Kommende Woche - erneute MPU nach 2020

daniel.t

Benutzer
Hallo zusammen!

Ich hatte nicht damit gerechnet, nach knapp fünf Jahren doch wieder hier im Forum unterwegs zu sein, aber meine MPU in der kommenden Woche treibt mich wieder zu Euch in der Hoffnung, dass Ihr mir nochmal helfen mögt. Ich habe nun kurzfristig einen Termin bekommen, den ich gern wahrnehmen möchte.

Kurze Verständnisfrage – die MPU-Stelle bekommt bei einer vorherigen MPU vor weniger als fünf Jahren doch eine Info darüber, ob ich Wiederholungstäter bin oder nicht, oder? Kann mir dies demnach negativ ausgelegt werden, „der lernt es doch nie“?

Ich hänge mal meinen Fragebogen an. Tausend Dank im Voraus!

Viele Grüße,

Daniel


FB Verkehr/Straftaten

Zur Person

Geschlecht: männlich
Alter: 43

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit:

12.12.20 – 141724 - Sie überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften um 42km/h – Zulässige Geschwindigkeit: 80km/h. Festgestellte Geschwindigkeit (nach Toleranzbzug): 122km/h. (2 Punkte)

19.01.23 – 123624 - Sie benutzten als Führer des KFZ ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation dient, in vorschriftswidriger Weise (1 Punkt)

05.02.23 – 319606 - Sie nahmen das Fahrzeug in Betrieb, obwohl die Betriebserlaubnis abgelaufen war. Die Verkehrssicherheit war dadurch wesentlich beeinträchtigt. (1 Punkt)

Bemerkung: *Standgeräusch Vergleichswert überschritten, Zulassungsdokumente Betriebserlaubnis erloschen, Bremsscheibe 2.Achse links und rechts innen Tragbild mangelhaft, Seitenmarkierungsleuchte hinten links und rechts nachträglich eingefärbt, Feder/Fahrwerk Auflagen nicht eingehalten, Abstand Radmitte-Radhausunterkante hinten zu gering, Gasanlage Einbauschild Angaben fehlen, Schalldämpferanlage Mittelschalldämpfer Zulässigkeit nicht nachgewiesen, Luftfilter/Einsatz Zulässigkeit nicht nachgewiesen
05.02.23 – 341615 - Sie führten als Halter das KFZ bzw. dessen Anhänger, obwohl die Verkehrssicherheit durch den Verstoß gegen eine Vorschrift über Bremsen wesentlich beeinträchtigt wurde.

14.03.23 - 123624 - Sie benutzten als Führer des KFZ ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation dient, in vorschriftswidriger Weise (1 Punkt)

09.04.23 – 141721 – Sie überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften um 24km/h. Zulässige Geschwindigkeit: 50km/h. Festgestellte Geschwindigkeit (nach Toleranzabzug): 74km/h. (1 Punkt)


Stand des Ermittlungsverfahrens
Strafbefehl schon bekommen: Ja.
Dauer der Sperrfrist: Bis Mitte Juli

Führerschein

Hab ich abgegeben: Mitte Januar 2024
Hab ich neu beantragt: Mitte April 2024

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein.
Sonstige Verstöße oder Straftaten? Keine.
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):

Bundesland:
NRW

Aufarbeitung
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ich befinde mich in Psychotherapie. Ursprünglich nicht aufgrund der Verkehrsvergehen, aber ich habe diese mit meinem Psychologen besprochen und aufgearbeitet.

MPU
Datum: 03.07.24
Welche Stelle (MPI): AVUS GmbH
Schon bezahlt? - JA

Schon eine MPU gehabt? – Ja, 2020, diese fiel positiv aus. Zu dem aktuellen Punkteverstoß hatte ich noch keine MPU.
Wer hat das Gutachten gesehen?:

Altlasten
Punkte oder sonstige Straftaten: Keine. MPU 2020.

1. Wie viele Verstöße hatten sie?

Ich hatte eine Vielzahl an Verstößen. Ich wurde jedoch nur bei einem Bruchteil erwischt. Insgesamt denke ich realistisch, dass es sich um 100-150 Fälle handelt.

2. Was waren das für Verstöße?

Vor allem waren dies Geschwindigkeitsüberschreitungen und Handynutzung während der Fahrt. Es war jedoch auch ein Fall dabei, in denen mein Auto nicht in einem der STVO entsprechenden Zustand war. Es waren Tuningteile verbaut, die nicht am Auto hätten sein dürfen.

3. Wann waren diese Verstöße und in welchem Zeitraum fanden diese statt? (möglichst Datum und zu welcher Tageszeit-um so genauer, um so besser)

Es handelt sich um eine Vielzahl von Verstößen. Ich werde diese chronologisch auflisten.

Am 12.12.2020 war ich auf dem Weg zu einem Konzert und wurde mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit geblitzt. Ich war unter Zeitdruck, da ich mich stark in der Zeit verschätzt hatte. Ein vorheriger Termin dauerte deutlich länger als eigentlich gedacht, und ich habe versucht, die Zeit wieder aufzuholen, indem ich schneller gefahren bin als erlaubt. Ich wurde in einer Baustelle geblitzt, in der 80km/h erlaubt waren, ich fuhr beim Herausbeschleunigen am Ende der Baustelle über 120km/h.

Am 19.01.23 habe ich mein Handy bei der Fahrt genutzt. Mein Chef hatte mich wegen einer dringenden Frage per MS Teams kontaktiert. Ich wollte erst noch rechts heranfahren, um ihm zu antworten, doch schrieb ihm dann an einer Ampel zurück. Dort wurde ich von einem Polizeifahrzeug angehalten und auf meinen Verstoß hingewiesen.

