstrategie ausgearbeitet. Zuerst sind mir natürlich die möglichen Auslöser eines gesteigerten Konsums, wie übermäßiger Stress bekannt, sowie entsprechende Risikosituationen, wie unter anderem wieder Angst vor dem Versagen, des sich selbst wieder kleinmachens. Ich rede heute offen mit mir wichtigen Menschen über meine Sorgen, Ängste und die ungewisse Zukunft. Das gibt mir Kraft und Halt. Ich ducke mich vor Problemen nicht mehr weg, sondern spreche sie proaktiv an, sachlich, ruhig aber bestimmt. Und ich gebe jeden Tag mein bestes das (neu)erlernte umzusetzen, da ich den Unfall auch als echte Chance auf ein besseres Leben sehe, da dieser vermutlich auch tödlich hätte enden können.

Anfangs hatte ich versucht in jeder Zeile und in jedem Handeln der Polizei und des Staates irgendwas zu finden, was ich mir hätte zu nutzen machen können. Dabei habe ich anfangs aus Trotz und falschem Stolz agiert, weil ich mir nicht bewusst war, wie knapp ich doch dem Tod entkommen bin und um jeden Preis wollte, dass das Verfahren eingestellt wird. Das Fehler auch auf Seiten der Justiz/Polizei gemacht worden sind, steht auf der einen Seite. Meine Straftat wiegt schwerer. Ich möchte nicht mehr gegen Windmühlen kämpfen.
Dies zu akzeptieren und wirklich proaktiv selbst für mein Tun und Handeln Verantwortung zu übernehmen , erfüllt mich irgendwo heute mit ich möchte sagen, Freude.
Freude darüber, dass ich noch am Leben bin und ich noch eine zweite Chance verdient habe. Damit ich das Vertrauen der Allgemeinheit und auch ich an mein eigenes Selbstvertrauen zurückgewinnen kann.
 
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