Hallo zusammen!
Ich hatte nicht damit gerechnet, nach knapp fünf Jahren doch wieder hier im Forum unterwegs zu sein, aber meine MPU in der kommenden Woche treibt mich wieder zu Euch in der Hoffnung, dass Ihr mir nochmal helfen mögt. Ich habe nun kurzfristig einen Termin bekommen, den ich gern wahrnehmen möchte.
Kurze Verständnisfrage – die MPU-Stelle bekommt bei einer vorherigen MPU vor weniger als fünf Jahren doch eine Info darüber, ob ich Wiederholungstäter bin oder nicht, oder? Kann mir dies demnach negativ ausgelegt werden, „der lernt es doch nie“?
Ich hänge mal meinen Fragebogen an. Tausend Dank im Voraus!
Viele Grüße,
Daniel
FB Verkehr/Straftaten
Zur Person
Geschlecht: männlich
Alter: 43
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit:
12.12.20 – 141724 - Sie überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften um 42km/h – Zulässige Geschwindigkeit: 80km/h. Festgestellte Geschwindigkeit (nach Toleranzbzug): 122km/h. (2 Punkte)
19.01.23 – 123624 - Sie benutzten als Führer des KFZ ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation dient, in vorschriftswidriger Weise (1 Punkt)
05.02.23 – 319606 - Sie nahmen das Fahrzeug in Betrieb, obwohl die Betriebserlaubnis abgelaufen war. Die Verkehrssicherheit war dadurch wesentlich beeinträchtigt. (1 Punkt)
Bemerkung: *Standgeräusch Vergleichswert überschritten, Zulassungsdokumente Betriebserlaubnis erloschen, Bremsscheibe 2.Achse links und rechts innen Tragbild mangelhaft, Seitenmarkierungsleuchte hinten links und rechts nachträglich eingefärbt, Feder/Fahrwerk Auflagen nicht eingehalten, Abstand Radmitte-Radhausunterkante hinten zu gering, Gasanlage Einbauschild Angaben fehlen, Schalldämpferanlage Mittelschalldämpfer Zulässigkeit nicht nachgewiesen, Luftfilter/Einsatz Zulässigkeit nicht nachgewiesen
05.02.23 – 341615 - Sie führten als Halter das KFZ bzw. dessen Anhänger, obwohl die Verkehrssicherheit durch den Verstoß gegen eine Vorschrift über Bremsen wesentlich beeinträchtigt wurde.
14.03.23 - 123624 - Sie benutzten als Führer des KFZ ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation dient, in vorschriftswidriger Weise (1 Punkt)
09.04.23 – 141721 – Sie überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften um 24km/h. Zulässige Geschwindigkeit: 50km/h. Festgestellte Geschwindigkeit (nach Toleranzabzug): 74km/h. (1 Punkt)
Stand des Ermittlungsverfahrens
Strafbefehl schon bekommen: Ja.
Dauer der Sperrfrist: Bis Mitte Juli
Führerschein
Hab ich abgegeben: Mitte Januar 2024
Hab ich neu beantragt: Mitte April 2024
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein.
Sonstige Verstöße oder Straftaten? Keine.
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Bundesland: NRW
Aufarbeitung
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ich befinde mich in Psychotherapie. Ursprünglich nicht aufgrund der Verkehrsvergehen, aber ich habe diese mit meinem Psychologen besprochen und aufgearbeitet.
MPU
Datum: 03.07.24
Welche Stelle (MPI): AVUS GmbH
Schon bezahlt? - JA
Schon eine MPU gehabt? – Ja, 2020, diese fiel positiv aus. Zu dem aktuellen Punkteverstoß hatte ich noch keine MPU.
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Altlasten
Punkte oder sonstige Straftaten: Keine. MPU 2020.
1. Wie viele Verstöße hatten sie?
Ich hatte eine Vielzahl an Verstößen. Ich wurde jedoch nur bei einem Bruchteil erwischt. Insgesamt denke ich realistisch, dass es sich um 100-150 Fälle handelt.