Am 05.02.23 wurde ich am späten Nachmittag in Hamburg mit meinem Auto angehalten. Bei der Kontrolle fiel auf, dass der Wagen nicht verkehrstauglich war. Ich war mit einer Freundin über das Wochenende in Hamburg gewesen und wir befanden uns auf dem Rückweg in Richtung Düsseldorf.

Bei der Kontrolle wurde festgestellt, dass einige Dinge nicht der STVO entsprachen, so war das Fahrzeug augenscheinlich tiefergelegt und auch der Auspuff wurde verändert. Ich hatte den Wagen erst wenige Wochen zuvor gekauft und mich darauf verlassen, dass alles TÜV-konform ist, da der Wagen noch anderthalb Jahre Rest-TÜV hat.

Am 14.03.23 wurde ich dann erneut mit dem Handy am Steuer angehalten.

Ich hatte einen Arbeits-Termin, der länger dauerte als eigentlich geplant. Anschließend hatte ich einen Arzttermin, den ich unbedingt wahrnehmen wollte, da ich ein halbes Jahr auf ihn gewartet hatte. Ich fuhr zu schnell, um noch pünktlich zu kommen und wurde dabei von einer mobilen Radarkontrolle geblitzt.

Am 09.04.23 wurde ich mit 74km/h (nach Toleranzabzug) erwischt, an einer Stelle, wo 50km/h erlaubt waren. Ich hatte es mal wieder eilig auf dem Weg zu einem Konzert. Vorher hatte ich zu Hause getrödelt, war dann zu spät losgefahren und hatte Zeitdruck.

4. Wie konnten so viele Verstöße zusammenkommen?

Ich habe -rückblickend gesehen- völlig falsch priorisiert und beispielsweise meine Arbeit über Privates gestellt. In Kombination mit meinem sowieso schon schlechten Zeitmanagement war ich demnach fast immer zu spät unterwegs. Daraufhin habe ich versucht, durch Geschwindigkeitsüberschreitungen die Zeit aufzuholen.

Bei den Handyvorfällen habe ich die Arbeit über mein Privates (also auch das Autofahren) gestellt. Ich habe in meinem sehr stressigen Job nur funktioniert und mir selbst keine klaren Grenzen gesetzt, sondern immer nur versucht, zu genügen – koste es, was es wolle.

Bei der Angelegenheit mit dem nicht verkehrssicheren Auto war ich zu gutgläubig. Ich ging davon aus, dass ich ein Auto nicht kontrollieren und auf Verkehrstüchtigkeit checken muss und schon alles ok sein würde.

5. Wie war ihre Gefühlslage bei diesen Delikten?

Ich war gleichgültig und hatte gar nicht verinnerlicht, was mein Handeln für extreme Auswirkungen haben könnte.

6. Was hätte passieren können bei den jeweiligen Delikten?

Ich hätte Unfälle verursachen und Menschenleben gefährden können.

7. Wie schätzen sie sich für die damalige Zeit als Fahrer ein?

Ich schätze mich als rücksichtslosen Fahrer ein. Ich habe die Verkehrsregeln für mich nicht akzeptiert und mich so getan, als würden für mich andere Regeln gelten.

8. Woran lag es das sie keinen Unfall hatten?

Ich hatte nur Glück, dass nicht mehr passiert ist.

9. Warum haben sie sich (immer wieder) so verhalten?

Das hatte verschiedene Gründe. Bei den Geschwindigkeitsüberschreitungen habe ich immer wieder versucht, mein fehlendes/schlechtes Zeitmanagement durch Rasen zu kompensieren. Bei der Handynutzung habe ich die Arbeit als oberste Priorität gesehen, der ich nur genügen wollte. Insgesamt ist festzuhalten, dass ich mich immer wieder so verhalten habe, weil ich nie erwischt wurde und somit keinen Grund gesehen habe, mein Verhalten zu ändern. „Es wird schon gut gehen“

10. Wie haben sie auf das Verhalten der Polizei reagiert nachdem sie gestoppt oder gelasert wurden?

Ich habe mit Verständnis reagiert. Die Polizisten machen auch nur ihren Job.

11. Wie haben sie auf die ersten Verwarn- bzw. Bußgelder reagiert?

Ich habe mich darüber geärgert, dass ich diese bezahlen musste. Dennoch haben sie mich nicht zum Umdenken gebracht. Ich habe mir gar nicht vor Augen gehalten, dass es sich bei den Verwarngeldern um eine Erinnerung handeln sollte, dass ich mein Fahrverhalten dringend ändern muss.

12. Was hatten sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen?

Ich hatte mir gar kein Konzept zusammengelegt, das für eine langfristige Änderung hätte sorgen können. Ich dachte mir immer nur kurzfristig „mache ich nicht mehr“ – und habe es dann doch getan.

13. Warum konnten sie ihre guten Vorsätze nicht einhalten?

Ich habe immer wieder so priorisiert wie bereits vor den Vorfällen und keine klaren Grenzen für mein Verhalten gezogen. Auch hatte ich mir noch nicht verinnerlicht, wie sehr ich andere Verkehrsteilnehmer gefährde. Daher habe ich mittelfristig immer wieder gegen die Regeln verstoßen.

14. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?

Ja, ich befinde mich seit einiger Zeit aufgrund anderer Vorfälle in meinem Leben in Psychotherapie. Auch dort habe ich auf eigenen Wunsch meine Verkehrsverstöße thematisiert und gemeinsam mit meinem Therapeuten Strategien erarbeitet, um mein Verhalten langfristig ändern zu können.

15. Wie lauten ihre Vorsätze heute?

Ich möchte ein bewussterer und besserer Verkehrsteilnehmer werden und nicht mehr gegen Regeln verstoßen.

16. Was ist daran anders?

Ich habe mir meine inneren Beweggründe, die zu den Verstößen geführt haben, verdeutlicht. Dies war nötig, um bewusst mit den Situationen, die sich über die Jahre „eingeschlichen“ und „normalisiert“ haben, anders umgehen zu können.

