TF Fahrrad mit knapp1,8 Promille

Warum ein EU Zeugnis???
Ein EU-Führungszeugnis ist mit dem „normalen“ Führungszeugnis gleichzusetzen.
Der Unterschied ist, dass du offenbar aus einem anderen EU-Herkunftsstaat kommst und in dem Falle auch Daten aus deinem Herkunftsland abgefragt werden.

Bin jetzt beruhigter. Glaube, ich mache ich mich einfach auch zu verrückt.
Den Eindruck habe ich auch :smiley22:

Ist aber absolut verständlich !

Also: Weiteratmen, ruhig Blut. Dann kannst du auch weiter an deiner Aufarbeitung arbeiten :smiley138:
 
Hallo zusammen,

ich habe meine inneren Motive und meine Vermeidungsstrategien überarbeitet. Ich freue mich über euer Feedback:


12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive

Äußere Motive
Hier muss ich etwas ausholen, da mein Trinkverhalten in „Wellen“ verlief.

1997 – 2005
hat sich mein Alkoholkonsum nach der Trennung von meiner langjährigen Freundin (10 Jahre) gesteigert, 1999 ist meine Mutter gestorben wir hatten eine Umstrukturierung im Geschäft und bei meinem Vater wurde 2003 Prostatakrebs festgestellt und ich hatte Angst, dass nach meiner Mutter auch mein Vater sterben könnte. Ich bin mit Freunden weg gegangen und habe in deren Gesellschaft getrunken. Da es immer auf Festen, Geburtstagsfeiern etc. und immer in Gesellschaft war, lief das ganze unter feiern. Es wurde viel getrunken alles schien alles etwas sorgloser und unkomplizierter.

2010 – 2014
Nach der Trennung von meiner Frau 2010 fiel ich in ein tiefes Loch, da damit auch der Traum von einem eigenen Kind beendet war. Wir hatten lange versucht, ein Kind zu bekommen. Einmal war meine Frau schwanger, verlor das Kind aber schon sehr früh. Am Ende war alles auf eine neue Schwangerschaft ausgerichtet. Nach der Trennung ging ich wieder viel mit Freunden weg und war immer noch tief getroffen, dass mein Lebenstraum nicht in Erfüllung ging.

Anfang 2023 bis 2025 (Trunkenheitsfahrt)
ich hatte 2021 meine Freundin wegen einer anderen Frau verlassen, das ging im Mai Anfang 2023 auseinander. Ich war sauer auf mich selbst, dass ich mit meiner damaligen Freundin beendet habe. Zu dieser Zeit fiel auch durch zahlreiche Kündigungen sehr viel Arbeit im Geschäft an, die mir allmählich über den Kopf wuchs.

Innere Motive
Zu der Zeit ab 2003 bei der Umstrukturierung im Geschäft und als bei meinem Vater Prostatakrebs diagnostiziert wurde, hatte ich sehr starke Angst, dass nach meiner Mutter (1999) auch mein Vater sterben könnte und ich komplett ohne Familie bin. Ich hatte sehr starke Verlustängste. Gleichzeitig kam es durch die Umstrukturierung im Unternehmen zu hohem Arbeitsaufwand und sehr viel Stress. Ich hatte das Gefühl, dass mir alles über den Kopf wächst. Ich fühlte mich überfordert, musste bzw. wollte aber alles schaffen. Mein Vater war stets optimistisch und hat sich nicht beklagt. Ich habe Ängste und Überforderung mit mir selbst ausgemacht, da ich meinen Vater nicht zusätzlich belasten wollte.