2. Was waren das für Verstöße?
Vor allem waren dies Geschwindigkeitsüberschreitungen und Handynutzung während der Fahrt. Es war jedoch auch ein Fall dabei, in denen mein Auto nicht in einem der STVO entsprechenden Zustand war. Es waren Tuningteile verbaut, die nicht am Auto hätten sein dürfen.
3. Wann waren diese Verstöße und in welchem Zeitraum fanden diese statt? (möglichst Datum und zu welcher Tageszeit-um so genauer, um so besser)
Es handelt sich um eine Vielzahl von Verstößen. Ich werde diese chronologisch auflisten.
Am 12.12.2020 war ich auf dem Weg zu einem Konzert und wurde mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit geblitzt. Ich war unter Zeitdruck, da ich mich stark in der Zeit verschätzt hatte. Ein vorheriger Termin dauerte deutlich länger als eigentlich gedacht, und ich habe versucht, die Zeit wieder aufzuholen, indem ich schneller gefahren bin als erlaubt. Ich wurde in einer Baustelle geblitzt, in der 80km/h erlaubt waren, ich fuhr beim Herausbeschleunigen am Ende der Baustelle über 120km/h.
Am 19.01.23 habe ich mein Handy bei der Fahrt genutzt. Mein Chef hatte mich wegen einer dringenden Frage per MS Teams kontaktiert. Ich wollte erst noch rechts heranfahren, um ihm zu antworten, doch schrieb ihm dann an einer Ampel zurück. Dort wurde ich von einem Polizeifahrzeug angehalten und auf meinen Verstoß hingewiesen.
Am 05.02.23 wurde ich am späten Nachmittag in Hamburg mit meinem Auto angehalten. Bei der Kontrolle fiel auf, dass der Wagen nicht verkehrstauglich war. Ich war mit einer Freundin über das Wochenende in Hamburg gewesen und wir befanden uns auf dem Rückweg in Richtung Düsseldorf.
Bei der Kontrolle wurde festgestellt, dass einige Dinge nicht der STVO entsprachen, so war das Fahrzeug augenscheinlich tiefergelegt und auch der Auspuff wurde verändert. Ich hatte den Wagen erst wenige Wochen zuvor gekauft und mich darauf verlassen, dass alles TÜV-konform ist, da der Wagen noch anderthalb Jahre Rest-TÜV hat.
Am 14.03.23 wurde ich dann erneut mit dem Handy am Steuer angehalten.
Ich hatte einen Arbeits-Termin, der länger dauerte als eigentlich geplant. Anschließend hatte ich einen Arzttermin, den ich unbedingt wahrnehmen wollte, da ich ein halbes Jahr auf ihn gewartet hatte. Ich fuhr zu schnell, um noch pünktlich zu kommen und wurde dabei von einer mobilen Radarkontrolle geblitzt.
Am 09.04.23 wurde ich mit 74km/h (nach Toleranzabzug) erwischt, an einer Stelle, wo 50km/h erlaubt waren. Ich hatte es mal wieder eilig auf dem Weg zu einem Konzert. Vorher hatte ich zu Hause getrödelt, war dann zu spät losgefahren und hatte Zeitdruck.
4. Wie konnten so viele Verstöße zusammenkommen?
Ich habe -rückblickend gesehen- völlig falsch priorisiert und beispielsweise meine Arbeit über Privates gestellt. In Kombination mit meinem sowieso schon schlechten Zeitmanagement war ich demnach fast immer zu spät unterwegs. Daraufhin habe ich versucht, durch Geschwindigkeitsüberschreitungen die Zeit aufzuholen.
Bei den Handyvorfällen habe ich die Arbeit über mein Privates (also auch das Autofahren) gestellt. Ich habe in meinem sehr stressigen Job nur funktioniert und mir selbst keine klaren Grenzen gesetzt, sondern immer nur versucht, zu genügen – koste es, was es wolle.
Bei der Angelegenheit mit dem nicht verkehrssicheren Auto war ich zu gutgläubig. Ich ging davon aus, dass ich ein Auto nicht kontrollieren und auf Verkehrstüchtigkeit checken muss und schon alles ok sein würde.
