Vielen Dank, Flori

Hier also der große FB...
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Ich war am 18. Juli 2020 (Samstag) bei Freuden in HH (ca 98 km von zuhause entfernt) zu einem Krimi-Dinner eingeladen. Dort kam ich etwa gegen 18 Uhr an und wurde mit einem Sekt (0,1l) begrüßt. Im Verlaufe des Abends (19 - ca 0.30 Uhr) trank ich noch einen weiteren Sekt, 4 Weinschorlen (à 0,125l) und 3 Gläser Bowle (à 0,2l). Wir waren insgesamt 7 Leute und saßen bei meinen Freunden auf der Terrasse, wo wir eine Mafia Familie spielten, die einen Mord aufzuklären hatte. Nebenbei gab es ein 3-Gänge Menü, gekocht von den Gastgebern, von dem ich nicht besonders viel aß. Gegen 1 Uhr nachts verließ ich heimlich die Feier, da ich einen Anruf bekam, der mich sehr ängstigte und aufgrund dessen ich nur nach Hause wollte (ca eine Woche zuvor fingen diese Anrufe an, mit unterdrückter Nummer, immer nachts, der Anrufer legte immer sehr schnell auf). Angehalten wurde ich um 1.02 Uhr, meine Freunde hatten die Polizei alarmiert als ihnen auffiel, dass ich weg war.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
18 Uhr 0,1l Sekt
19 - 20 Uhr 0,1l Sekt, 1 Weinschorle mit 0,125l Wein
20-22 Uhr 2 Weinschorle mit 0,125l Wein, 2 Bowle 0,2l (Sekt, Wodka, Wein, gemischte Früchte)
- 0.30 Uhr 2 weitere Weinschorlen 0,125l Wein, 0,1l Sekt
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr etwa 2 Kilometer und wollte nach Hause, nach Kiel zurück.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein. Ich hatte einen Tunnelblick und Schwierigkeiten, das Auto gerade zu fahren.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Der Plan war, in Hamburg zu übernachten. Dazu hatte ich mir Schlafsachen und Zahnbürste mitgenommen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Im Nachhinein, wo ich mich mit dem Thema eingehender beschäftigt habe, muss ich eingestehen, zweimal am nächsten Morgen sehr wahrscheinlich mit Restalkohol gefahren zu sein. Ich war mir der Abbaugeschwindigkeit von Alkohol im Blut nicht bewusst. Inzwischen weiß ich, dass ich nach einer Feier, bei der ich Alkohol getrunken habe, je nach Menge frühestens am folgenden Abend bzw. am darauffolgenden Tag erst wieder fahren werde!
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Zu meiner Konfirmation mit 14 Jahren durfte ich einen kurzen Sambuca trinken, der hatte 3 Kaffeebohnen und hat nicht geschmeckt.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe regelmäßig im Alter von 17 bis 31 Jahren Alkohol getrunken, wenn ich in einer Disko tanzen war (da ich nur zu bestimmten Anlässen bzw. bestimmter Musik tanzen war, war das maximal einmal im Monat). Zu diesen Anlässen wurde ich immer von einem Freund von Zuhause abgeholt und später von ihm wieder nach Hause gefahren. Des Weiteren habe ich zu meinen Geburtstagen eingeladen und da gab es dann Sekt und Bier (für die Herren, trinke ich nicht). Und mit meinem Papa habe ich zu den besonderen Handballspielen des THW Kiel Wein getrunken, maximal 3 Gläser (à 0,2l) hatte ich dann.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Im Alter von 17 bis etwa 21 Jahren habe ich zu meinen Diskobesuchen noch immer mal Wodka-Sprite getrunken (nach 2 Gläsern à 0,2l hatte ich davon aber auch genug) und ansonsten Biermischgetränke (je nach Länge der "Tanznacht" bis zu 4 Flaschen 0,33l). Diese Diskobesuche kamen von 2011 - 2014 etwa 2 Mal im Monat vor, da wohnte ich damals in Leipzig. Seit ich wieder in Kiel wohne, sind seltener geworden, meistens 1 Mal im Monat. Allerdings trinke ich seit 6 Jahren keinen klaren Alkohol mehr, auch nicht gemischt, da es mir einfach nicht schmeckt und mir zu sehr "knallt". Ich finde die Wirkung meist zu unberechenbar... Seitdem trinke ich ausschließlich Weißwein (vom Winzer) und etwa 2 Mal im Jahr auch Sekt (zu meinem Geburtstag ein Glas oder zu Silvester).
Wenn ich mit meinem Vater zu THW Spielen Wein getrunken habe, dann waren es entweder Spitzenspiele oder entscheidende Spiele (Halbfinale, Finale etc.). Das kam aber auch nicht häufig vor (je nach Saison...). Und dann in etwa 3 Gläser Weißwein, manchmal auch 4.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Als es letztes Jahr zu meiner TF kam, hatte mein Weinkonsum seit Februar 2020 stark zugenommen. Je nach Situation habe ich dann alleine zuhause getrunken oder mit einem Freund zusammen (auch bei mir zuhause).
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich wollte meine Angst und die negativen Gedanken betäuben.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol: meine Laune hellte sich auf, ich sah die Dinge entspannter und war nicht mehr traurig.