Nach der Trennung von meiner Frau 2010:
Wir hatten lange versucht, ein Kind zu bekommen. Einmal war meine Frau schwanger, verlor das Kind aber schon sehr früh. Am Ende war alles auf eine neue Schwangerschaft ausgerichtet mit allen negativen Begleiterscheinungen (Sex nach dem Kalender, später künstliche Befruchtung). Als es zur für mich völlig unvorhergesehenen Trennung kam bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Für mich war meine Ex-Frau die große Liebe und mein Lebenstraum war, mit ihr eine Familie zu gründen. Nach der Trennung von meiner Frau war auch klar, dass mein Traum von einer eigenen Familie jetzt unerreichbar war. Ich fühlte eine tiefe innere Leere und alles erschien mir sinnlos. So hatte ich ein halbes Jahr nach der Trennung ein Vorstellungsgespräch für einen neuen Job, den ich unter anderen Voraussetzungen bestimmt bekommen hätte. Ich sah aber keinen Sinn in einem neuen Job, wo ich alles verloren hatte und habe mich beim Vorstellungsgespräch schlecht präsentiert (nicht mit Absicht). Ich wollte es aber schnell hinter mich bringen. Für meinen Freundes- und Bekanntenkreis kam die Trennung auch völlig überraschend. Natürlich haben mich viele darauf angesprochen, warum wir uns getrennt haben. Da meine Frau mich verlassen hatte, war ich auch sehr verletzt und habe die Fragen damit abgetan, dass wir uns durch die ständigen Versuche, dass Sie schwanger wird voneinander entfernt hatten. Wie es in mir aussah habe ich niemandem mitgeteilt und habe alles mit mir selbst ausgemacht. Ich wollte auch nicht, als der schwache verletzte und verlassene dastehen und habe die Trennung heruntergespielt. Ich habe versucht meine Gefühle und Emotionen selbst zu verarbeiten. Dies führte dazu, dass ich am Wochenende mit Freunde „feiern“ ging. Hier waren die Probleme nicht präsent, da das Zusammensein vermeintlich unkompliziert und ausgelassen war. Die Probleme waren dann weit weg.

Mai 2023 Okt.2024
Von 2014 bis 2021 war ich in einer Wochenendbeziehung. Es war nicht die große Liebe, aber bequem und unkompliziert. Ich habe in die Beziehung auch nicht so viele Gefühle „investiert“ (klingt jetzt nicht nett war aber leider so). Ich hatte 2021 meine Freundin wegen einer anderen Frau verlassen. Hier war ich nochmal richtig verliebt mit allem was dazu gehört. Meine Freundin war sehr gut in meinem Freundeskreis integriert und ich wurde beglückwünscht, dass ich so eine tolle Frau kennen gelernt hatte. Im Mai 2023 verließ sie mich, da es doch nicht so passte. Mich überkam das Gefühl des Verlassen seins. Nachdem mein Vater 2017 gestorben war kam nochmal die ganze Trauer hoch, dass ich nun ganz alleine bin. Ich war tieftraurig und bemitleidete mich selbst. Hätte ich doch lieber an der unkomplizierten Wochenendbeziehung festgehalten. Gleichzeitig schämte ich mich auch meinen Freunden gegenüber, dass ich verlassen wurde. Ich verfiel wieder in das alte Muster, die Trennung herunter zu spielen und meine Gefühle zu verdrängen.

Wieder wollte ich nach außen stark erscheinen und wollte nicht, dass andere mitbekommen wie ich gelitten habe. Heute habe ich erkannt, dass hinter diesem Verhalten ein mangelndes Selbstbewusstsein und eine Unsicherheit steckt. Es war einfacher bei den Personen im eigenen Umfeld (Freunde, Freundin/Frau) als der „unverwundbare“ Starke da zu stehen, als die eigene Schwäche/Verletzbarkeit einzugestehen.

Ich habe über den Ursprung meines Verhaltens nachgedacht.
Für meine Eltern war ich ein absolutes Wunschkind. Ich hätte einen Bruder gehabt, den ich nicht kennengelernt habe, da er starb, bevor ich auf der Welt war. Zu meiner Mutter hieß es, dass Sie keine Kinder mehr bekommen könne und dann kam doch noch ich zur Welt. Meine Eltern haben mich bei allem unterstützt und meine Mutter war immer sehr besorgt. Ich wollte meinen Eltern keinen Grund zur Sorge geben und Sie mit meinen Problemen belasten. Ich habe Probleme und negative Emotionen mit mir selbst ausgemacht und versucht, meine Eltern nicht zu belasten. Dieses Verhalten hat sich bei mir „festgesetzt“.



27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Durch die strikte Einhaltung meiner Abstinenz. Mein vergangenes Trinkverhalten hat mir gezeigt, dass kontrolliertes Trinken für mich nicht funktioniert.