17. Was wollen sie konkret tun, damit sie ihre Vorsätze diesmal einhalten können?

Ich habe mir Strategien bezüglich meines Zeitmanagements erarbeitet. Diese lassen sich auf typische Situationen im Alltag, in denen ich normalerweise zu schnell gefahren bin, anwenden. Ich habe gelernt, deutlich Grenzen zu setzen, beispielsweise stelle ich mir vor Fahrtantritt bewusst die Frage – „kann ich das Ziel realistisch noch innerhalb der angestrebten Zeit erreichen, ohne gegen die Verkehrsregeln zu verstoßen?“.

Ähnliches gilt für die Handynutzung. Ich kam in der Vergangenheit nicht so gut mit der Möglichkeit des Homeoffice zurecht und wollte immer überall erreichbar sein. Ich habe für mich selbst bewusst festgelegt, dass Arbeit nicht immer die oberste Priorität sein darf. Demnach ist es auch in Ordnung, für meine Kollegen oder meinen Chef nicht erreichbar zu sein. Und wenn ein Tag mit wichtigen Meetings ist, dann bleibe ich eben zu Hause und fahre während der Arbeitszeit nicht mit dem Auto.

18. Was hat sich ansonsten bei ihnen geändert?

Ich befinde mich auch emotional in einer besseren Position. Die Therapie hat mir sehr gut getan. Ich bin mittlerweile geschieden, viel mehr „bei mir selbst“ und lebe bewusster. Darüber hinaus finde ich mich viel besser im Job zurecht und habe eine gesündere Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Ich gehe auch im übrigen Leben meine Entscheidungen viel bewusster an als zuvor.

19. Welche Einstellung zur Verkehrssicherheit haben sie heute und was ist daran neu?

Ich bin mir der Risiken deutlich bewusster, in die ich mich und andere Verkehrsteilnehmer gebracht habe. Vorher habe ich eher egoistisch gedacht und mir meine „eigenen Regeln“ selbst gemacht.

20. Was ist ihrer Meinung nach im Straßenverkehr besonders wichtig?

Ein respektvoller, altruistischer und rücksichtsvoller Umgang miteinander. Dabei wird ein Regelkonstrukt benötigt, das für alle gilt und an das sich alle halten.

21. Was könnte ihre guten Vorsätze wieder zum Scheitern bringen?

Durch meinen bewussteren Umgang mit meinen Schwächen bin ich optimistisch, dass ich mich langfristig an meine guten Vorsätze halten kann. Meine Therapie hat mir dabei sehr geholfen und ich kann mein Verhalten mittlerweile gut objektiv beurteilen und an Situationen anpassen, in denen ich zuvor ein Fehlverhalten im Straßenverkehr gezeigt habe.
 
die MPU-Stelle bekommt bei einer vorherigen MPU vor weniger als fünf Jahren doch eine Info darüber, ob ich Wiederholungstäter bin oder nicht, oder?

Ja, der MPU-Stelle wird dein altes Gutachten vorliegen.

Kann mir dies demnach negativ ausgelegt werden, „der lernt es doch nie“?

So direkt nicht. Allerdings wirst du andere (neue) Lösungswege aufweisen müssen um zukünftig nicht mehr negativ im Straßenverkehr aufzufallen. Was du damals vorgestellt und dir vorgenommen hast, hat schließlich nicht funktioniert. Und du bist ja innerhalb von kurzer Zeit wiederholt rückfällig geworden und keine deiner Strategien konnte das vermeiden.

Von daher müssten wir dein altes Gutachten kennen um dir konkret Helfen zu können. So habe ich das Gefühl als hättest würdest du die Antworten aus deiner ersten MPU wiederholen.

Die einzige "Verbesserung" scheint deine Therapie zu sein. Allerdings wird nicht so recht klar, in wie weit die abgeschlossen ist und wie sehr die sich auf dein Verhalten im Straßenverkehr bezieht. Zur MPU solltest du in jedem Fall ein Bericht deines Arztes vorlegen.

Viele deiner Antworten erscheinen mir zur kurz und vor allem nichtssagend - also viel Rauch um nichts. Damit kann der Gutachter wenig anfangen.

14. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?

Ja, ich befinde mich seit einiger Zeit aufgrund anderer Vorfälle in meinem Leben in Psychotherapie. Auch dort habe ich auf eigenen Wunsch meine Verkehrsverstöße thematisiert und gemeinsam mit meinem Therapeuten Strategien erarbeitet, um mein Verhalten langfristig ändern zu können.

Die Frage beantwortest du zum Beispiel überhaupt nicht. Oder

15. Wie lauten ihre Vorsätze heute?

Ich möchte ein bewussterer und besserer Verkehrsteilnehmer werden und nicht mehr gegen Regeln verstoßen.

Das ist Laberrhababer, also vollkommen nichtssagend.

Das zieht sich leider durch den gesamten Fragebogen.

Hast du dir dein altes Gutachten überhaupt mal durchgelesen?
 
Genau, was war das für eine MPU ?
Alkohol, BtM ?

Und, wie @ MrMurphy schon schrieb, ist, wenn du hier ernsthaft Hilfe möchtest, dein 1.Gutachten unerlässlich bzgl. Biografie, inneres Motiv etc.
Das MPI bekommt keine Info, sondern dein 1.Gutachten ist in deiner Akte, so dass es der jetzige Gutachter sehen und lesen wird.