Bei viel Alkohol: meine Laune verdüsterte sich, meine Emotionen wurden extremer. War ich zuvor traurig, wurde ich noch trauriger. War ich zuvor gut drauf, wurde ich noch besser drauf. Habe ich mich zuvor über etwas geärgert, wuchs mein Ärger.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Zum Glück hatte es keine Auswirkungen auf mein Leben und Umfeld. Daher "hörte ich den Knall" auch erst, als es zur TF kam.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Nur die Zeit 2020 zwischen Februar und Juli. Im Januar nahm ich mir einen Tag Urlaub, um meinen Vater ins Krankenhaus zu einigen Untersuchungen zu begleiten. Ich wusste zu dem Zeitpunkt gar nicht genau, worum es ging, bzw. hatte er mir nur von einem Blutwert erzählt, der seit Jahren deutlich zu hoch war und im Krankenhaus näher untersucht werden sollte. Ich wusste nicht, was das bedeuten sollte. Eine Woche später kam die Diagnose: eine Form von Blutkrebs. Seitdem war ich wie betäubt. Ich realisierte langsam, was das bedeutete und wie das schief gehen konnte. Gleichzeitig kam Corona und meine Sorgen um meinen Vater wuchsen. Da ich für ihn allerdings eine Gefahr darstellte (ich bin Erzieherin), musste ich mich von ihm fernhalten. Ich war also völlig hilflos und durfte ihn nicht einmal großartig besuchen, als seine Chemotherapie begann. Ich griff also vermehrt zur Weinflasche... Im April, 2 Wochen vor meinem Geburtstag erhielt ich die Nachricht, dass meine Oma (96 Jahre) in einem Pflegeheim in Hamburg am Coronavirus erkrankt sei. Der nächste Schock. Ich durfte auch sie natürlich absolut nicht besuchen.. Sie verabschiedete sich am Telefon von mir... eine Woche nach ihrer Infektion starb sie daran. Mein Alkoholkonsum erreichte ein neues Level (ca. 3 Mal die Woche, manchmal sogar 2 Flaschen à 0,7l).
Anfang Juli fingen dann "die Anrufe" an. Immer nachts, wenn ich schlief, immer unterdrückte Nummer. Ein einziges Mal schaffte ich es, ranzugehen, bevor wieder aufgelegt wurde. Aber da wurde nichts gesagt, und dann wieder aufgelegt. Ich fühlte mich bedroht, sie machten mir Angst. Ich lebe alleine und bin Single, habe teilweise nachts sogar eine Glasflasche vor meine Wohnungstür gestellt, damit ich wach werde, sollte nachts jemand in meine Wohnung kommen. Am Tatabend bekam ich ebenso einen Anruf.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, ich habe mich mit 17 Jahren mal übergeben müssen, weil ich zu viel getrunken habe. Seitdem nie wieder.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher (im Alter von 17 bis 30 Jahren) war ich jemand, der bei Diskobesuchen getrunken hat und gelegentlich am Wochenende zu Anlässen (Genusstrinker). Als es dann problematisch wurde (Februar 2020) benutzte ich den Alkohol um mich zu betäuben.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Seit 1,5 Wochen trinke ich keinen Alkohol mehr. Das soll erstmal so bleiben.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
am 6. Februar
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Bis zum 6. Februar habe ich manchmal am Wochenende etwas getrunken, wenn ich Besuch von einem Freund bekam und mit ihm Karten gespielt habe oder wir uns alte Handballspiele bei YouTube angesehen haben.
Momentan trinke ich keinen Alkohol, damit sich mein Körper gänzlich regenerieren kann, damit ich stets weiß, wie es mir wirklich geht (und das nicht verschleiert wird durch Alkoholkonsum), und natürlich, weil ich eine Haaranalyse im April/Mai plane.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich möchte einen kompletten Cut! In ein paar Monaten schaue ich dann, wie ich mich damit fühle und ob ich den Alkohol überhaupt "brauche".
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Eigentlich war das ausschließlich mein eigener Wille gepaart mit meiner Überzeugung... Umstellungsphase? Da gibt es keine, ich lasse es einfach bleiben.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich schlafe besser an den Wochenenden, bin früher wach und voller Tatendrang für den kommenden Tag.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe mich sehr lange, oft und eingehend mit meiner Tat beschäftigt, und auch mit meinem Trinkverhalten, das ihr vorausging. Dadurch ist mir klar geworden, dass ich den Alkohol nicht mehr als Genussmittel genutzt habe, sondern dazu benutzt, mich zu betäuben und meine negativen Gedanken zu verdrängen. Inzwischen habe ich die Gründe und mein Fehlverhalten aufgearbeitet und mir neue Strategien angeeignet, um mit derart negativem "Stress" umzugehen: Ich habe begonnen, Yoga zu machen, koche deutlich mehr für mich selbst, als vorher und gehe viel spazieren. Dieses veränderte Verhalten führt dazu, dass ich entspannter bin und die Ruhe bewahre. Ich habe eingesehen, dass es gar nichts bringt, schlechte Stimmung und Angst im Alkohol zu ertränken, sondern dies noch wesentlich schlimmer macht. Meine Motivation, mich körperlich zu fordern, hat deutlich zugenommen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein, denn alleine der Schock nach meiner Tat hat mich auf den harten Boden der Tatsachen zurück geholt. Ich bin übermäßig erleichtert, dass ich in besagter Nacht niemandem Schaden zugefügt habe! In den ersten Tagen nach meiner Trunkenheitsfahrt hatte ich Angst vor mir selbst, da ich mich nicht wiedererkannt habe und mir niemals zugetraut hätte, so einen Mist zu fabrizieren! Mit den Wochen, die dann folgten, setzte ich mich dann aber ehrlich und reflektiert damit auseinander und erkannte meine Fehler, die dazu geführt hatten. Aus ihnen habe ich gelernt und weiß jetzt, dass es völlig destruktiv ist, was ich getan habe.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Wenn ich in Zukunft mit dem Auto fahren möchte, werde ich keinen (!) Alkohol konsumieren. Das eine gehört nicht zu dem anderen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.