Ein wichtiger Punkt war, dass ich zu meiner Trunkenheitsfahrt und meinem Alkoholkonsum gestanden bin und es meinem Umfeld auch erzählt habe. Ich kommuniziere offen, dass ich keinen Alkohol mehr trinke. Dadurch ist es mittlerweile völlig normal, dass ich keinen Alkohol trinke. Wenn mir jemand Alkohol anbietet, sage ich bestimmt aber freundlich „Nein, danke“. So z. B. beim Griechen, der einen Ouzo nach dem Essen bringt oder im Fußballstadion, als mein Sitznachbar mir ungefragt (wollte mich einladen) ein Bier mitgebracht hatte.

„Ich habe gelernt, bestimmte Anzeichen und Situationen zu erkennen und einzuordnen, die für mich früher ein Auslöser waren. So wurde mir auch die Arbeit im Geschäft zu viel. Früher hätte ich mich auf das Wochenende „gefreut“ und hätte den Stress beim „Feiern“ verdrängt. Wenn mir etwas zu viel wird, kann ich dies jetzt auch ansprechen. So habe ich mit meiner Chefin gesprochen und verdeutlicht, dass das Pensum so durch mich nicht zu bewältigen ist. Mittlerweile hat eine neue Kollegin auch einen Teil meiner Aufgaben übernommen. Ich achte auf meine Gedanken und Gefühle. Wenn ich merke, dass ich gestresst bin oder negative Emotionen „überhand“ nehmen, suche ich gezielt nach einem gesunden Ausgleich (meistens Radfahren) und spreche mit vertrauten Personen darüber. Ich fahre leidenschaftlich gerne Rad und habe diese Aktivität intensiviert. Die körperliche Betätigung tut mir einerseits körperlich gut, hilft mir aber auch sehr beim Stressabbau und um den Kopf frei zu bekommen. Als Alternative setzte ich mich auf meinen Heimtrainer und „fahre dort Rad“ und höre dabei Musik

Dadurch, dass ich gelernt habe mich zu öffnen und über belastende Dinge zu sprechen, habe ich diesen inneren Druck nicht mehr, mit allem selbst fertigzuwerden und vor anderen keine Schwäche zu zeigen.

Mein Freundeskreis hat sich geändert. Mit den Freunden, für die ich nur als Trinkkumpan interessant war, habe ich keinen Kontakt mehr.

Mit meinem Freundeskreis (besonders der Mutter meines Patenkindes und 2 sehr guten Freunden) habe ich ein stabiles soziales Netz, mit denen ich über alle Probleme reden kann und die für mich da sind. Die Fassade, dass ich alles schaffe und quasi unverwundbar bin existiert nicht mehr. Ich kann Probleme jederzeit ansprechen und tue dies auch. Umgekehrt sind diese Freunde auch an mir als Mensch interessiert. Dadurch, dass ich mich Ihnen gegenüber geöffnet habe, sind auch die Freundschaften noch tiefer geworden.

Ich meide Anlässe und Orte (z. B. Fankneipe), die in der Vergangenheit vorrangig mit Alkoholkonsum verbunden waren.

Wenn auf einer Feier einem Fest oder einer sonstigen Veranstaltung der Alkoholkonsum steigt und es für mich anstrengend würde, gehe ich heute rechtzeitig und gehöre nicht zum harten Kern, der bis zum Schluss bleibt. So war ich Gast beim 60. Geburtstag eines guten Freundes mit DJ und Buffett. Als am späten Abend der Alkohol stärker floss (nicht bei mir) bin ich gegangen. Es war ohne Alkoholkonsum ein toller Abend.

Viele Grüße
Bruce
 
Lieber Bruce, danke für die Überarbeitung !
Ich habe über den Ursprung meines Verhaltens nachgedacht.
Für meine Eltern war ich ein absolutes Wunschkind. Ich hätte einen Bruder gehabt, den ich nicht kennengelernt habe, da er starb, bevor ich auf der Welt war. Zu meiner Mutter hieß es, dass Sie keine Kinder mehr bekommen könne und dann kam doch noch ich zur Welt.
Aus meiner Sicht ist genau das der Ursprung deiner Alkoholproblematik.