5. Wie war ihre Gefühlslage bei diesen Delikten?
Ich war gleichgültig und hatte gar nicht verinnerlicht, was mein Handeln für extreme Auswirkungen haben könnte.
6. Was hätte passieren können bei den jeweiligen Delikten?
Ich hätte Unfälle verursachen und Menschenleben gefährden können.
7. Wie schätzen sie sich für die damalige Zeit als Fahrer ein?
Ich schätze mich als rücksichtslosen Fahrer ein. Ich habe die Verkehrsregeln für mich nicht akzeptiert und mich so getan, als würden für mich andere Regeln gelten.
8. Woran lag es das sie keinen Unfall hatten?
Ich hatte nur Glück, dass nicht mehr passiert ist.
9. Warum haben sie sich (immer wieder) so verhalten?
Das hatte verschiedene Gründe. Bei den Geschwindigkeitsüberschreitungen habe ich immer wieder versucht, mein fehlendes/schlechtes Zeitmanagement durch Rasen zu kompensieren. Bei der Handynutzung habe ich die Arbeit als oberste Priorität gesehen, der ich nur genügen wollte. Insgesamt ist festzuhalten, dass ich mich immer wieder so verhalten habe, weil ich nie erwischt wurde und somit keinen Grund gesehen habe, mein Verhalten zu ändern. „Es wird schon gut gehen“
10. Wie haben sie auf das Verhalten der Polizei reagiert nachdem sie gestoppt oder gelasert wurden?
Ich habe mit Verständnis reagiert. Die Polizisten machen auch nur ihren Job.
11. Wie haben sie auf die ersten Verwarn- bzw. Bußgelder reagiert?
Ich habe mich darüber geärgert, dass ich diese bezahlen musste. Dennoch haben sie mich nicht zum Umdenken gebracht. Ich habe mir gar nicht vor Augen gehalten, dass es sich bei den Verwarngeldern um eine Erinnerung handeln sollte, dass ich mein Fahrverhalten dringend ändern muss.
12. Was hatten sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen?
Ich hatte mir gar kein Konzept zusammengelegt, das für eine langfristige Änderung hätte sorgen können. Ich dachte mir immer nur kurzfristig „mache ich nicht mehr“ – und habe es dann doch getan.
13. Warum konnten sie ihre guten Vorsätze nicht einhalten?
Ich habe immer wieder so priorisiert wie bereits vor den Vorfällen und keine klaren Grenzen für mein Verhalten gezogen. Auch hatte ich mir noch nicht verinnerlicht, wie sehr ich andere Verkehrsteilnehmer gefährde. Daher habe ich mittelfristig immer wieder gegen die Regeln verstoßen.
14. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?
Ja, ich befinde mich seit einiger Zeit aufgrund anderer Vorfälle in meinem Leben in Psychotherapie. Auch dort habe ich auf eigenen Wunsch meine Verkehrsverstöße thematisiert und gemeinsam mit meinem Therapeuten Strategien erarbeitet, um mein Verhalten langfristig ändern zu können.
15. Wie lauten ihre Vorsätze heute?
Ich möchte ein bewussterer und besserer Verkehrsteilnehmer werden und nicht mehr gegen Regeln verstoßen.
16. Was ist daran anders?
Ich habe mir meine inneren Beweggründe, die zu den Verstößen geführt haben, verdeutlicht. Dies war nötig, um bewusst mit den Situationen, die sich über die Jahre „eingeschlichen“ und „normalisiert“ haben, anders umgehen zu können.
17. Was wollen sie konkret tun, damit sie ihre Vorsätze diesmal einhalten können?
Ich habe mir Strategien bezüglich meines Zeitmanagements erarbeitet. Diese lassen sich auf typische Situationen im Alltag, in denen ich normalerweise zu schnell gefahren bin, anwenden. Ich habe gelernt, deutlich Grenzen zu setzen, beispielsweise stelle ich mir vor Fahrtantritt bewusst die Frage – „kann ich das Ziel realistisch noch innerhalb der angestrebten Zeit erreichen, ohne gegen die Verkehrsregeln zu verstoßen?“.