Nun sind es ja im Prinzip nur 2 Tage bis zu deiner MPU.
Aufgrund deiner Antworten sehe ich da leider im Moment wenig Chancen.
Auch die Zeit spricht gegen dich.
Von dir wird eine Verhaltensänderung erwartet, die ca. 1 Jahr dauert.
So müsstest du quasi nach deinem letzten Punkt wegen der Geschwindigkeitsübertretung von 24 km/h eine Änderung von Saulus zu Paulus durchgemacht haben, was anhand deiner Sammlung extrem unwahrscheinlich ist.
 
Oh, okay, danke :smiley138:

Ja dann sehe ich leider null Chance.
Du hast 2020 wieder den ersten Verstoß, also hat die positive Prognose noch nicht einmal ein Jahr gehalten.
 
Danke Euch schonmal! :smiley138:

@Karl-Heinz woran machst Du das mit "keine Chance" fest? Scheint ja dann mit den Grundvoraussetzungen unmöglich zu sein, nach so einer kurzen Zeit die MPU nochmal zu bestehen. Aber was ist die Alternative?

@MrMurphy - das Gutachten kann ich morgen bei der AVUS einsehen, oder? Hatte ich 2020 ehrlich gesagt gar nicht gemacht.
 
das Gutachten kann ich morgen bei der AVUS einsehen, oder?

Hast du dort das Gutachten von 2020 dort erstellen lassen und einen Termin vereinbart? Ansonsten kann dein Termin zu kurzfristig sein.

Wenn du bei der Avus die neue MPU angehen willst wirst du aus organisatorischen Gründen dort kaum Einblick in das Gutachten nehmen können. Darauf sind die schlicht nicht vorbereitet.

Zudem solltest du ein Exemplar für dich bekommen haben.

Der Gutachter wird das Gutachten kennen und dich um eine Erklärung bitten, warum du die dort versprochenen Verhaltensänderungen nicht einhalten konntest. Resultierend aus deinen Antworten und vor allem: Warum sollte er dir jetzt glauben?

Deshalb solltest du das Gutachten gut kennen und solche Fragen glaubwürdig beantworten können.
 
Selbst wenn du nicht WHT wärest, wären deine Chancen auf eine positive Prognose gering, da
- kein inneres Motiv
- keine Vermeidungsstrategie
- keine ausreichender Zeitraum, um neue Verhaltensmuster zu implementieren

So hast du deine positive Prognose nach -aus psychologischer Sicht- kürzester Zeit krachend widerlegt.
Auch dort hast du therapeutische Hilfe in Anspruch genommen.
Also liegt bei dir eine Problemtiefe vor, die noch tiefgreifendere Erkenntnis-, Aufarbeitungs- und Umsetzungsprozesse erforderlich macht,
was Zeit brauchen wird.

Mit den Grundvoraussetzungen ist es in dieser Zeitspanne tatsächlich de facto unmöglich.
Deine Frage nach der Alternative ist wahrscheinlich nicht ernst gemeint, oder ? :smiley138:
 
Auch dort hast du therapeutische Hilfe in Anspruch genommen.

Das hatte ich überlesen. Dann wird eine erneute allgemeine Psychotherapie keinen Vorteil mehr bringen. Zumal in den aktuellen Beurteilungskriterien fachliche verkehrspsychologische Unterstützung gefordert wird. Du solltest also schon sehr gut übermitteln können, was an der aktuellen Therapie deutlich hilfreicher ist als in der vergangenen. Am besten mit einem entsprechenden Arztbericht zur Unterstützung.
 
Ich hatte den Wagen erst wenige Wochen zuvor gekauft und mich darauf verlassen, dass alles TÜV-konform ist
da wird der Gutachter ein Problem haben, dir das bei all dem gezeigten "ey ich pfeiff auf eure Vorschriften" zu glauben..
Und eine getunte Kiste passt halt auch so schön zu Geschwindigkeitsdelikten^^

123624 - Sie benutzten als Führer des KFZ ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation dient, in vorschriftswidriger Weise (1 Punkt)
ok, DEN Punkt hab ich auch - aber halt nur einen, weil ich lernfähig bin. Dass DU es nicht bist, macht der FsSt arge Sorgen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Euch schonmal! Ich liege seit Montag mit Covid flach und musste den Termin zur MPU daher absagen, aber das scheint ja nach dem allgemeinen Echo hier nicht unbedingt schlecht gewesen zu sein...

In welche Richtung schlagt Ihr denn nun vor zu gehen? Ok, ich kann detaillierter darlegen, was die Inhalte meiner aktuellen Therapie sind und inwiefern sie positiv dazu beitragen, nicht mehr rückfällig zu werden. Und einen Arztbericht vorlegen. Parallel werde ich das Gutachten von der letzten MPU bei der Führerscheinstelle nochmal einsehen und schauen, welche Lehren ich daraus ziehen kann.

Die Punkte kein inneres Motiv/keine Vermeidungsstrategie/keine ausreichender Zeitraum, um neue Verhaltensmuster zu implementieren kann ich nicht genau nachvollziehen.
  • kein inneres Motiv: Zuvor - keine ausreichende Auseinandersetzung mit Beweggründen für Verkehrsverstöße / jetzt: geändertes soziales Umfeld, bewusstere Aufarbeitung von Problemen, etc.
  • keine Vermeidungsstrategie: da reicht die geänderte Herangehensweise in Bezug auf mein Zeitmanagement nicht aus? Darüber hinaus habe ich mir eine passende Freisprecheinrichtung und eine zum Auto passende Handyhalterung gekauft.
  • kein ausreichender Zeitraum, um neue Verhaltensmuster zu implementieren: ist damit der Zeitraum zwischen letztem Vergehen und Zeitpunkt der MPU gemeint? Oder zwischen Therapie und MPU?
 