Leider kommt das zum Einen ganz am Ende, und zum Anderen viel zu kurz.
Alles, was davor steht, ist eher eine chronologische Auflistung von äußeren Ereignissen, in denen du dann reagiert hast.
Da fehlt mir der rote Faden.

Ein Motiv ist ja ähnlich wie eine Zwiebel, eine Schicht, und noch eine etc., baut sich quasi von innen nach außen auf…
Du hast meiner Einschätzung nach das Innere sehr gut getroffen, es dann aber nicht weiter auf- und ausgebaut.

Das ist aber sehr gut zu schaffen, du bist absolut auf genau dem richtigen Weg ! :smiley138:
 
Ich glaube, dass ich mich bei der „Zwiebel-Metapher“ falsch ausgedrückt habe, daher zur Richtigstellung:

Der klassische Weg, um sein inneres Motiv zu finden, ist ja eher deduktiv, also von allgemein zu speziell ( Zwiebel wird ja von außen nach innen verarbeitet )
Bei dir ist mein Eindruck, dass du da für dich eher den induktiven Weg gefunden hast, also aus deinem inneren Motiv heraus versucht hast, deine Biographie zu verknüpfen.
Und dabei aber den Faden verloren hast…
 
Guten Morgen Karl-Heinz,

danke für Dein Feedback. Das hilft mir weiter und macht mir Mut. Habe am Dienstag das Formular mit der MPU-Begutachtungsstelle bei meiner Führerscheinstelle eingeworfen. Plane MPU für Ende November.

Muss heute noch arbeiten, mache mich dann aber am langen Wochenende an die Überarbeitung ran.


Sonnige Grüße
Bruce
 
Hallo zusammen,

ich habe jetzt nochmal meine inneren Motive "erforscht". Ich freue mich über eure Rückmeldungen


Ich war für meine Eltern ein absolutes Wunschkind. Mein älterer Bruder ist leider vor meiner Geburt gestorben, und meiner Mutter wurde damals gesagt, dass sie keine Kinder mehr bekommen könne. Umso besonderer war es dann, dass ich doch noch zur Welt kam. Meine Eltern – vor allem meine Mutter – waren immer sehr fürsorglich und haben mich in allem unterstützt. Gleichzeitig war da aber auch immer diese starke Sorge meiner Mutter um mich, was ich schon früh gespürt habe. Mein Vater hat mich auch in allem unterstützt und war der Ruhepol.

Mir war es sehr wichtig, meinen Eltern keinen zusätzlichen Kummer zu bereiten. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machen müssen – deswegen habe ich viele Dinge mit mir selbst ausgemacht. Probleme, negative Gefühle oder innere Konflikte habe ich oft runtergeschluckt oder verdrängt, anstatt sie offen anzusprechen. Ich hatte das Gefühl, stark sein zu müssen, um sie nicht zu belasten. Später gefiel ich mir auch in dem Selbstbild, dass ich vermeintlich alles alleine schaffe und von meiner Umgebung als der „Starke“ gesehen wurde. Ich wollte lieber als der Starke/Coole angesehen werden und nicht als die "Heulsuse".

Im Nachhinein sehe ich, dass dieses Verhalten tief bei mir verankert ist/war. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, Probleme zu vermeiden/verdrängen oder zu verharmlosen – aus Angst, andere zu belasten und um nicht als der Schwache angesehen zu werden. . Das Prinzip der Verharmlosung/Verdrängung zeigt sich auch bei meiner Diabeteserkrankung. Ich wusste und weiß, dass Alkohol bei Diabetes nicht gut ist. Dadurch, dass ich in einem Diabetesprogramm mit quartalsmäßigen Kontrollen bin und ich so eingestellt bin, dass die Werte top waren und sind, habe ich meinen Alkoholkonsum verharmlost. Ich hatte ja Top-Werte. Bei den drei von mir beschriebenen Zeiten, als mein Alkoholkonsum so stark gestiegen ist, bin ich in die altbekannten Muster verfallen. Anstatt Hilfe zu suchen oder mit jemandem über meine Gefühle und Probleme zu sprechen, habe ich versucht meine Gefühle und Emotionen selbst zu verarbeiten und stark zu sein. Das hat mich völlig überfordert, da es in mir ganz anders aussah und ich quasi eine Rolle "gespielt" habe und meine Emotionen nicht verarbeiten konnte. Dies führte dazu, dass ich am Wochenende mit Freunde „feiern“ ging. Hier waren die Probleme nicht präsent, da das Zusammensein vermeintlich unkompliziert und ausgelassen war. Die Probleme wurden verdrängt und waren dann weit weg.