Ähnliches gilt für die Handynutzung. Ich kam in der Vergangenheit nicht so gut mit der Möglichkeit des Homeoffice zurecht und wollte immer überall erreichbar sein. Ich habe für mich selbst bewusst festgelegt, dass Arbeit nicht immer die oberste Priorität sein darf. Demnach ist es auch in Ordnung, für meine Kollegen oder meinen Chef nicht erreichbar zu sein. Und wenn ein Tag mit wichtigen Meetings ist, dann bleibe ich eben zu Hause und fahre während der Arbeitszeit nicht mit dem Auto.
18. Was hat sich ansonsten bei ihnen geändert?
Ich befinde mich auch emotional in einer besseren Position. Die Therapie hat mir sehr gut getan. Ich bin mittlerweile geschieden, viel mehr „bei mir selbst“ und lebe bewusster. Darüber hinaus finde ich mich viel besser im Job zurecht und habe eine gesündere Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Ich gehe auch im übrigen Leben meine Entscheidungen viel bewusster an als zuvor.
19. Welche Einstellung zur Verkehrssicherheit haben sie heute und was ist daran neu?
Ich bin mir der Risiken deutlich bewusster, in die ich mich und andere Verkehrsteilnehmer gebracht habe. Vorher habe ich eher egoistisch gedacht und mir meine „eigenen Regeln“ selbst gemacht.
20. Was ist ihrer Meinung nach im Straßenverkehr besonders wichtig?
Ein respektvoller, altruistischer und rücksichtsvoller Umgang miteinander. Dabei wird ein Regelkonstrukt benötigt, das für alle gilt und an das sich alle halten.
21. Was könnte ihre guten Vorsätze wieder zum Scheitern bringen?
Durch meinen bewussteren Umgang mit meinen Schwächen bin ich optimistisch, dass ich mich langfristig an meine guten Vorsätze halten kann. Meine Therapie hat mir dabei sehr geholfen und ich kann mein Verhalten mittlerweile gut objektiv beurteilen und an Situationen anpassen, in denen ich zuvor ein Fehlverhalten im Straßenverkehr gezeigt habe.
Ich hatte nicht damit gerechnet, nach knapp fünf Jahren doch wieder hier im Forum unterwegs zu sein, aber meine MPU in der kommenden Woche treibt mich wieder zu Euch in der Hoffnung, dass Ihr mir nochmal helfen mögt. Ich habe nun kurzfristig einen Termin bekommen, den ich gern wahrnehmen möchte.
Kurze Verständnisfrage – die MPU-Stelle bekommt bei einer vorherigen MPU vor weniger als fünf Jahren doch eine Info darüber, ob ich Wiederholungstäter bin oder nicht, oder? Kann mir dies demnach negativ ausgelegt werden, „der lernt es doch nie“?
Ich hänge mal meinen Fragebogen an. Tausend Dank im Voraus!
Viele Grüße,
Daniel
FB Verkehr/Straftaten
Zur Person
Geschlecht: männlich
Alter: 43
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit:
12.12.20 – 141724 - Sie überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften um 42km/h – Zulässige Geschwindigkeit: 80km/h. Festgestellte Geschwindigkeit (nach Toleranzbzug): 122km/h. (2 Punkte)
19.01.23 – 123624 - Sie benutzten als Führer des KFZ ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation dient, in vorschriftswidriger Weise (1 Punkt)
05.02.23 – 319606 - Sie nahmen das Fahrzeug in Betrieb, obwohl die Betriebserlaubnis abgelaufen war. Die Verkehrssicherheit war dadurch wesentlich beeinträchtigt. (1 Punkt)
Bemerkung: *Standgeräusch Vergleichswert überschritten, Zulassungsdokumente Betriebserlaubnis erloschen, Bremsscheibe 2.Achse links und rechts innen Tragbild mangelhaft, Seitenmarkierungsleuchte hinten links und rechts nachträglich eingefärbt, Feder/Fahrwerk Auflagen nicht eingehalten, Abstand Radmitte-Radhausunterkante hinten zu gering, Gasanlage Einbauschild Angaben fehlen, Schalldämpferanlage Mittelschalldämpfer Zulässigkeit nicht nachgewiesen, Luftfilter/Einsatz Zulässigkeit nicht nachgewiesen
05.02.23 – 341615 - Sie führten als Halter das KFZ bzw. dessen Anhänger, obwohl die Verkehrssicherheit durch den Verstoß gegen eine Vorschrift über Bremsen wesentlich beeinträchtigt wurde.