Zum Zeitraum:

Deine 1. MPU hat zu keinerlei Veränderungen deines Verhaltens im StV geführt.
Nun sieht der GA zwei Möglichkeiten:
a ) Du hast gelogen, dass sich die Balken biegen und bist damit „durchgekommen“.
b ) Du meintest durchaus Ernst, was du sagtest, hast eine Therapie gemacht und meintest, dass du dich ab jetzt an die Regeln halten wirst.
Sowohl das Eine als auch das Andere spricht für eine tiefe Manifestation problematischer Strukturen in deiner Persönlichkeit.

Um diese aufzubrechen, zu erkennen und neue, gesunde Verhaltensmuster zu festigen und zu leben, benötigt es viel Zeit.
Insofern ist vollkommen redundant, welchen Zeitraum du meintest.
Er ist in jedem Fall viel zu kurz.

Dann ist auch nicht im Ansatz erkennbar, dass du dich auch nur auf den Weg gemacht hättest, überhaupt zu erkennen, dass du ein tiefsitzendes Problem hättest.
Was ist denn dein inneres Motiv ?

Deine Vermeidungsstrategien sind nicht ansatzweise ausreichend, vor allem, weil sie sich nicht auf dein inneres Motiv beziehen.
Freisprechanlage ?
Zeitmanagment ?

Was steht im 1.Gutachten ?
Was steht im Arzt-/ Therapiebericht ?

Gute Besserung :smiley138:
 
Hi zusammen,

ich habe mir dann nach der Covid-Erkrankung mal eine Weile Zeit genommen, um in mich zu gehen und erneut zu reflektieren. Darüber hinaus bin ich in der Therapie weitergekommen und habe weitere Strategien entwickelt, um zu gewährleisten, dass ich mich dauerhaft an die Verkehrsregeln halten werde.

Vor allem ist hier eine angemessene Fahrvorbereitung zu benennen - ich habe mir nie den Aufwand gemacht, eine Freisprecheinrichtung in meinem aktuellen Auto zu installieren. Dies ist mittlerweile geschehen und ich bin mir bewusst, dass mich die Handynutzung während der Fahrt vom Verkehrsgeschehen ablenkt. Ich bin mir bewusst, dass ich dadurch deutlich "schlechter" gefahren bin als die anderen Verkehrsteilnehmer, somit war es nur gerecht, mir die Fahrerlaubnis zu entziehen. Für den Fall, dass ich die Fahrerlaubnis wiedererlange, werde ich mich stets angemessen auf die Fahrt vorbereiten: das Handy wird noch vor Fahrtbeginn in die Freisprecheinrichtung gesteckt und es wird die Wegstrecke in das Navi eingegeben. Somit kann ich abschätzen, ob es überhaupt noch realistisch ist, das Fahrtziel innerhalb der angestrebten Zeit zu erreichen oder nicht. Ist dies nicht der Fall, kann ich noch vor der Fahrt Menschen, die möglicherweise auf mich warten, über meine Verspätung informieren und muss mich nicht abhetzen.

Früher war ich in diesen Momenten sehr ungeduldig und schnell überfordert und habe versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Dies war vermutlich einem niedrigen Selbstbewusstsein geschuldet, durch das ich meinen Mitmenschen "genügen" wollte, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen. Daher habe ich versucht, meine schlechten Seiten, zu denen unter anderem ein mangelhaftes Zeitmanagement gehört, zu verbergen. Mittlerweile gehe ich viel gelassener an Dinge heran, die ich zeitlich nicht mehr ändern kann. Dabei haben mir Meditationsübungen, Yoga und natürlich vor allem die Therapie geholfen. Ich habe mir neue Freiräume geschaffen, in denen ich mich bewusst auf mich selbst konzentriere und sehr im "jetzt" lebe. Diese Veränderung nehme ich sehr positiv wahr. Meine früheren Verhaltensweisen sind mir im Nachhinein sehr unangenehm. Vor allem meine mangelnde Selbstkontrolle (meist aufgrund äußerer Umstände, auf die ich reagiert habe) und die falschen Maßstäbe, die ich gesetzt habe, sind nicht mit meinem heutigen Wertesystem vereinbar.

@Karl-Heinz - der letzte Vorfall ist nun beinahe anderthalb Jahre her, und ich habe die Thematik seitdem zu einem Schwerpunkt meiner Therapie gemacht. Dies bestätigt mein Therapeut mir gern, würde ich dann mit zur MPU nehmen. Reicht denn dieser Zeitraum wirklich nicht aus, um eine dauerhafte Verhaltensänderung zu bewirken? Ich fühle mich deutlich gelassener, vorausschauender und selbstbewusster was mein gesamtes Handeln angeht.

Ich habe auch das damalige Gutachten besorgt, hänge ich hier mal an. Mich würde Eure Einschätzung sehr interessieren, und ja, ich weiß, dass viele Parallelen zu den Verstößen, die zur aktuellen MPU geführt haben, bestehen.
 

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Zuletzt bearbeitet:
Mich würde Eure Einschätzung sehr interessieren,

Deine Angaben sind gegenüber deiner ersten MPU ein Rückschritt.

In deiner ersten MPU wurde noch deine Einstellung positiv bewertet:

Bei der Besprechung einzelner Auffälligkeiten wird die Verantwortung nicht nach außen verlagert, sondern die eigene Person gesehen.

Jetzt soll eine Abhilfe sein, das du dein Handy vor der Fahrt in die Freisprecheinrichtung steckst, das Handy (außenstehender Umstand) also an deinem Verhalten Schuld ist.

Früher war ich in diesen Momenten sehr ungeduldig und schnell überfordert und ... die ich gesetzt habe, sind nicht mit meinem heutigen Wertesystem vereinbar.

Genau das hast du in anderen Worten

... achtete Herr daniel.t nicht auf seine Grenzen und versuchte seine Überforderung ...

auch schon berichtet. Aufgrund der ersten (zudem gleichartigen MPU, Verkehrsrecht) MPU und zudem der Tatsache, das du bereits in weniger als einem Jahr nach der MPU erneut auffällig geworden bist wird erwartet, das du noch eine Schippe drauflegst und nicht "kreativ" die Antworten aus deiner ersten MPU wiederholst.