Ich habe keine Hilfe zugelassen, und schon gar nicht um Hilfe gebeten. Dies ist für meine Vermeidungsstrategien ein wichtiger Punkt, da ich heute Hilfe annehme und bei Problemen auch offen darüber spreche und um Hilfe bitte bzw. diese auch einfordere (Verringerung der Arbeitsbelastung im Geschäft, nachdem ich das Problem offen angesprochen habe).


Viele Grüße
Bruce
 
Das ist eine schlüssige Argumentation :)
Für die MPU kannst du vllt mit den letzten 2 Absätzen starten, das davor nur auf Nachfrage, rein aus Zeitgründen. Es reicht, wenn Du es zur Hand hast.
Spannend wäre jetzt, wie es für Dich war, aktiv um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen .. denn dazu dürftest du ja erstmal gegen uralte innere Widerstände zu kämpfen gehabt haben. Das macht man nicht "mal eben" von heute auf morgen (der Gutachter will spüren, dass dieser Entwicklungsprozess wirklich stattgefunden hat und nicht nur eine Behauptung ist).

Es wurde viel getrunken
Prüfe mal für Dich nach: Es gibt Vieltrinkerkreise und Wenigtrinkerkreise. Wie kannst du dir erklären, dass Du Dir ausgerechnet Vieltrinkerkreise ausgesucht hast? Immer wieder?
Manche trinken in hohe Trinkmengen mit, um beispielsweise mithalten zu können - andere suchen gezielt solche Kreise auf, damit sie hohe Mengen trinken können, ohne dass es unangenehm auffällt. Letzteres wäre eher ein Hinweis auf starken Mißbrauch oder gar Sucht, "von außen" sieht man aber den Unterschied nicht. Was waren Deine echten Motive, bei den Vieltrinkern dabei zu sein?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich war tieftraurig und bemitleidete mich selbst.

tiefe innere Leere und alles erschien mir sinnlos
Ich würde hier mal die Frage nach "soft-suizidalen" Anteilen stellen wollen ... sich wegtrinken als Lösungsversuch, wenn sonst der Mut fehlt, sich aus dem Leben zu räumen? (falls ja, wäre das ein wichtiges Frühwarnzeichen für die Rückfallabsicherung)
 
Lieber Bruce,

schön, dass du so tief in dich gegangen bist und uns daran Teil haben lässt !
Hut ab !

Mein Eindruck bzgl. deiner inneren Motivation zum Konsum geht in die selbe Richtung, aber mit etwas anderer Schwerpunktsetzung.

Ich glaube, dass es eher nicht so um „stark“ und „schwach“ geht, sondern um „Selbstbild“ und „Fremdbild“.
Du hast als Kind sowohl die Trauer deiner Eltern um deinen Bruder gespürt als auch die Dankbarkeit deiner Geburt.
Es ist wirklich erstaunlich, wie exakt Säuglinge, Kleinkinder, Kinder diese Stimmung wahrnehmen können…

So hast du dich quasi instinktiv dem Bild des „Wunschkindes“ angepasst.
Ein Wunschkind ist ein Sonntagskind, lieb, brav, folgsam, problemlos und erfolgreich.

Also hast du dich erst in deiner Familie, später auch im Kindergarten, Schule, Beruf etc. auch immer dem „Fremdbild“ angepasst, auch wenn es deinem „Selbstbild“ nicht entsprochen hat.

Du hast quasi dich immer an dem „Fremdbild“ orientiert, was Denken, Handeln, Außendarstellung anbelangt als zu schauen, ob es deinem „Selbstbild“ überhaupt entspricht.