14.03.23 - 123624 - Sie benutzten als Führer des KFZ ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation dient, in vorschriftswidriger Weise (1 Punkt)
09.04.23 – 141721 – Sie überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften um 24km/h. Zulässige Geschwindigkeit: 50km/h. Festgestellte Geschwindigkeit (nach Toleranzabzug): 74km/h. (1 Punkt)
Stand des Ermittlungsverfahrens
Strafbefehl schon bekommen: Ja.
Dauer der Sperrfrist: Bis Mitte Juli
Führerschein
Hab ich abgegeben: Mitte Januar 2024
Hab ich neu beantragt: Mitte April 2024
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein.
Sonstige Verstöße oder Straftaten? Keine.
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Bundesland: NRW
Aufarbeitung
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ich befinde mich in Psychotherapie. Ursprünglich nicht aufgrund der Verkehrsvergehen, aber ich habe diese mit meinem Psychologen besprochen und aufgearbeitet.
MPU
Datum: 03.07.24
Welche Stelle (MPI): AVUS GmbH
Schon bezahlt? - JA
Schon eine MPU gehabt? – Ja, 2020, diese fiel positiv aus. Zu dem aktuellen Punkteverstoß hatte ich noch keine MPU.
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Altlasten
Punkte oder sonstige Straftaten: Keine. MPU 2020.
1. Wie viele Verstöße hatten sie?
Ich hatte eine Vielzahl an Verstößen. Ich wurde jedoch nur bei einem Bruchteil erwischt. Insgesamt denke ich realistisch, dass es sich um 100-150 Fälle handelt.
2. Was waren das für Verstöße?
Vor allem waren dies Geschwindigkeitsüberschreitungen und Handynutzung während der Fahrt. Es war jedoch auch ein Fall dabei, in denen mein Auto nicht in einem der STVO entsprechenden Zustand war. Es waren Tuningteile verbaut, die nicht am Auto hätten sein dürfen.
3. Wann waren diese Verstöße und in welchem Zeitraum fanden diese statt? (möglichst Datum und zu welcher Tageszeit-um so genauer, um so besser)
Es handelt sich um eine Vielzahl von Verstößen. Ich werde diese chronologisch auflisten.
Am 12.12.2020 war ich auf dem Weg zu einem Konzert und wurde mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit geblitzt. Ich war unter Zeitdruck, da ich mich stark in der Zeit verschätzt hatte. Ein vorheriger Termin dauerte deutlich länger als eigentlich gedacht, und ich habe versucht, die Zeit wieder aufzuholen, indem ich schneller gefahren bin als erlaubt. Ich wurde in einer Baustelle geblitzt, in der 80km/h erlaubt waren, ich fuhr beim Herausbeschleunigen am Ende der Baustelle über 120km/h.
Am 19.01.23 habe ich mein Handy bei der Fahrt genutzt. Mein Chef hatte mich wegen einer dringenden Frage per MS Teams kontaktiert. Ich wollte erst noch rechts heranfahren, um ihm zu antworten, doch schrieb ihm dann an einer Ampel zurück. Dort wurde ich von einem Polizeifahrzeug angehalten und auf meinen Verstoß hingewiesen.
Am 05.02.23 wurde ich am späten Nachmittag in Hamburg mit meinem Auto angehalten. Bei der Kontrolle fiel auf, dass der Wagen nicht verkehrstauglich war. Ich war mit einer Freundin über das Wochenende in Hamburg gewesen und wir befanden uns auf dem Rückweg in Richtung Düsseldorf.
Bei der Kontrolle wurde festgestellt, dass einige Dinge nicht der STVO entsprachen, so war das Fahrzeug augenscheinlich tiefergelegt und auch der Auspuff wurde verändert. Ich hatte den Wagen erst wenige Wochen zuvor gekauft und mich darauf verlassen, dass alles TÜV-konform ist, da der Wagen noch anderthalb Jahre Rest-TÜV hat.