Du musst erklären können, warum du direkt nach der ersten MPU wie in der Vergangenheit weiter gemacht hast und wie du dein Verhalten in den Griff bekommen willst. Deine Vermeidungsstrategien haben ja mal überhaupt nicht funktioniert.

Da die Einschätzung

Herr daniel.t erkennt zudem Warnsignale, die auf einen Rückfall in frühere Verhaltensweisen hindeuten würden.

offenbar falsch war, wird der Gutachter bei einer erneuten MPU genau darauf achten, was du jetzt dazu anbieten kannst. Damals hast du ja offensichtlich gelogen oder deine Problemtiefe überhaupt nicht richtig einordnen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dem kann ich mich leider nur anschließen.

Ich weiß ja nun nicht, was deine Therapie noch an Erkenntnisgewinn gebracht hat, aber mit dem von dir eingestellten FB hast du keine Chance.
Und auf die Frage, „Was hatten Sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen ?“, zu antworten -kurz gefasst-, gar nichts, ist im Hinblick auf einen lupenreinen verkehrsrechtlichen WHT innerhalb sehr kurzer Zeit -sorry- wirklich lachhaft.

Sehr gerne würde ich dir anderes rückmelden.
 
Danke Euch erstmal für Eure Einschätzung.

Die Freisprecheinrichtung soll natürlich nicht die Abhilfe sein - sie soll lediglich das einfach -dumme- Verhalten, das Handy während der Fahrt in die Hand zu nehmen, zusätzlich verhindern und es mir ermöglichen, im Notfall regelkonform das Handy zu berühren. Zum Annehmen von Anrufen und dem anschließenden Telefonat über die Freisprecheinrichtung zum Beispiel.

Ich teile die Ansicht, dass ich damals die Problemtiefe nicht annähernd erkannt habe, @MrMurphy. Aber ganz realistisch - was kann ich denn nun tun, um eine "Schippe draufzulegen"? Es ist einiges an Zeit vergangen, ich habe mich einer tiefgründigeren und zielgerichteteren Therapie unterzogen, mich selbst hinterfragt und die Ursachen für mein Verhalten analysiert, um Vermeidungsstrategien entwickeln zu können. Wenn das nicht reicht - könnt Ihr mir denn einen Tipp geben, was ich noch tun kann? Einfach nur abwarten, dass noch mehr Zeit vergeht, bringt meiner Meinung nach nichts.
 
was kann ich denn nun tun, um eine "Schippe draufzulegen"?

Bei deiner ersten MPU galten noch die Beurteilungskriterien 3. Auflage (BUK3). Inzwischen gelten die Beurteilungskriterien 4. Auflage (BUK4). Mit Einführung der BUK4 wurden viele Forderungen enger eingegrenzt.

Bereits zur ersten MPU hast du zum Beispiel eine allgemeine therapeutische Hilfe in Anspruch genommen. Die reichte bei dir für eine dauerhafte Verhaltensänderung offensichtlich nicht aus. Deshalb wird eine weitere allgemeine therapeutische Hilfe bei einer erneuten MPU den Gutachter nicht beeindrucken.

Zudem warst du bei deinem aktuellen Psychologen offensichtlich schon beim Begehen deiner Verkehrsvergehen nach deiner ersten MPU in Behandlung, hast aber zunächst trotzdem keine Anlass gesehen, ihn deshalb in Bezug auf deine Vergehen in Anspruch zu nehmen. Sondern erst, als die Katze schon aus dem Sack war.

In den BUK4 wird allgemein auf eine fachliche, meist verkehrspsychologische, Unterstützung deutlich mehr Wert gelegt. Du könntest also zum Beispiel eine Therapie bei einem Psychologen machen, der sich in Hinblick auf den Straßenverkehr weiterqualifiziert hat oder einer entsprechenden Institution. Das kann ich bei deinem aktuellen Psychologen aus deinen Angaben nicht erkennen.

Theapie meint in deinem Fall:

a) Du erstellst mit dem Psychologen ein Therapieziel
b) Ihr geht die Therapie an, auch in Hinblick auf den Zusammenhang zwischen deinen Verkehrsvergehen und deinen selbstsüchtigen Eigenschaften
c) Der Psychologe bespricht mit dir, ob und in wie weit das Therapieziel erreicht wurde
d) Der Psychologe erstellt einen Therapiebericht, in dem das alles ausführlich dargestellt wird

Bei dir liegt zudem eine hohe Änderungsresistenz vor. Neben den wiederholten Strafen hattest du nicht nur das Wissen, das dein Führerschein geschreddert wird, sondern das ganze schon mal praktisch durchgemacht. Trotzdem hast du ohne erkennbare Pause nach der ersten MPU wieder Verkehrsvergehen begangen.

Du könntest deshalb zum Beispiel deine soziale Kompetenz steigern, in dem du dauerhaft (nicht nur als Alibi ein, zwei, drei Monate lang) Benachteiligte unterstützt. Dich zum Beispiel aktiv an einer Tafel beteiligst. Oder Menschen mit Einschränkungen regelmäßig hilfst. Das könnten zum Beispiel Ausflüge sein. Mit solchen Aufgaben haben Personen mit deinem Verhalten Probleme und finden ansonsten jede Menge Ausreden, warum sie das gerne machen würden, aber nicht können.
 
Lieben Dank, @MrMurphy - das hilft mir schonmal sehr! Die geänderten Beurteilungskriterien kannte ich zum Beispiel nicht.