Aus psychologischer Sicht klar, ein tief sitzendes, erlerntes Verhaltensmuster, das du ja auch nicht hinterfragen „musstest“.
Bis, ja bis…zu den Konsequenzen, wegen deren du hier bist…

Wie gesagt, das ist nur mein Eindruck, meine Einschätzung….

Liebe Grüße :smiley138:
 
Ja, absolut !
Vor allem führt es ja dazu, dass derjenige vor lauter „Ins-Außen-Spüren“ gar nicht dazu kommt, mal in sein Inneres zu gucken…
Und dann melden sich diese Impulse…
 
Das hoffe ich auch sehr.

Mein Eindruck von ihm ist, dass er unsere „Kristallkugel-Weisheiten“ in jedem Fall movere in corde suo.oder eher in anima sua ;)
 
Guten Morgen,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen und Anregungen. :smiley711:
Da ich bei der Arbeit bin zunächst nur eine kleine Zwischenmeldung. Die "soft-suizidalen" Anteile kann ich guten Gewissens verneinen. Da habe ich nie einen Gedanken dran verschwendet. Dafür liebe ich das Leben trotz aller Widrigkeiten viel zu sehr. Ich würde auch nie sagen, wenn es vorbei ist, ist es halt so. Ich habe es auch bei meinem Vater gesehen. Obwohl es ihm am Ende sehr schlecht ging, wollte er weiter leben. Auch wenn es vielleicht nicht so rüber kam, das Leben ist für mich das höchste Gut, wir haben nur eins. Auf die weiteren Anregungen/Fragen antworte ich morgen, muss jetzt weiter arbeiten.

Viele Grüße
Bruce
 
Hallo zusammen,

Ich möchte jetzt noch die offenen Fragen beantworten:

Ich würde hier mal die Frage nach "soft-suizidalen" Anteilen stellen wollen ... sich wegtrinken als Lösungsversuch, wenn sonst der Mut fehlt, sich aus dem Leben zu räumen? (falls ja, wäre das ein wichtiges Frühwarnzeichen für die Rückfallabsicherung)

Wie schon geschrieben, hatte ich keine soft suizidalen Gedanken und hatte nie Gedanken "mich aus dem leben zu räumen" Allerdings wollte ich die negativen Emotionen verdrängen und das ging vermeintlich am besten, wenn ich mit den freunden "zum Feiern" weg ging. Da waren die ganzen Probleme ganz weit weg.

Wie kannst du dir erklären, dass Du Dir ausgerechnet Vieltrinkerkreise ausgesucht hast? Immer wieder?
Die Vieltrinker waren die Personen, die auf Festen unterwegs waren und "gefeiert" haben. Für Probleme war da kein Platz. Als Beispiel: Auf einem Straßenfest sind wir dann bei der Musik gestanden, es wurden immer wieder Runden Bier geholt, mitgesungen und wenn der Pegel stieg waren auch die Gespräche oberflächlich, es wurden Sprüche gemacht und wir haben uns gefreut, dass wir beisammen sind etc. Für tiefgreifende Gespräche war kein Platz, es ging nur um den Moment. Und das wollte ich ja auch. Abgelenkt sein und die Probleme verdrängen

Wäre ich mit den "Wenigtrinkern" auf das Straßenfest gegangen, wären wir erst mal lange über das Fest geschlendert, hätten uns irgendwo hingesetzt und etwas gegessen und uns über verschiedene Themen unterhalten (so wie es ja auch normal ist). Das fand ich in den Phasen meines hohen Alkoholkonsums zu langweilig und ich fand es einfach auch cooler mit den Freunden Party zu machen. Es waren immer gesellige Runden und kein Trinken in Wohnungen ohne Programm. Auch deshalb habe ich mein Verhalten nicht hinterfragt. Zu viel trinken waren für mich Leute, die allein daheim trinken, oder mit anderen trostlos in der Wohnung rumsitzen und trinken.