Am 14.03.23 wurde ich dann erneut mit dem Handy am Steuer angehalten.
Ich hatte einen Arbeits-Termin, der länger dauerte als eigentlich geplant. Anschließend hatte ich einen Arzttermin, den ich unbedingt wahrnehmen wollte, da ich ein halbes Jahr auf ihn gewartet hatte. Ich fuhr zu schnell, um noch pünktlich zu kommen und wurde dabei von einer mobilen Radarkontrolle geblitzt.
Am 09.04.23 wurde ich mit 74km/h (nach Toleranzabzug) erwischt, an einer Stelle, wo 50km/h erlaubt waren. Ich hatte es mal wieder eilig auf dem Weg zu einem Konzert. Vorher hatte ich zu Hause getrödelt, war dann zu spät losgefahren und hatte Zeitdruck.
4. Wie konnten so viele Verstöße zusammenkommen?
Ich habe -rückblickend gesehen- völlig falsch priorisiert und beispielsweise meine Arbeit über Privates gestellt. In Kombination mit meinem sowieso schon schlechten Zeitmanagement war ich demnach fast immer zu spät unterwegs. Daraufhin habe ich versucht, durch Geschwindigkeitsüberschreitungen die Zeit aufzuholen.
Bei den Handyvorfällen habe ich die Arbeit über mein Privates (also auch das Autofahren) gestellt. Ich habe in meinem sehr stressigen Job nur funktioniert und mir selbst keine klaren Grenzen gesetzt, sondern immer nur versucht, zu genügen – koste es, was es wolle.
Bei der Angelegenheit mit dem nicht verkehrssicheren Auto war ich zu gutgläubig. Ich ging davon aus, dass ich ein Auto nicht kontrollieren und auf Verkehrstüchtigkeit checken muss und schon alles ok sein würde.
5. Wie war ihre Gefühlslage bei diesen Delikten?
Ich war gleichgültig und hatte gar nicht verinnerlicht, was mein Handeln für extreme Auswirkungen haben könnte.
6. Was hätte passieren können bei den jeweiligen Delikten?
Ich hätte Unfälle verursachen und Menschenleben gefährden können.
7. Wie schätzen sie sich für die damalige Zeit als Fahrer ein?
Ich schätze mich als rücksichtslosen Fahrer ein. Ich habe die Verkehrsregeln für mich nicht akzeptiert und mich so getan, als würden für mich andere Regeln gelten.
8. Woran lag es das sie keinen Unfall hatten?
Ich hatte nur Glück, dass nicht mehr passiert ist.
9. Warum haben sie sich (immer wieder) so verhalten?
Das hatte verschiedene Gründe. Bei den Geschwindigkeitsüberschreitungen habe ich immer wieder versucht, mein fehlendes/schlechtes Zeitmanagement durch Rasen zu kompensieren. Bei der Handynutzung habe ich die Arbeit als oberste Priorität gesehen, der ich nur genügen wollte. Insgesamt ist festzuhalten, dass ich mich immer wieder so verhalten habe, weil ich nie erwischt wurde und somit keinen Grund gesehen habe, mein Verhalten zu ändern. „Es wird schon gut gehen“
10. Wie haben sie auf das Verhalten der Polizei reagiert nachdem sie gestoppt oder gelasert wurden?
Ich habe mit Verständnis reagiert. Die Polizisten machen auch nur ihren Job.
11. Wie haben sie auf die ersten Verwarn- bzw. Bußgelder reagiert?
Ich habe mich darüber geärgert, dass ich diese bezahlen musste. Dennoch haben sie mich nicht zum Umdenken gebracht. Ich habe mir gar nicht vor Augen gehalten, dass es sich bei den Verwarngeldern um eine Erinnerung handeln sollte, dass ich mein Fahrverhalten dringend ändern muss.
12. Was hatten sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen?
Ich hatte mir gar kein Konzept zusammengelegt, das für eine langfristige Änderung hätte sorgen können. Ich dachte mir immer nur kurzfristig „mache ich nicht mehr“ – und habe es dann doch getan.