Es stimmt schon, dass wir das Therapieziel "Angemessenes Verhalten im Straßenverkehr" erst im Zuge der Therapie definiert haben. Dennoch sind wir anschließend genau so vorgegangen wie von Dir beschrieben, wir haben also meine Vergehen im Straßenverkehr in direkten Zusammenhang mit meinem Charakter, meinen Verhaltensweisen und meiner Änderungsresistenz gesetzt. Ich spreche heute mal mit meinem Therapeuten, ob er mir einen Therapiebericht erstellen kann.

Meine soziale Kompetenz habe ich in den vergangenen Jahren definitiv ausgebaut. Ich hatte immer schon ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für sozial Benachteiligte, in den vergangenen Jahren habe ich beispielsweise wöchentlich mit Flüchtlingen Unternehmungen gemacht / mit ihnen Sport getrieben und kostenlos Selbstverteidigungskurse für Kinder von Familien gegeben, die es sich nicht leisten können. Dies habe ich seit dem Führerscheinverlust noch verstärkt gemacht.
 
Das ist alles gut, wird aber in deiner Aufarbeitung, welche sich in der Beantwortung des FBs niederschlagen muss, nicht im Ansatz deutlich.
 
Danke Euch beiden wie gesagt nochmal für Eure Beurteilung meiner Situation @Karl-Heinz @MrMurphy ! Ich habe nochmal alles sacken lassen und habe es selbst für mich wie folgt geordnet. Bitte lasst mich gern nochmal wissen, ob das nun in die richtige Richtung geht.

Die Vorfälle, die zu vielen Punkten geführt haben, habe ich ja eingehend beschrieben. An diesen lässt sich nichts mehr rütteln. Ich habe mich jedoch in den letzten anderthalb Jahren tiefgründiger mit den Gründen beschäftigt, die zu meinen Verstößen im Straßenverkehr geführt haben. Und damit meine ich nicht etwa kurzfristige und oberflächliche "Gründe" wie Zeitdruck, Überlastung oder Selbstüberschätzung, sondern meine dem zu Grunde liegenden Verhaltensmuster und deren Ursachen.

Was ich noch nicht erwähnt hatte, waren die äußeren Umstände ab Herbst 2022, die überhaupt dazu geführt haben, dass ich erneut eine Therapie aufgenommen habe (übrigens diesmal bei einem anderen Psychologen, @MrMurphy - nicht mehr bei dem von früher, der fernab von Verkehrspsychologie war). Im Frühherbst 2022 haben sich die Ereignisse gehäuft, erst hat mich meine Frau verlassen, dann hatte ich einen leichten Infarkt und anschließend zwei Todesfälle im nahen Freundeskreis. Ich war akut überfordert mit der Gesamtsituation und habe mir Hilfe gesucht. Die Ausrichtung auf mein Verhalten im Straßenverkehr kam daher erst später, ich musste mich erstmal um die "dringendsten" Dinge kümmern. Als ich mich dann tiefgründiger mit meinen Verhaltensmustern beschäftigt habe, wurde relativ schnell offensichtlich, dass bei mir ein Mix aus narzisstischen Zügen und ADHS vorliegt, dies hat mein Therapeut auch in seinem Therapiebericht, den ich letzte Woche erhalten habe, erwähnt. Wie so oft liegen dem ein geringes Selbstbewusstsein und die Angst, nicht zu genügen, zugrunde. Darüber hinaus zeigte sich das narzisstische Verhalten in einer Beratungs- und Änderungsresistenz, die erstmal aufgebrochen werden musste. Teile meines Verhaltens konnte man auch als arrogant bezeichnen, da ich mich mit meinen "nur für mich geltenden" Regeln über andere gestellt habe und nur schwer Autoritäten akzeptieren konnte. Mein Fehlverhalten wurde somit zur Routine, weil ich nicht oder nur selten erwischt wurde. Allgemein lässt sich festhalten, dass ich zuvor (meist unterbewusst) immer Ausreden dafür gesucht habe, mein Verhalten nicht ändern zu müssen.

Aufgrund der Häufung der Delikte im Straßenverkehr habe ich im April 2023 selbst erkannt, dass mein Fahrverhalten eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer darstellt. Ich habe daraufhin rund sechs Wochen freiwillig darauf verzichtet, mit dem Auto zu fahren, um mich erstmal wieder in den Griff zu bekommen. Erst, als ich gemerkt habe, dass die ersten Gegenmaßnahmen greifen und ich erste Vermeidungsstrategien entwickelt habe, bin ich wieder gefahren. Dies geschah dann unauffällig bis zum Führerscheinentzug rund neun Monate später.

Währenddessen habe ich therapeutisch aufgearbeitet, was zu meinem Verhalten geführt hat, und wie ich dieses dauerhaft ändern kann. Ich habe durch eine Vielzahl an vermeintlich kleineren Dingen eine gesunde Routine und konstantere, langfristigere Verhaltensweisen entwickelt, um nicht immer nur auf äußere Einflüsse zu reagieren (und diesen eventuell nicht zu genügen), sondern selbst bewusst und selbstbewusst zu handeln. Sehr geholfen haben mir dabei beispielsweise:

- Die Therapie und die klare Definition des Therapieziels "Angemessenes Verhalten im Straßenverkehr" (zum Glück habe ich einen Therapeuten gefunden, mit dem ich sehr gut funktioniere)
- Yoga, autogenes Training und Meditation (diese waren mir zuvor alle völlig fremd, weil ich alles immer sofort/kurzfristig wollte und nur selten mittel- oder langfristig gedacht habe)
- Sport (ich fühle mich deutlich besser und "bei mir selbst", wenn ich mich ausgepowert habe)
- Allgemeinnützige/soziale Arbeit (wie die erwähnten Unternehmungen mit Flüchtlingen, Selbstverteidigungskurse für Kinder, etc.) - vor allem dieser Punkt hat mir geholfen, nicht nur an meine eigenen Ziele zu denken und wie ich sie erreichen kann, sondern auch uneigennützig zu handeln und mich in den Dienst anderer zu stellen.