Heute unternehme ich sehr viel mit den Freunden, die ich während meiner Trinkphasen langweilig fand. Dies liegt daran, dass sich mein Fokus und meine Interessen verändert haben und ich gemerkt habe, dass ich den früher vermeintlich langweiligen Freunden sehr viel bedeute und sie für mich da sind und auch da sein wollen.

wie es für Dich war, aktiv um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen .. denn dazu dürftest du ja erstmal gegen uralte innere Widerstände zu kämpfen gehabt haben. Das macht man nicht "mal eben" von heute auf morgen (der Gutachter will spüren, dass dieser Entwicklungsprozess wirklich stattgefunden hat und nicht nur eine Behauptung ist).

Ja, es fiel mir nicht leicht, über meine Gefühle zu sprechen. Ein wichtiger Punkt war, dass ich mit der Trunkenheitsfahrt offen umgegangen bin. Das hat mich viel Überwindung gekostet und war auch mit Scham verbunden. Aber was wäre die Alternative gewesen? Mir war klar, dass ich grundlegend etwas ändern und dazu stehen muss. Damit war auch mein "Getue", dass ich der Starke bin, der alles schafft hinfällig. Ein wichtiger Punkt war das Aufsuchen meiner Verkehrspsychologin. Auch das hat mich viel Überwindung gekostet, mich an eine Psychologin zu wenden, aber die Zusammenhänge, warum ich diese Trinkphasen hatte waren mir nicht klar und ich wusste, ich benötige hierbei Hilfe. Sie hat das super gemacht und hat mir Fragen gestellt und mich erzählen lassen. Die Stunden vergingen wie im Fluge, manchmal war ich auch 15 Minuten länger da. Die Zusammenhänge sind mir nach und nach klar geworden und haben sich wie ein Puzzle zusammengesetzt.

Als ich bei meiner Chefin gesagt habe, dass das Arbeitspensum reduziert werden muss, war mir das unangenehm aber ich wusste, dass es wichtig ist, um nicht wieder in Überforderung zu fallen und alles mit mir selbst auszumachen. Es wurde von ihr aber auch nicht negativ aufgenommen, sondern sie hat bestätigt, dass sie auch sieht, dass es zu viel ist. Ich musste zwar nochmal darauf hinweisen, mittlerweile unterstützt mich aber eine neue Kollegin.

Mit einer sehr guten Freundin (die Mutter meines Patenkindes) und zwei langjährigen Freunden habe ich über alles gesprochen, wie es in mir aussah etc. Für mich war das fast wie ein Seelenstriptease und alles andere als angenehm. Aber alle drei haben gesagt, dass ich auf sie zukommen soll, wenn mich wieder etwas bedrückt. Das Verhältnis ist noch enger geworden, da die es auch Vertrauensbeweis ansehen, dass ich mich ihnen gegenüber so geöffnet habe. Gleichzeitig weiß ich es sehr zu schätzen, wie wichtig ich ihnen bin. Die Freundin hat auch gesagt, dass im Nachhinein die Trunkenheitsfahrt das Beste ist, was mir passieren konnte. Ich weiß, wie sie es meint und wenn ich nicht angehalten worden wäre, hätte sich an meinem Trinkverhalten nichts geändert, außer, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit weiter angestiegen wäre.


Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntagabend.

Viele Grüße
Bruce
 
Hallo Joost,

danke für die positive Rückmeldung. MPU Termin habe ich jetzt Ende November (16 tage, nachdem mein Abstinenzvertrag ausgelaufen ist).
Laut Aussage des Labors sollte es zeitlich klappen, dass ich bis dahin den Abschlussbericht bekommen habe. Könnte ich diesen sonst auch nachreichen oder den Termin lieber um eine Woche verschieben?

Eine Bescheinigung, dass mein Blutzucker gut eingestellt ist habe ich.
Benötige ich auch eine für meinen Blutdruck (ist ebenfalls sehr gut eingestellt), und was müsste drin stehen?

Viele Grüße
Bruce
 
Ich war bei der MPU aufgeregt, umso höher auch der Blutdruck. Aber ich muss auch so Tabletten nehmen. Die Führerscheinstelle forderte von mir nach erfolgreicher MPU ein ärztliches Attest an, das bestätigt, dass ich gut eingestellt bin und keine Gefahren beim Fahren eines kfz bestehen.

Von daher ist es sicher nicht verkehrt, sich schon vor der MPU um ein ärztliches Attest zu bemühen.
 
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