13. Warum konnten sie ihre guten Vorsätze nicht einhalten?
Ich habe immer wieder so priorisiert wie bereits vor den Vorfällen und keine klaren Grenzen für mein Verhalten gezogen. Auch hatte ich mir noch nicht verinnerlicht, wie sehr ich andere Verkehrsteilnehmer gefährde. Daher habe ich mittelfristig immer wieder gegen die Regeln verstoßen.
14. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?
Ja, ich befinde mich seit einiger Zeit aufgrund anderer Vorfälle in meinem Leben in Psychotherapie. Auch dort habe ich auf eigenen Wunsch meine Verkehrsverstöße thematisiert und gemeinsam mit meinem Therapeuten Strategien erarbeitet, um mein Verhalten langfristig ändern zu können.
15. Wie lauten ihre Vorsätze heute?
Ich möchte ein bewussterer und besserer Verkehrsteilnehmer werden und nicht mehr gegen Regeln verstoßen.
16. Was ist daran anders?
Ich habe mir meine inneren Beweggründe, die zu den Verstößen geführt haben, verdeutlicht. Dies war nötig, um bewusst mit den Situationen, die sich über die Jahre „eingeschlichen“ und „normalisiert“ haben, anders umgehen zu können.
17. Was wollen sie konkret tun, damit sie ihre Vorsätze diesmal einhalten können?
Ich habe mir Strategien bezüglich meines Zeitmanagements erarbeitet. Diese lassen sich auf typische Situationen im Alltag, in denen ich normalerweise zu schnell gefahren bin, anwenden. Ich habe gelernt, deutlich Grenzen zu setzen, beispielsweise stelle ich mir vor Fahrtantritt bewusst die Frage – „kann ich das Ziel realistisch noch innerhalb der angestrebten Zeit erreichen, ohne gegen die Verkehrsregeln zu verstoßen?“.
Ähnliches gilt für die Handynutzung. Ich kam in der Vergangenheit nicht so gut mit der Möglichkeit des Homeoffice zurecht und wollte immer überall erreichbar sein. Ich habe für mich selbst bewusst festgelegt, dass Arbeit nicht immer die oberste Priorität sein darf. Demnach ist es auch in Ordnung, für meine Kollegen oder meinen Chef nicht erreichbar zu sein. Und wenn ein Tag mit wichtigen Meetings ist, dann bleibe ich eben zu Hause und fahre während der Arbeitszeit nicht mit dem Auto.
18. Was hat sich ansonsten bei ihnen geändert?
Ich befinde mich auch emotional in einer besseren Position. Die Therapie hat mir sehr gut getan. Ich bin mittlerweile geschieden, viel mehr „bei mir selbst“ und lebe bewusster. Darüber hinaus finde ich mich viel besser im Job zurecht und habe eine gesündere Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Ich gehe auch im übrigen Leben meine Entscheidungen viel bewusster an als zuvor.
19. Welche Einstellung zur Verkehrssicherheit haben sie heute und was ist daran neu?
Ich bin mir der Risiken deutlich bewusster, in die ich mich und andere Verkehrsteilnehmer gebracht habe. Vorher habe ich eher egoistisch gedacht und mir meine „eigenen Regeln“ selbst gemacht.
20. Was ist ihrer Meinung nach im Straßenverkehr besonders wichtig?
Ein respektvoller, altruistischer und rücksichtsvoller Umgang miteinander. Dabei wird ein Regelkonstrukt benötigt, das für alle gilt und an das sich alle halten.
21. Was könnte ihre guten Vorsätze wieder zum Scheitern bringen?
Durch meinen bewussteren Umgang mit meinen Schwächen bin ich optimistisch, dass ich mich langfristig an meine guten Vorsätze halten kann. Meine Therapie hat mir dabei sehr geholfen und ich kann mein Verhalten mittlerweile gut objektiv beurteilen und an Situationen anpassen, in denen ich zuvor ein Fehlverhalten im Straßenverkehr gezeigt habe.

also Therapie +Yoga + Sozialdienst + Sport, weil mich all diese Dinge langfristiger glücklich machen und mein Verhalten kalkulierbarer ist als zuvor.