Zusammengefasst (nicht nur in Bezug auf den Straßenverkehr) lässt sich meine Situation früher/heute wie folgt beschreiben:

Früher:
Ich war im Straßenverkehr aufgrund von verfestigten Fehleinstellungen/Gewohnheiten eine Gefahrenquelle. Durch meine negative Lerngeschichte habe ich mir über Jahre hinweg Verhaltensweisen angeeignet, die ich erstmal aufbrechen musste, um die Ursachen dafür analysieren und mein Verhalten ändern zu können. Ich habe eine mangelnde Selbstkontrolle bei der Einhaltung von Regeln gezeigt und mein Verhalten fehlerhaft selbst bewertet bzw. Dinge von mir selbst geduldet, die ich bei anderen verurteile. Somit habe ich die Problemtiefe damals gar nicht wirklich erkannt. Diese Anpassungsschwierigkeiten und sozialen Fehleinstellungen wurden im Rahmen meiner Therapie in den vergangenen anderthalb Jahren behandelt.

Heute:
Ich habe mein Fehlverhalten eingesehen und die Bedingungen, die meinem Fehlverhalten zugrunde liegen, erkannt. Ich habe Vermeidungsstrategien entwickelt. Eine Vielzahl an inneren Bedingungen haben sich mittlerweile geändert: ich bin geschulter in meinem Verhalten, habe meine Affekte besser unter Kontrolle (hallo Yoga und Atemübungen :smiley138:), meine Stimmungen sind nicht mehr so schwankend und labil und ich habe mein persönliches Wertesystem anders definiert. Ich stehe zum Beispiel nicht mehr an erster Stelle.
All dies ist nicht dem Haupt-Fokus "ich will schnell meinen Führerschein zurück bekommen" geschuldet, sondern viel mehr der Situation, dass ich insgesamt glücklicher und ausgeglichener werden will bzw. nach meinem Beinahe-Zusammenbruch 2022 muss. Ich bin acht Monate unauffällig im Straßenverkehr unterwegs gewesen und habe auch nach Abgabe des Führerscheins im Rahmen der Therapie aktiv weiter an mir gearbeitet, ich habe demnach seit anderthalb Jahren eine positive Tendenz.
Was ich dafür auch lernen musste, und vorher noch nie im Leben wirklich bewusst gelernt hatte: ich akzeptiere mittlerweile meine eigenen Schwächen und ein potenzielles Scheitern. Früher habe ich diese Dinge, also wenn mal etwas schief lief, immer versucht zu vertuschen, mittlerweile setze ich mich mit den Gründen dafür auseinander und versuche, bewusster damit umzugehen, wenn's mal nicht so läuft, wie es soll. Darüber hinaus habe ich viele Dinge, die ich ändern kann, in die richtige Richtung geleitet, so habe ich zum Beispiel mittlerweile (seit einem Jahr) einen Job, der mich nicht überfordert und mir dennoch Spaß macht. Ich fühle mich psychisch stärker belastbar. Dies kam zu einem Großteil durch Yoga und das autogene Training, ich fühle mich auch insgesamt viel stressverträglicher. Die Basis dafür habe ich bereits gelegt, bevor mir der Führerschein entzogen wurde, da ich gemerkt habe, dass ich meinem Leben grundsätzlich vieles falsch lief und ich nicht glücklich war.

Auf Eure Rückfrage zur damaligen Therapie: diese war rückblickend nicht nur zu kurz, sondern auch nicht zielgerichtet. Im Rahmen der damaligen MPU zeigte sich zwar kurzfristig ein "Erfolg", aber keine dauerhafte Verhaltensänderung.
Meine heutige Therapie verfolgt viel konkretere Ansätze und ich fühle mich nicht immer nur kurzfristig bemüht, "die Pflicht zu erfüllen". Ich handele viel proaktiver und vorbeugender - und fühle mich wie gesagt viel mehr, als würde ich agieren und nicht nur reagieren. Bei mir im Job würden wir sagen "he is walking the extra mile" :smiley22: also Therapie +Yoga + Sozialdienst + Sport, weil mich all diese Dinge langfristiger glücklich machen und mein Verhalten kalkulierbarer ist als zuvor.

Ich habe auch Vermeidungsstrategien entwickelt. Hier ist vor allem zu nennen, dass ich Gefühle nicht mehr ignoriere, sondern sie analysiere und mit meinem Therapeuten in den Diskurs gehe. Darüber hinaus habe ich viele Gewohnheiten (Umgang mit dem Job, Ess- und Schlafgewohnheiten, Sport, etc.) geändert, die sich mit den Jahren eingeschlichen haben und mit denen ich rückblickend nicht glücklich war. Darüber hinaus kommen natürlich ganz praktische Ansätze: ich habe im April vergangenen Jahres eine Freisprecheinrichtung in mein Fahrzeug einbauen lassen, doch während der Fahrt seitdem (als ich noch einen Führerschein hatte) völlig auf die Handynutzung verzichtet. Ich habe erkannt, dass eine regelmäßige Fahrzeugwartung ebenfalls zur Sicherheit im Straßenverkehr beiträgt.

Ich bin immer noch nicht perfekt, aber auf einem ganz guten Weg, denke ich. Zumindest bin ich mittlerweile deutlich zufriedener mit mir selbst und meinem (Sozial-)Verhalten. Ich achte nicht mehr nur auf kurzfristige Bedürfnisse, sondern reagiere besonnener auf Alltagssituationen. Außerdem fällt es mir mittlerweile leichter, mein Fehlverhalten vorherzusagen und mir rechtzeitig die Frage zu stellen "Wie kann ich gegensteuern?" - was meint Ihr? :smiley200:
 
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